Grünes Gift
machte sich sofort an die Arbeit. Routiniert legte sie die Injektionskanüle und verabreichte Cassy eine kräftige Dosis des monoklonalen Antikörpers.
»Haben Sie nach der ersten Injektion irgendwelche Nebenwirkungen gespürt?« fragte sie, während sie die Infusion kurzfristig beschleunigte, um auch den letzten Tropfen der Antikörperflüssigkeit so schnell wie möglich in Cassys Organismus zu befördern.
Cassy schüttelte den Kopf.
»Es ist alles glattgegangen«, bestätigte Pitt. »Sie hat zwar so entsetzlich gehustet, daß mir angst und bange wurde, aber ich glaube, der Anfall hatte nichts mit der Injektion zu tun.« Sheila schloß Cassy an einen Herzmonitor an. Ihr Herz schlug normal.
»Danke, daß Sie mich haben herkommen lassen«, brachte Cassy hervor. »Ich weiß, daß Sie ein großes Risiko eingehen.«
»Wir sind froh, daß Sie bei uns sind«, versuchte Harlan sie zu beruhigen und stupste sie freundschaftlich am Knie. »Wer weiß denn schon, was noch passiert? Vielleicht sind wir zwei ja einmal wertvolle Versuchskaninchen.«
»Gerne«, antwortete Cassy.
»Haben Sie Hunger?« fragte Sheila.
»Kein bißchen. Aber ein paar Aspirin wären nicht schlecht.« Sheila sah Pitt an und grinste. »Ich glaube, von jetzt an kümmert sich Dr. Henderson um Sie. Dann können Harlan und ich uns wieder an die Arbeit machen.«
Harlan ging als erster, Sheila folgte ihm. Kurz vor der Luftschleuse drehte sie sich noch einmal um und winkte Jonathan.
»Kommst du? Ich glaube, wir sollten unsere Patientin eine Weile mit ihrem Arzt alleine lassen.« Schweren Herzens folgte Jonathan der Aufforderung.
»Du hast nicht übertrieben«, sagte Cassy. »Hier scheint es wirklich alles zu geben. Es ist unglaublich.«
»Du sollst alles bekommen, was du brauchst«, entgegnete Pitt. »Als erstes hole ich dir eine Packung Aspirin.« Er brauchte ein paar Minuten, bis er die Aspirintabletten gefunden hatte. Cassy war inzwischen eingeschlafen, wachte aber wieder auf, als er die Tür zum Quarantäneraum öffnete.
»Ich wollte dich nicht stören«, sagte Pitt.
»Kein Problem«, erwiderte Cassy. Sie schluckte eine Tablette und sank zurück in ihr Kissen. Dann klopfte sie auf die Bettkante.
»Setz dich einen Augenblick«, bat sie ihn. »Ich muß dir noch erzählen, was Beau mir alles verraten hat. Der Alptraum nimmt immer grauenvollere Dimensionen an.«
Dröhnende Rotorblätter und das Donnern eines Motors erschütterten die Stille der Wüste. Der Huey-Militärhubschrauber jagte im Tiefflug über die Wüste. In dem Helikopter saß Vince Garbon. Er sah durch ein Fernglas und wies den Piloten an, der asphaltierten Straße zu folgen, die sich wie ein dunkler Streifen durch den Sand zog. Auf den beiden hinteren Plätzen saßen zwei Polizisten aus Vince’ ehemaliger Einsatztruppe.
»Unserer letzten Information zufolge ist das Fahrzeug diese Straße entlanggefahren!« schrie Vince dem Piloten zu und versuchte, den Motorenlärm zu übertönen. Der Pilot nickte.
»Ich sehe da vorne etwas!« rief Vince. »Scheint eine Tankstelle zu sein. Aber ich erkenne auch ein Fahrzeug, auf das die Beschreibung passen könnte.«
Der Pilot drosselte den Vortrieb, während Vince sich bemühte, das Fernglas so ruhig wie möglich zu halten.
»Ja«, stellte er fest. »Das ist der Wagen, den wir suchen. Gehen Sie runter. Das sehen wir uns mal aus der Nähe an.«
Der Hubschrauber senkte sich zur Erde. Je tiefer er kam, desto mehr Sand und Staub wirbelte er auf. Als die Kufen fest auf dem Boden standen, stellte der Pilot den Motor ab. Die schweren Rotorblätter wurden langsamer und blieben schließlich stehen. Vince stieg als erster aus.
Zunächst überprüfte er das Fahrzeug. Als er die Tür öffnete, spürte er sofort, daß Cassy in dem Wagen gesessen hatte. Dann warf er einen Blick in den Kofferraum. Er war leer.
Die beiden ehemaligen Polizisten gaben Vince zu verstehen, daß sie sich das Gebäude von innen ansehen wollten und gingen hinein. Vince blieb draußen und ließ seinen Blick zum Horizont schweifen. Es war so heiß, daß die Luft vor Hitze flirrte. Die Polizisten kamen zurück und schüttelten die Köpfe. Sie hatte Cassy nicht gefunden.
Vince bedeutete ihnen wortlos, wieder in den Hubschrauber zu steigen. Er war nahe dran, das spürte er. Zu Fuß konnte sie in dieser gnadenlosen Hitze nicht weit gekommen sein.
Pitt betrat das Labor. Sheila, Harlan und Jonathan waren so in ihre Arbeit vertieft, daß sie nicht einmal die Köpfe hoben.
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher