Grünes Gift
Menschen neu erschaffen!«
Die Reporter bestürmten Beau mit Fragen, doch er hob die Hände und brachte sie zum Schweigen. »Heute beantworten wir keine Fragen«, erklärte er selbstbewußt. »Sinn und Zweck dieser Pressekonferenz war es, unser neues Projekt anzukündigen. In einer Woche werden wir die nächste Pressekonferenz abhalten, auf der wir einige Details unseres Vorhabens bekanntgeben werden. Vielen Dank nochmals, daß Sie gekommen sind.«
Obwohl die Reporter ihn weiter mit Fragen bestürmten, verließ er das Rednerpult, zog Randy mit sich, und die beiden verschwanden Arm in Arm aus dem Blickfeld der Kamera. Der Moderator versuchte die Lücke zu füllen, die durch das schnelle Ende der Pressekonferenz entstanden war. Er spekulierte darüber, was wohl die konkreten Ziele des neuen Instituts sein könnten und was Randy Nite mit seiner Ankündigung gemeint habe, daß das neue Unternehmen auf jede Unterstützung von Cipher Software zählen könne. Immerhin, so hob er hervor, sei der Jahresumsatz des Unternehmens größer als das Bruttosozialprodukt zahlreicher Länder. »Mein Gott, Pitt!« rief Cassy. »Was ist nur los mit Beau?«
»Sieht jedenfalls so aus, als ob er sein Vorstellungsgespräch glatt über die Bühne gebracht hätte«, erwiderte Pitt, darum bemüht, witzig zu klingen. »Mir ist nicht gerade nach Scherzen zumute«, sagte Cassy.
»Das Ganze wird mir immer unheimlicher. Was sollen wir bloß Dr. Miller erzählen?«
»Ich glaube, fürs erste haben wir genug erzählt.«
»Aber nein!« widersprach Cassy. »Wir müssen ihr doch von unserer Beobachtung gestern abend erzählen und von den kleinen schwarzen Scheiben. Wir müssen doch…«
»Jetzt halt mal die Luft an, Cassy!« unterbrach Pitt sie und packte sie bei den Schultern. »Denk doch mal eine Sekunde darüber nach, wie das in ihren Ohren klingen muß. Sie ist unsere einzige Chance, jemanden von Bedeutung darauf aufmerksam zu machen, was hier vor sich geht. Wir sollten es lieber nicht übertreiben.«
»Aber sie weiß doch bisher nur von dieser seltsamen Grippe«, wandte Cassy ein.
»Das ist es ja gerade«, entgegnete Pitt. »Mit der Grippe und den offenbar durch sie hervorgerufenen Persönlichkeitsveränderungen haben wir es geschafft, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ich fürchte aber, daß uns niemand mehr zuhört, wenn wir jetzt anfangen, abgedrehtes Zeug zu erzählen, wie etwa, daß die Grippe durch eine kleine schwarze Scheibe verursacht wird - oder noch schlimmer, daß wir den Finger einer Frau haben blau leuchten sehen, nachdem sie von einer dieser schwarzen Scheiben gestochen wurde. Immerhin hat Dr. Miller schon einmal darauf hingewiesen, daß sie dich mit dieser Geschichte unter normalen Umständen zum Psychiater schicken würde.«
»Aber wir haben das blaue Leuchten doch beide gesehen!«
»Wir glauben, daß wir es gesehen haben«, korrigierte Pitt sie. »Paß auf, Cassy. Als erstes müssen wir das Interesse von ein paar Leuten wecken. Wenn sie die seltsame Grippe dann erforschen und sie sehen, daß es mit dieser Krankheit etwas äußerst Merkwürdiges auf sich hat, können wir ihnen immer noch von den anderen Sachen erzählen.«
Die Tür ging auf, und Sheila steckte ihren Kopf herein. »Der Mann, mit dem Sie beide reden sollten, ist gerade angekommen. Allerdings wollte er erst noch etwas essen, deshalb habe ich ihn in die Cafeteria geschickt. Am besten gehen wir schon mal in mein Büro, dann sind wir vorbereitet, wenn er kommt.« Cassy und Pitt standen auf und folgten ihr.
»Okay ihr beiden«, wandte sich Nancy Seilers an Jonathan und Candee. »Ich möchte, daß ihr im Auto wartet, während ich reingehe, um mit Candees Mom zu reden. In Ordnung?« Jonathan und Candee nickten.
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Mrs. Seilers«, bedankte sich Candee.
»Du mußt dich nicht bei mir bedanken«, entgegnete Nancy. »Allein die Tatsache, daß deine Eltern gestern nicht einmal die Zeit hatten, mit mir zu telefonieren, sagt mir, daß da etwas faul sein muß. Schließlich konnten sie ja nicht wissen, daß du über Nacht bei uns bleiben würdest.«
Nancy stieg aus, winkte den Kindern kurz zu und steuerte den Haupteingang von Serotec Pharmaceuticals an. Auf dem Bürgersteig war immer noch der Fleck zu sehen, wo der arme Mr. Kalinov gestorben war. Sie hatte den Mann nicht näher gekannt. Er war noch nicht so lange bei Serotec gewesen und hatte zudem in der Abteilung für Biochemie gearbeitet, doch die Nachricht über seinen Tod
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