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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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krepierst, dann ganz sicher an Lungenkrebs.«
    Lance beschränkte sein Rauchen auf zwei Zigarren am Tag, hielt sich auch an die Diät, soweit es das Budget erlaubte, konnte aber sonst nicht viel tun, um eine gemächlichere Gangart in sein Leben zu bringen. Wie die Dinge lagen, ließ sich kaum etwas ändern. Würde er auch nur ein paar Transport- und Abschleppaufträge ablehnen, wären sie schneller auf Sozialhilfe angewiesen, als man sich den Schwanz nach dem Pinkeln trockenschütteln konnte. Also befolgte er soweit wie möglich, die Ratschläge des Arztes und verfluchte sich, daß er sich trotzdem nicht besser fühlte. Er konnte sich dieses Gefühl von Unvollständigkeit einfach nicht erklären - ebensowenig wie seine neu erwachte Virilität.
    »Was ist eigentlich mit dir los?« fragte ihn Brenda eines Nachts, als sie gerade zum zweiten Mal innerhalb von zwei Stunden Liebe machten.
    »Hab halt Druck auf der Pfeife, Boo«, grunzte er und ließ seine Hände schnell und ein wenig grob über ihren Körper fahren.
    Sein Penis stand in Habachtstellung und drückte hart wie ein Fels gegen ihren Bauch. Brenda nahm ihn in die Hand. Ihr kam es vor wie ein Wunder, daß sie, nachdem sie jahrelang in Magazinen wie Women’s Weekly oder Redbook alles mögliche über Orgasmen gelesen und nie richtig verstanden hatte, wovon eigentlich die Rede war, nun zum ersten Mal in ihrer achtundzwanzigjährigen Ehe selbst welche hatte. Und - Herrgott, waren das schöne Gefühle! Mochte sie auch ein bißchen mollig sein, mochten da auch ein paar graue Strähnen in ihrem Haar zu sehen sein, die sie durch regen Gebrauch von Miss Clairol verbarg -, aber war es nicht toll, daß sie selbst noch in ihrem Alter einen Mann so auf Touren bringen konnte? War das etwa nichts?
    Sie mußte lächeln, während sie unter Lance in die richtige Position rutschte und seinen Schwanz in sich hineinschob. Grundgütiger Gott - diese Maxwells hatten offenbar genau gewußt, warum sie ihrem kleinen Jungen diesen Vornamen gaben.

    Lance gewöhnte sich an, nicht mehr am alten Treasure-Anwesen vorbeizufahren, obwohl er, hätte man ihn nach dem Grund gefragt, darauf sicher keine Antwort hätte geben können. Er wußte, daß das Anwesen inzwischen wieder instandgesetzt worden war. Buddys kleines Mädchen, inzwischen schon erwachsen, lebte jetzt dort. Aber der Ort jagte ihm jedesmal einen Schauer über den Rücken. Das einzige, was sich für ihn seit dem Einzug von Frances Treasure geändert hatte, war die Tatsache, daß er die Kiste Bier hatte zahlen müssen.
    Dabei ging es um eine private Wette, die er mit Frank Clayton abgeschlossen und prompt verloren hatte. Teufel, er sollte sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein und nicht irgendwo im Dreck zu liegen und darauf hoffen zu müssen, daß man ihn fand, ehe sein Ticker in der Brust schlappmachte. Frank konnte doch nichts dazu, daß er verloren hatte, und der Treasure-Besitz hatte nichts mit seiner Herzattacke zu tun. Zähneknirschend hatte er die Wette bezahlt, mied aber seitdem das Haus.

    Am Dienstagabend verfolgten Brenda und er Chefarzt Dr. Westphall auf ihrem alten Zenith-Fernseher. Lance hielt ein Bier in der Hand, und Brenda teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen Sockenstopfen und den jüngsten Dramen in der St. Eligius-Hierarchie. Lance hob die Flasche, hielt aber mitten in der Bewegung inne, ohne zu trinken.
    »Laß uns ins Bett gehen, Boo«, meinte er.
    Brenda sah ihn überrascht an. »Aber ...«
    »Das Stopfen kann warten und das da auch.« Dabei nickte er zum Fernseher hinüber. Er stellte sein Bier auf den zerkratzten Tisch. Sein Schwanz war plötzlich steinhart. »Komm schon, Boo!«
    An diesem Abend war er ein Bock, ein Vierzehnender - wenn es den gab. Irgend etwas war hinter ihm her, verfolgte ihn, und er mußte unbedingt seine Ladung loswerden, ganz schnell, sonst würde etwas Schlimmes geschehen. Die Hunde waren heute auf der Hatz, waren hinter ihm her. Vielleicht sollte er sich ihnen stellen und sie niederkämpfen, vielleicht sollte er nur vor ihnen fliehen - aber zuvor mußte er seinen Samen verstecken. Denn das war es, was sie wollten. Die Hunde wollten an seinen Samen. Aber er würde ihn so tief und für sie unerreichbar verstecken, daß sie ihn niemals fanden.
    Als er schließlich von ihr abließ und sich zur Seite rollte, blieb Brenda lange Zeit regungslos liegen. Erst als sie sicher war, daß er schlief, stand sie auf und tappte ins Bad. Sie setzte sich auf die Toilette - und plötzlich stand

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