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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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den Schußwunden, die Sie schon gesehen haben.«
    »Stimmt«, entgegnete Jesse. »Sieht nicht nach einer Schußverletzung aus.«
    »Auf gar keinen Fall«, bekräftigte Curtis. »Sehen Sie sich doch mal den Rand an. Das Gewebe ist völlig verätzt. Und was ist mit dem fehlenden Gewebe und den Knochen passiert? Sie haben ja behauptet, am Fundort seien weder Blut- noch Gewebereste entdeckt worden.«
    »Ja, rein gar nichts«, bestätigte Jesse. »Jedenfalls kein Blut oder Gewebe. Wir haben nur geschmolzene Glasscheiben und Möbelstücke gefunden.«
    »Geschmolzene Möbel?« fragte Curtis, während er die Leber aus der Waagschale nahm und sich die Hände an seiner Schürze abwischte. »Wie soll ich das denn verstehen?« Curtis staunte nicht schlecht, als Jesse ihm beschrieb, wie man den Raum vorgefunden hatte. »Ist ja unglaublich«, brachte er hervor.
    »Haben Sie jetzt vielleicht eine Idee?« hakte Jesse nochmals nach.
    »Könnte sein«, erwiderte Curtis. »Aber was ich Ihnen sage, wird Ihnen nicht gefallen. Mir gefällt es auch nicht. Es ist der reinste Wahnsinn.«
    »Schießen Sie los!« forderte Jesse den Pathologen auf. »Zuerst möchte ich Ihnen etwas zeigen«, sagte Curtis und ging zu einem Beistelltisch. Mit einem Paar Wundsperrer kam er zurück. Er klemmte dem Toten die Instrumente zwischen Ohr- und Unterlippe und präsentierte den Polizisten die Zähne. Das Gesicht des Toten war zu einer grauenhafte Fratze verzerrt. »Sieht super aus«, bemerkte Vinnie. »Wollen Sie, daß ich Alpträume bekomme?«
    »Okay, Doc«, sagte Jesse. »Was soll ich da sehen - außer daß der Mann verdammt schlechte Zähne hatte? Sieht so aus, als hätte er sein ganzes Leben lang keine Zahnbürste in die Hand genommen.«
    »Schauen Sie sich den Zahnschmelz an den Schneidezähnen an«, forderte Curtis ihn auf. »Tue ich«, entgegnete Jesse. »Er sieht ein bißchen verhunzt aus.«
    »Ganz genau«, stimme Curtis ihm zu. Er nahm die Instrumente wieder aus dem Mund des Toten und legte sie auf den Tisch. »Jetzt reden Sie nicht so lange um den heißen Brei«, drängte Jesse. »Was ist mit dem Mann passiert?«
    »Mir fällt nur eins ein, was Zahnschmelz zerstören kann«, erwiderte Curtis. »Akute Strahlenverseuchung.« Jesse fiel die Kinnlade herunter.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß meine Vermutung Ihnen nicht gefallen wird«, sagte Curtis.
    »Jesse freut sich schon auf die Rente«, schaltete Vince sich ein. »Sie sollten ihn nicht so auf die Schippe nehmen.«
    »Ich meine es vollkommen ernst«, erklärte Curtis. »Eine tödliche Strahlendosis ist die einzige Erklärung. Alles deutet darauf hin; das Loch in der Hand, die Veränderungen am Zahnschmelz und sogar die Linsentrübung, die bei der Betriebsuntersuchung letztes Jahr noch nicht diagnostiziert wurde.«
    »Und was ist dem armen Teufel Ihrer Meinung nach zugestoßen?« wollte Jesse wissen.
    »Ich weiß, daß es verrückt klingt, was ich Ihnen jetzt erzählen«, warnte Curtis die beiden Polizisten. »Aber meiner Meinung nach gibt es nur eine Möglichkeit, die als Erklärung in Betracht kommt: Wir müssen annehmen, daß jemand dem Mann eine glühendheiße Kugel Plutonium in die Hand gedrückt hat, die sich durch sein Fleisch gebrannt und ihn einer enormen Strahlendosis ausgesetzt hat. Einer unvorstellbar hohen Dosis übrigens.«
    »Das ist doch völlig absurd«, entgegnete Jesse. »Ich weiß, daß Ihnen meine Theorie nicht gefällt«, gestand Curtis.
    »Wir haben keinerlei Plutonium am Fundort entdeckt«, gab Jesse zu bedenken. »Haben Sie überprüft, ob die Leiche radioaktiv strahlt?«
    »Natürlich«, erwiderte Curtis. »Schon um meiner eigenen Gesundheit willen.«
    »Und?«
    »Sie strahlt nicht«, erklärte Curtis. »Ansonsten würde ich wohl kaum bis zu den Ellbogen in der Leiche herumfuhrwerken.«
    Jesse schüttelte den Kopf. »Das wird ja immer schlimmer. Plutonium, so ein Mist! Das hieße, wir müßten den inneren Notstand ausrufen. Ich sollte wohl schnellstens jemanden ins Krankenhaus schicken, um sicherzustellen, daß es auch wirklich keine heiße Spur gibt. Kann ich mal Ihr Telefon benutzen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Curtis.
    Alle sahen auf, als Michael Schonhoff, einer der Sektionsgehilfen, fürchterlich hustete. Er stand gerade am Waschbecken und spülte die inneren Organe aus. Es dauerte mehrere Minuten, bis der Anfall vorüber war.
    »Mein Gott, Mike«, sagte Curtis. »Das klingt aber gar nicht gut. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber Sie sehen aus

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