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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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bräuchte sie sich keine Sorgen zu machen, dachte er. Er würde mit dem Lehrer ein Wörtchen reden, und wenn der klug wäre, würde er sie die Prüfung bestehen lassen. Wer konnte schon wissen, ob der Lehrer nicht eines Tages jemanden brauchte, der ihm einen Gefallen tat? Verbindungen zu haben, konnte nie schaden. Aber hier war nicht New York.
    »Was machst du da?« fragte Ali.
    »Es sind die Kaninchen«, erklärte Valenti. »Ich mag sie, okay. Aber ich versuche hier etwas Gemüse anzubauen, und so sehr mag ich Kaninchen nun auch wieder nicht, daß ich sie den ganzen Sommer über füttere und habe dann für mich selbst nichts mehr, verstehst du? Deshalb baue ich einen Zaun, um sie von meinem Gemüse fernzuhalten. Vielleicht bringe ich ein kleines Schild daran an - du weißt, wie man Kaninchen schreibt?«
    »Nimm mich nicht auf den Arm.«
    »Na schön, vielleicht war das doch keine so gute Idee.« Er zuckte die Schultern. »Wie gefällt dir euer neues Haus?«
    »Oh, es ist toll. Mom und ich haben ein Bücherregal in mein Zimmer gestellt, das bis zur Decke reicht. Ich habe alle meine Bücher darin untergebracht. Du solltest es mal sehen.«
    »Vielleicht komme ich - aber nur mit einer Anstandsperson. Du solltest vorsichtig sein, Kind, wen du in dein Schlafzimmer einlädst. Nicht alle sind vielleicht ein Gentleman wie ich.«
    »Bei dir brauche ich deswegen keine Sorge zu haben.«
    Valenti sah sie ernst an. »Das ist gut«, meinte er schließlich. »Denn ich mag dich und glaube, daß wir Freunde sein können. Doch wir sollten aufpassen, daß die Leute nicht auf falsche Gedanken kommen. Fünf, sechs Jahre weiter - erst dann hätten wir vielleicht ein Problem.« Er grinste, weil er Ali verlegen gemacht hatte. »Du magst also Bücher?« fragte er, das Thema wechselnd. »Was liest du denn gern?«
    »Oh, eigentlich alles. Im Moment lese ich gerade dieses Buch von Parke Godwin, das ...«
    »Was ist denn das für ein Name - ›Parke‹?«
    »Weiß ich nicht. Was ist Tony für ein Name?«
    »Ein italienischer.«
    »Kein Witz?« Jetzt lächelte Ali. »Wie auch immer, es ist wirklich ein schönes Buch. Darin geht es um Guinevere und was mit ihr geschieht, nachdem Arthur gestorben ist. Jeder ist gegen sie, und zum Schluß wird sie von diesen Sachsen gefangengenommen ...«
    Valenti nahm seine Arbeit an dem Zaun wieder auf, hörte ihr aber aufmerksam zu und lächelte dabei. Er fühlte sich wohl. Die Arbeit ging ihnen mit ihrer Hilfe rasch von der Hand. Nachdem sie ihm dabei Godwins Beloved Exile so weit, wie sie es gelesen hatte, nacherzählt hatte, kam sie auf ihre anderen Lieblingsautoren zu sprechen. Diana Wynne Jones. Tony Hillerman. Caitlin Midhir. Orson Scott Card.
    »Vielleicht bringst du mir mal bei deinem nächsten Besuch eins davon mit«, bat Valenti, als sie die Führer durch die Wildnis von Tom Brown Jr. erwähnte. »Ich erführe gern mehr darüber, was es in den Wäldern dort draußen alles so gibt.«
    Ali nickte und zeigte auf den Abstand zwischen dem Boden und dem Hühnerdraht, den sie an den Holzpfosten des Zauns befestigten. »Sie können da unten immer noch hinein.«
    »Aber nur die Schlauen«, erklärte Valenti. »Gegen die Schlauen habe ich nichts. Ich will nur nicht den ganzen Wald füttern.«
    Ali lachte. Und dann, als er einen Moment mit dem Hämmern aufhörte: »Tony? Weißt du noch, wie du von den Kindern gesprochen hast, die hier Spritztouren machen?«
    »Klar doch. Was ist mit ihnen?«
    »Was machen die denn hier?«
    Valenti ließ den Hammer sinken und sah sie an. »Warum? Hat dich jemand belästigt?«
    »Nicht direkt. Aber als ich gestern morgen aufwachte und aus dem Fenster sah, dachte ich, ich hätte jemanden gesehen, der versteckt zwischen den Bäumen hinter unserem Grundstück das Haus beobachtete.«
    »Wie sah er aus?«
    »Das konnte ich nicht erkennen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt was gesehen habe. Ich erzählte Mom nichts davon, weil sie sich ständig über das eine oder andere Sorgen macht. Außerdem wußte ich nicht, ob man sich deswegen Gedanken machen muß, denn ich will ja auch niemandem Schwierigkeiten bereiten. Trotzdem ist es schon seltsam, daß jemand einen beobachtet, findest du nicht?«
    Valenti nickte nachdenklich. »Yeah, das ist nicht so schön. Aber nach meinen Asphalt-Cowboys hört sich das nicht an. Sie kommen immer nur freitags oder samstags nachts hierher, lassen ihre Motoren aufheulen und machen viel Lärm. Während der Woche sieht man kaum was von

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