Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
Vom Netzwerk:
sagte Alex. »Es ist doch pervers, was Menschen anderen Kreaturen antun. Auch den Tieren, die sie fressen. Das halbe Münsterland, das ist doch heute ein Guantánamo für Schweine.«
    »Wollt ihr trotzdem was essen?«, unterbrach ihn die Schwarzhaarige mit der Brille, die in der Tür stand. Lara, wenn Mondrian ihren Namen richtig in Erinnerung hatte.
    »Frisst du etwa auch Fleisch?«, fragte Alex, während sie Lara in die Küche folgten.
    »Ich? Ich brauche alle vier Wochen unbedingt eine Currywurst, richtig scharf. Hinterher bereue ich das sofort wieder.« Mondrian setzte sich mit den anderen an einen ramponierten Tisch, auf dem ein Topf mit undefinierbarem Inhalt dampfte. »Außerdem bin ich Klimasünder, Vielflieger und jemand, der bei der Mülltrennung manchmal ein bisschen pfuscht.«
    »Und? Gar kein schlechtes Gewissen?« Speedy war schwer zu verstehen, weil er geräuschvoll von der Suppe schlürfte.
    »Doch. Genauso wie du, nehme ich an. Alle deine Computer laufen auf Stand-by, hab ich gesehen. Aber ich versuche, mich zu bessern. Ab und zu zahle ich bei Flugreisen einen Ablass an Atmosfair.«
    »Diese Prämie, mit der Projekte in der Dritten Welt finanziert werden? Biogas-Kocher in Indien zum Beispiel, die sie mit Kuhdung betreiben?«
    »Da wird aus Scheiße Gold gemacht«, stellte Edda fest, während sie auf etwas herumkaute. »Hier kassieren ein paar Moralisten ab, aber niemand weiß, wie viel von dem Geld dort unten überhaupt ankommt. Das Einzige, was wirklich zählt, ist Verzicht.«
    »Na prima«, erwiderte Mondrian, »fröhlich verzichten. Pullover stricken, Rad fahren, die selbst gezogenen Möhren aus dem eigenen Balkonkasten verzehren. Ist es das, wovon Gutmenschen träumen?«
    »Und wenn schon, dann müssten wir auch nicht zurück auf die Bäume«, mischte sich Ricarda ein. Sie war gerade aus dem Bad gekommen, die Haare noch nass, die Fingernägel dunkel lackiert, ihr einziges Zugeständnis an die Kosmetikindustrie. »Manchmal ist weniger mehr.«
    Sie musterte Mondrian mit einem provozierenden Blick. »Oder bist du so ein Träumer, der glaubt, die Technik würde alle unsere Probleme lösen? Wie diese Forscher in den USA, die das Klima retten wollen, indem sie riesige Spiegel ins Weltall schießen, um die Sonnenstrahlen abzuhalten und den Himmel zu verdunkeln?«
    Ihre Augen funkelten, als sie tief Luft holte. »Als hätte die Erde ein Thermostat, das man einfach runterdrehen könnte.«
    »Und für so einen Mega-Scheiß wollen die auch noch Milliarden ausgeben«, sagte Speedy, »genau wie für ihre ›Star Wars‹. Da macht unser Gandhi seinen Sternenkrieg billiger.«
    Mondrian zog fragend eine Augenbraue hoch, weil er nicht wusste, warum die anderen lachten.
    Speedy wandte sich dem Zopfträger zu. »Willst du dem Alien aus der fremden Galaxie nicht mal zeigen, wie du gegen die Bösen kämpfst?«
    Der dürre Mann mit den gelblichen Zähnen stand schweigend auf und führte Mondrian in den hinteren Teil der Wohnung. In einer Ecke seines abgedunkelten Raums stand eine indische Götterfigur mit acht Armen, umgeben von blinkenden Leuchtschlangen und verloschenen Räucherstäbchen. Darüber war von Wand zu Wand eine Kette gespannt, an der abgebrochene Mercedes-Sterne baumelten. So viele, dass Mondrian gar nicht den Versuch machte, sie zu zählen.
    »Schon länger Daimler-Fan?«
    »Seitdem ich aus Indien zurück bin«, kicherte Gandhi. »Dort hab ich endlich begriffen, dass wir hier die falschen Götter anbeten. Blechkarossen. Deswegen zerkratze ich jetzt gern mal fette neue Kisten.«
    Er zog ein Spritzbesteck aus einem Beutel und begann, über einer Kerze weißes Pulver in einem Löffel aufzukochen.
    »Jetzt bin ich endlich bei Menschen gelandet, die für die Schöpfung kämpfen, mit allen Mitteln. Und ich will auch mal was Sinnvolles tun.« Seine Stimme war ganz leise geworden. »Ich werde bald eine Bombe in einem Autosalon zünden.«
    »Eine Bombe?«
    »Na ja, ‘ne Rauchbombe. Ich bin aus Prinzip gegen Gewalt. Die meisten hier finden es allerdings Asche, wenn man keine harten Aktionen mitmacht. Die wollen noch ganz andere Sachen machen.«
    »Was denn?«
    Ausweichend schaute er zur Seite. »Vielleicht was in Gorleben. Jedenfalls sprechen sie darüber, seit ein paar Wochen …«
    »Und was soll da passieren?«
    »Keine Ahnung.« Gandhi kicherte wieder und zog das Heroin auf eine Spritze. »Frag Gypsy.«
    Er wandte sich ab und konzentrierte sich mit jeder Faser seines verschorften Körpers darauf, die Nadel

Weitere Kostenlose Bücher