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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Clyde.
    »Nein«, erwiderte Sheila. »Wir haben es nicht einmal geschafft, das Virus zu isolieren.«
    »Das ist aber komisch«, bemerkte Clyde. »Das einzige, was uns immer wieder aufgefallen ist, ist eine deutliche Erhöhung der Lymphokine im Blut«, sagte Sheila und reichte Clyde eine weitere Graphik. »Mein Gott!« staunte Clyde. »Die Werte sind ja wirklich enorm. Und Sie sagen, die Kranken zeigen alle die typischen Grippesymptome?«
    »Ja«, erwiderte Sheila. »Allerdings deutlich stärker als gewöhnlich, und sie beschränken sich im großen und ganzen auf die oberen Atemwege. Jedenfalls hatten wir bisher noch keinen Fall von Lungenentzündung.«
    »Aber mit Sicherheit waren bei allen Patienten die Immunsysteme aktiviert«, stellte Clyde fest, während er weiter die Lymphokin-Werte studierte.
    »Der Krankheitsverlauf ist außergewöhnlich kurz«, fuhr Sheila fort. »Im Gegensatz zu einer normalen Grippe erreicht sie ihren Höhepunkt schon nach fünf oder sechs Stunden. Nach zwölf Stunden geht es den Patienten schon wieder recht gut.«
    »Es geht ihnen sogar besser als vor ihrer Erkrankung«, fügte Pitt hinzu.
    Clyde runzelte die Stirn. »Besser?« hakte er nach. Sheila nickte. »Es stimmt. Sobald die Patienten genesen sind, entwickeln sie eine Art Euphorie. Sie scheinen einen regelrechten Energieschub zu bekommen. Das Beunruhigende ist jedoch, daß viele sich auf einmal anders verhalten, so als hätte sich ihre Persönlichkeit verändert. Pitt und Cassy sind hier, um Ihnen von einem solchen Fall zu berichten. Sie haben einen Freund, den sie seit seiner Genesung von der Grippe kaum noch wiedererkennen. Darüber hinaus könnte dieser Freund besonders wichtig sein, weil er womöglich der erste war, der sich mit der merkwürdigen Krankheit infiziert hat.«
    »Sind schon irgendwelche neurologischen Untersuchungen vorgenommen worden?« fragte Clyde.
    »O ja«, erwiderte Sheila, »bei einer ganzen Reihe von Patienten. Aber wir konnten nichts Außergewöhnliches feststellen, auch nicht bei der Untersuchung der Rückenmarkflüssigkeit.«
    »Und wie sind die Befunde bei dem Bekannten von Cassy und Pitt?« fragte Clyde. »Wie heißt er eigentlich?«
    »Beau«, sagte Cassy.
    »Ihn haben wir noch nicht neurologisch untersucht«, erklärte Sheila. »Wir hatten es zwar vor, aber im Moment ist er verreist.«
    »Inwiefern verhält Beau sich denn anders?« fragte Clyde. »In nahezu jeder Hinsicht«, erwiderte Cassy. »Zum Beispiel hat er vor seiner Grippe niemals eine einzige Vorlesung verpaßt. Nach seiner Genesung hat er sämtliche Univeranstaltungen ausfallen lassen. Außerdem steht er nachts auf und geht aus dem Haus, um irgendwelche merkwürdigen Leute zu treffen. Als ich ihn gefragt habe, worüber er mit diesen Leuten geredet hat, hat er mir erzählt, daß sie über die Umwelt gesprochen haben.«
    »Wie ist es mit seinem Bewußtsein für Zeit, Ort und seine eigene Person?« fragte Clyde weiter.
    »Hervorragend«, erwiderte Pitt. »Er wirkt sogar scharfsinniger als vorher. Außerdem scheint er stärker zu sein.«
    »Körperlich?« fragte Clyde. Pitt nickte.
    »Persönlichkeitsveränderungen nach einer Grippe sind ziemlich ungewöhnlich«, erklärte Clyde und kratzte sich geistesabwesend seinen kahlen Kopf. »Aber diese Grippe scheint auch in anderer Hinsicht ungewöhnlich zu sein. Ich habe noch nie von einem so kurzen Krankheitsverlauf gehört. Merkwürdig! Wissen Sie zufällig, ob andere Krankenhäuser in der Umgebung auch von dieser Epidemie betroffen sind?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Sheila. »Aber für die Centers for Disease Control dürfte es wohl nicht schwer sein, das herauszufinden.«
    Ein lautes Pochen an der Tür schreckte Sheila hoch. Da sie ausdrücklich angeordnet hatte, nicht gestört zu werden, befürchtete sie einen weiteren medizinischen Notfall. Statt dessen stand Dr. Halprin in der Tür. Hinter ihm war Richard Wainwright zu sehen, der Leiter des Labors, der bei der Erstellung der soeben von Sheila präsentierten Graphiken mitgewirkt hatte. Richard war knallrot und verlagerte sein Gewicht nervös von einem Bein auf das andere.
    »Hallo, Dr. Miller!« rief Dr. Halprin gut gelaunt. Er hatte sich vollständig von seiner Krankheit erholt und strotzte geradezu vor Gesundheit. »Richard hat mich gerade davon in Kenntnis gesetzt, daß wir offiziellen Besuch haben.« Dr. Halprin ging festen Schrittes auf Clyde zu und stellte sich ihm als der Leiter des Krankenhauses vor. Richard blieb schüchtern in der Tür

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