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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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verkroch sich in seinem Unterschlupf. Ein paar Sekunden später fuhr der erste Wagen in nur sechs Metern Entfernung an ihm vorbei. In der Ausfahrt blieb er kurz stehen, so daß Pitt einen flüchtigen Blick auf die grinsenden Gesichter der infizierten Insassen werfen konnte. Dann bog der Wagen in die Straße ein.
    Die anderen Autos folgten. Als der letzte an der Ausfahrt anhielt, stockte Pitt der Atem. Ein eiskalter Schauer jagte ihm den Rücken herunter. Auf dem Rücksitz saß Cassy! Spontan trat er einen Schritt nach vorne, ohne an die Folgen zu denken. Für einen Augenblick erwog er, auf das Auto zuzustürmen und die Tür aufzureißen. Während er unschlüssig in dem gedämpften Licht stand, wandte Cassy plötzlich ihren Kopf in seine Richtung.
    Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Pitt stürmte auf den Wagen zu, doch Cassy schüttelte den Kopf. Im nächsten Augenblick war es bereits zu spät. Das Auto fuhr an, beschleunigte und verschwand in der Nacht. Pitt taumelte zurück in den dunklen Hauseingang. Er war wütend, weil er nichts unternommen hatte. Doch tief in seinem Inneren wußte er, daß es sowieso aussichtslos gewesen wäre.

 
    Kapitel 17
    5.15 Uhr
    D er schillernde Nachthimmel über der Wüste wurde immer heller. Bis vor wenigen Augenblicken hatten noch unzählige Sterne gefunkelt, doch nun verhießen erste rötlichblaue Schattierungen am östlichen Horizont den Anbruch eines neuen Tages. Beau stand auf der Terrasse vor seinem Schlafzimmer. Als man ihm die gute Nachricht überbracht hatte, war er hinausgegangen, um die herrliche Nachtluft zu genießen. Er konnte es kaum erwarten, die letzten Minuten schienen sich endlos hinzuziehen. Gleich würden sie da sein; er hatte das Auto schon die Auffahrt hinauffahren und vor dem Gebäude aus seinem Blickwinkel verschwinden sehen.
    Er hörte Schritte im Schlafzimmer, kurz darauf trat jemand durch die Terrassentür. Doch er drehte sich noch nicht um. Er konnte seinen Blick nicht vom östlichen Horizont abwenden, wo gleich die Sonne aufgehen und ein neuer Tag beginnen würde. Ein wahrhaftiger Neubeginn.
    »Sie haben Besuch«, sagte Alexander. Dann zog er sich wieder zurück und schloß die Tür.
    Beau beobachtete, wie am Horizont die ersten goldenen Sonnenstrahlen emporkrochen. Er spürte eine seltsame Unruhe in seinem Körper. Einerseits war ihm klar, warum er so aufgedreht war, doch andererseits war ihm dieses Gefühl auch rätselhaft und unheimlich.
    »Hallo, Cassy«, brach er schließlich das Schweigen. Dann drehte er sich langsam um. Er trug eine dunkle Samtrobe. Cassy hob ihre Hände, um die Sonnenstrahlen abzuschirmen. Das Licht war so hell, daß sie von Beaus Gesicht lediglich einen Schattenriß erkennen konnte.
    »Bist du es, Beau?« fragte sie.
    »Natürlich bin ich es«, erwiderte Beau und ging auf sie zu. Als sie ihn deutlicher sah, stockte ihr der Atem: Beau war noch weiter mutiert. Das kleine Stück Haut hinter seinem Ohr, das sie bei ihrem ersten Besuch im Institut versehentlich berührt hatte, erstreckte sich jetzt über seinen ganzen Hals und reichte bis ans Kinn, stellenweise sogar bis zu seinen Wangen hoch. Seine Kopfhaut sah aus wie eine Patchworkdecke aus dünnem Haarflaum und der Haut eines Außerirdischen. Er grinste zwar immer noch, aber sein Mund wirkte inzwischen verkniffen und schmal. Seine Zähne waren nach hinten gerückt und gelb geworden, die Augen hatten keine Iris mehr und lagen in tiefen, dunklen Höhlen. Er mußte ständig blinzeln, wobei, anders als beim Menschen, die unteren Lider nach oben klappten. Cassy schreckte entsetzt zurück.
    »Hab keine Angst«, sagte Beau. Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme.
    Cassy erstarrte, als sie seine Finger auf ihrem Körper spürte. Sie hatte das Gefühl, von einer Schlange umwickelt zu werden. Außerdem stank er fürchterlich. Er roch wie ein Tier. »Bitte, Cassy«, sagte er, »du mußt keine Angst haben. Ich bin es, Beau.«
    Cassy antwortete nicht. Sie mußte sich mit aller Gewalt zusammenreißen, nicht laut loszuschreien. Beau beugte sich ein wenig nach hinten, so daß ihr nichts anderes übrigblieb, als in sein verwandeltes Gesicht zu sehen.
    »Ich habe dich sehr vermißt«, sagte er.
    Cassy riß sich von ihm los und schrie. Beau war total perplex.
    »Wie kannst du nur behaupten, daß du mich vermißt hast?« fuhr sie ihn an. »Du bist nicht mehr Beau.«
    »Natürlich bin ich Beau«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich werde immer Beau bleiben. Aber ich bin

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