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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Positives. Was Spaß macht. Vielleicht was mit vögeln.«
    »Mit Vögeln?«
    »Ja. Siehst du?« Sie zeigte auf ihr Shirt mit einem stilisierten Baum, auf dem »f f f« stand.
    »Das bedeutet ›fuck for forest‹. So eine Non-Profit-Organisation, die mit Pornoaufnahmen Regenwaldprojekte in Costa Rica unterstützt. Gegründet in Norwegen oder Schweden, ich weiß nicht genau, jetzt sind die in Berlin. Vielleicht mache ich da mit.«
    »Im Ernst?«
    » Why not? Die stellen Filme von Freiwilligen ins Netz, die man für fünfzehn Dollar im Monat anschauen kann. Damit werden neue Bäume gepflanzt. Ist doch geil, oder?«
    » Bullshit! Das glaubst du auch noch?« Die Adern an Karstens Schläfen schwollen bedrohlich an.
    »Das sagen sie auf ihrer Website.« Angel schaute ihn böse an. »Ist jedenfalls besser, als wenn man noch Geld bezahlen muss.«
    »Was für Geld?«, fragte Mondrian, während er den Mann neben sich anschaute.
    Karsten kratzte sich am Schädel. »Ach, ich habe mir ein paar Strafbefehle gefangen. Aber die zahle ich sowieso nicht, weil der Staat das bloß für so ‘nen Schwachsinn wie S21 verballert.«
    »Und wofür die Strafbefehle?«
    »Alles Mögliche. Wir haben mal Champagnerpullen in ‘nem Supermarkt enteignet, Böller in den Garten von einem Politiker-Arsch geschmissen, Bundeswehr-Bullis abgefackelt …«
    »Ich dachte, ihr kämpft für die Umwelt. Was hat das mit Öko zu tun?«
    »Kapierst du das nicht, Mann?«, mischte sich einer der Lenin-Bärte ein. »Das ist doch gerade das Neue, dass sich jetzt ganz verschiedene Leute zusammentun. Das müsst ihr von der Presse doch mal schnallen. Heute gibt es das nicht mehr: hier die lieben Grünen, dort die bösen Linken und Militanten. Heute geht was zusammen, von dem selbst die Bullen keine Ahnung haben. Anarchisten organisieren mit Dritte-Welt-Kids ‘n Punkkonzert gegen die Hungerkrise. Amnesty-Leute verhindern mit Antifaschisten ‘ne Abschiebung …«
    »Oder Rüstungsgegner marschieren mit Klima-Aktivisten in die Frankfurter Börse, um dort die Geschäfte ein bisschen zu stören, bossmäßig gekleidet.« Das kam von dem anderen Zwilling. »Jeder macht halt das, worauf er Bock hat.«
    »Hört sich eher nach Event-Hopping an«, sagte Mondrian.
    »Und wenn schon? Warum sollen nicht unterschiedliche Leute gemeinsame Aktionen durchziehen?«, konterte der erste Lenin. »Sieh dich bloß mal um, wer hier sitzt. Speedy kommt vom Chaos Computer Club und möchte die Welt mit dem Internet retten. Deswegen hackt er gern mal die Rechner von Energieriesen.«
    »Natürlich nur, um billigere Tarife einzuprogrammieren«, feixte der Junge mit den Ohrringen.
    »Und Edda macht mit anderen zusammen Guerilla-Gardening …«
    »Was für ein Ding?« Mondrian drehte sich zu dem Stoppelkopf um.
    »Wir besetzen leer stehende Grundstücke«, erklärte die Rot-Grüne, »um dort Gemüse anzubauen. Für die eigene Küche.«
    »Ich selbst halte mich eher an die klassischen Rezepte.« Lenin 1 wies auf eine Phalanx blauer Marx-Bände aus volkseigener DDR-Produktion, die wie eine Ehrenformation in einem Regal aufgereiht waren, nicht weit vom »Baader-Meinhof-Komplex« und den Selbstbekenntnissen des RAF-Manns Karl-Heinz Dellwo mit dem Titel »Das Projektil sind wir«.
    Mondrian ließ seinen Blick weiter über die Buchrücken wandern. Er entdeckte Schriften über Anarchismus, die Weisheiten von Mao und Anleitungen zur Meditation. Neben Readern über Atomkraft fielen ihm unten im Regal Broschüren auf, die teilweise aufgeblättert waren und so aussahen, als wären sie erst vor Kurzem aus der Hand gelegt worden. Über die Niedrigstrahlung von Kernkraftwerken, über Gorleben, das Endlager Asse. Auch über die GKSS in Geesthacht und die Leukämiefälle in der Elbmarsch.
    Zu gern hätte er sie sich näher angesehen, aber davor war eindeutig Sperrgebiet. Fünf Beagles hatten das Territorium vor dem Regal besetzt und schnappten nach jedem, der ihnen zu nahe kam. »Noch ein bisschen nervös«, erklärte Alex, der füllige Riese mit den sanften Augen, um dessen Beine sie lagerten, »die haben gerade erst Asyl bei mir bekommen. Gibt noch mehr davon. Willste mal sehen?«
    In vorsichtigem Abstand folgte Mondrian ihm in ein Zimmer, das wie ein Tierheim aussah und auch so roch. Auf wenigen Quadratmetern balgten sich Hunde und Katzen, an eine Wand waren Fotos von Tierversuchen mit Stromstößen gepinnt. »Deswegen bin ich Tierbefreier geworden, ich hole möglichst viele Viecher aus den Laboren«,

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