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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schnell wieder verlassen konnte. Dorthin hatten sich nämlich etliche seiner Kollegen zurückgezogen und die Toilette in ein regelrechtes Lazarett verwandelt. Sie husteten, niesten und schnieften ohne Unterlaß.
    Auf dem Rückweg zu seinem Schreibtisch ging Jesse am Trinkwasserspender vorbei, um sich die Handgelenke zu befeuchten. Dabei passierte er die Asservatenkammer, wo ihn Sergeant Alfred Kinsella erblickte, der in einem käfigartigen Kabäuschen aus Maschendraht hockte. »Hi, Jess!« rief Alfred. »Was gibt’s Neues?«
    »Nicht viel«, erwiderte Jesse. »Was machen deine Blutwerte?«
    »Leider sind sie immer noch schlecht«, erwiderte Alfred. Er räusperte sich und fügte hinzu: »Ich bekomme nach wie vor Transfusionen.«
    Jesse nickte. Wie die meisten seiner Kollegen hatte auch er gelegentlich Blut für Alfred gespendet. Der Mann tat ihm leid. Jesse konnte sich nicht vorstellen, wie man mit einer Krankheit leben konnte, deren Ursache die Ärzte noch nicht einmal zu diagnostizieren imstande waren.
    »Soll ich dir mal etwas Seltsames zeigen?« fragte Alfred und räusperte sich noch einmal. Dann wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt und legte sich die Hand auf die Brust. »Geht es wieder?« fragte Jesse.
    »Ich denke schon«, erwiderte Alfred. »Seit etwa einer Stunde fühle ich mich ziemlich mies.«
    »Dann geht es dir wie den meisten hier«, stellte Jesse fest. »Was willst du mir denn Seltsames zeigen?«
    »Diese kleinen Dinger hier«, erwiderte Alfred. Jesse ging hinter den brusthohen Tresen der Annahmestelle und sah, daß Alfred mehrere schwarze Scheiben vor sich aufgereiht hatte. Jede von ihnen hatte einen Durchmesser von etwa vier Zentimetern. »Was sind das für Dinger?« fragte Jesse. »Ich habe nicht den geringsten Schimmer«, erwiderte Alfred. »Ich hatte gehofft, daß du es mir vielleicht sagen könntest.«
    »Wo kommen die denn her?«
    »Du erinnerst dich doch bestimmt an die schrägen Vögel, die zum erstenmal straffällig geworden sind und die wir in den vergangenen Nächten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder der Abhaltung unangemeldeter Versammlungen unter freiem Himmel eingebuchtet haben.« Jesse nickte. Alle Welt hatte darüber geredet, und ihm selbst war auch schon aufgefallen, daß sich einige Leute in letzter Zeit ziemlich seltsam benahmen.
    »Jeder von diesen schrägen Vögeln hatte einen von diesen schwarzen Miniatur-Frisbees bei sich.« Jesse drückte sein Gesicht gegen den Maschendraht, um sich die mysteriösen schwarzen Scheiben aus der Nähe anzusehen. Sie sahen aus wie kleine Mülleimerdeckel, insgesamt befanden sich etwa zwanzig von ihnen in der Aufbewahrungsstelle. »Hast du eine Ahnung, woraus sie sind?« fragte Jesse. »Wenn ich das bloß wüßte«, erwiderte Alfred. »Jedenfalls sind sie für ihre Größe verdammt schwer.« Er nieste kräftig und putzte sich die Nase.
    »Mal sehen, wie sich die Dinger anfühlen«, sagte Jesse und langte durch eine Öffnung im Maschendraht. Doch bevor er eine der Scheiben zu fassen bekam, drückte Alfred ihm den Arm weg.
    »Vorsicht!« warnte er ihn. »Sie sehen zwar absolut glatt aus, aber sie können stechen. Mir ist allerdings völlig schleierhaft wie; ich habe nirgends eine scharfe Kante entdeckt. Trotzdem haben diese Dinger mich schon mehrmals verletzt. Es ist ein Gefühl, als ob dich eine Biene sticht.«
    Jesse zog seine Hand zurück. Anstatt die Scheibe in die Hand zu nehmen, nahm er einen Kugelschreiber und versuchte sie damit umzudrehen. Zu seiner Überraschung ließ sie sich keinen Millimeter bewegen. Sie mußte in der Tat ziemlich schwer sein. Schließlich gab er auf.
    »Dann muß ich wohl auch passen«, sagte er. »Ich habe keine Ahnung, woraus sie sein könnte.«
    »Danke, daß du sie dir mal angesehen hast«, brachte Alfred zwischen zwei Hustenanfällen hervor.
    »Klingt ja fast so, als ob dein Husten in den letzten Minuten noch schlimmer geworden wäre«, stellte Jesse fest. »Vielleicht solltest du besser nach Hause gehen.«
    »Ich halte es schon noch ein bißchen aus«, entgegnete Alfred. »Mein Dienst hat ja erst um fünf Uhr angefangen.« Jesse ging zu seinem Schreibtisch, um noch eine halbe Stunde zu arbeiten und hörte, daß Alfred erneut von einem Hustenanfall geplagt wurde. Dann krachte es plötzlich. Als er sich umdrehte, war Alfred verschwunden. Er ging zurück an den Tresen und hörte von unten ein dumpfes Pochen, als ob jemand gegen die Schränke treten würde. Jesse lehnte sich über den Tresen und

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