Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
schafften sie es schließlich, Nancy zu befreien.
    Nancy schnappte sich die Tasche mit den Pharmazeutika, und sie rannten los. Sie hatten kein konkretes Ziel, hofften aber inständig, daß der Laden einen Hinterausgang hatte. Statt dessen fanden sie sich plötzlich in einem nicht enden wollenden Kühlhaus wieder.
    Als sie die hinterste Ecke erreichten, bogen sie in den äußeren Gang ein und rannten weiter. Sie glaubten immer noch, an der Längsseite des Gebäudes irgendwo auf eine Tür zu stoßen. Doch sie kamen nicht weit. Plötzlich sahen sie vor sich ein paar schattenhafte Gestalten um die Ecke biegen. Einige hatten Taschenlampen bei sich.
    Cassy und Nancy entfuhr gleichzeitig ein ängstliches Wimmern. Was ihnen am meisten Furcht einflößte, waren die Augen der Gestalten. Im Halbdunkeln glühten sie wie entfernte Galaxien am Nachthimmel.
    Panisch machten sie kehrt, doch im selben Augenblick sahen sie eine zweite Gruppe auf sich zukommen. Sie drängten sich eng aneinander und blieben stehen. Die Gestalten kamen immer näher. Schließlich konnten Cassy und Nancy ihre Gesichtszüge erkennen. Es waren etwa gleich viele Männer wie Frauen, und es waren Ältere und Jüngere unter ihnen. Alle hatten glühende Augen, und ihr Grinsen wirkte aufgesetzt. Für ein paar Sekunden passierte nichts Besonderes. Die Infizierten umzingelten sie und drängten immer näher an sie heran. Cassy und Nancy standen Rücken an Rücken, die Hände auf den Mund gepreßt. Die Tüte mit den Pharmazeutika hatte Nancy vor Schreck fallengelassen.
    Plötzlich schrie Cassy wie entsetzt auf. Einer der Infizierten hatte nach ihrem Handgelenk geschnappt. Ein kalter Schauer jagte ihr den Rücken hinunter.
    »Cassy Winthrope, nehme ich an«, sagte der Mann und lachte kurz auf. »Was für eine schöne Überraschung. Man hat Sie vermißt.«
     
    Pitt trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad von Jesses Wagen herum. Jonathan rutschte nervös auf dem Beifahrersitz hin und her. Sie machten sich große Sorgen.
    »Wie lange warten wir jetzt schon?« fragte Jonathan. »Sie sind seit genau fünfundzwanzig Minuten überfällig«, erwiderte Pitt.
    »Was sollen wir nur machen?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Pitt. »Dabei hatte ich eigentlich damit gerechnet, daß wir beide Ärger bekommen würden.«
    »Solange wir immer schön gegrinst haben, hat sich niemand um uns geschert«, stellte Jonathan fest. »Egal, was wir getan haben.«
    »Warte hier!« sagte Pitt plötzlich. »Ich sehe im Supermarkt nach, was los ist. Wenn ich in einer Viertelstunde nicht wieder da bin, fährst du zur Hütte.«
    »Und wie kommst du dann zurück?« jammerte Jonathan.
    »Kein Problem«, erwiderte Pitt. »Hier stehen doch massenweise Autos herum.«
    »Aber…«
    »Mach es so, wie ich gesagt habe!« sagte Pitt. Er stieg aus und verschwand eilig in der Dunkelheit. Als er das Waldstück hinter sich gelassen hatte, erreichte er eine Straße, die in Richtung Supermarkt führte. Er vermutete, daß er etwa sechs Blocks zu gehen hatte und dann noch einmal abbiegen mußte. Direkt vor ihm verließ gerade ein Mann sein Haus und steuerte auf ihn zu. Pitt sah, daß seine Augen glühten. Obwohl er am liebsten sofort die Flucht ergriffen hätte, zwang er sich, sein Gesicht zu einem breiten Grinsen zu verziehen, so wie Jonathan und er es auch im Krankenhaus gemacht hatten. Er hatte an diesem Abend schon so viel gegrinst, daß ihm sämtliche Gesichtsmuskeln wehtaten.
    Es kostete ihn unendlich viel Nerven, so nah an einem Infizierten vorbeizugehen. Er mußte nicht nur ununterbrochen grinsen, er mußte zudem darauf achten, seinen Blick starr nach vorne zu richten. Jonathan und er hatten die Erfahrung gemacht, daß sie sich mit jedem Augenkontakt verdächtig machten. Der Mann ging an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Pitt seufzte erleichtert auf. Was für ein Leben, sinnierte er. Wie lange konnten sie dieses Katz-und-Maus-Spiel mitmachen? Er bog um die Ecke und steuerte auf den Supermarkt zu. Als erstes fielen ihm ein paar vor dem Laden parkende Autos auf. Was ihn beunruhigte, war, daß die Scheinwerfer eingeschaltet waren. Als er näherkam, hörte er, daß auch die Motoren liefen. Ein paar eng nebeneinander hergehende Gestalten verließen gerade den Laden und stiegen in die Autos. Türen knallten zu. Pitt wagte sich ein paar Schritte vor und duckte sich im Schatten eines Gebäudeeingangs. Im selben Augenblick fuhren die Autos los. Sie kamen in seine Richtung und formierten sich zu einer Kolonne. Pitt

Weitere Kostenlose Bücher