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Grundwache

Grundwache

Titel: Grundwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurent Bach
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Hand. Ihre Strahlen glitten durch den Raum, über die bleichen Gesichter, die bizarre Schatten warfen, dann nach oben, wo eine Rohrleitung an der Decke angebracht war. Alexej verstand, was er suchte. Instinktiv griff er in seine Hosentasche und holte einen Kabelbinder hervor, den der Bootsmann ihm fast aus der Hand riss. Doch schon bald pendelte die Taschenlampe an der Decke. Alexej atmete auf und schaute sich zu Vitali um, der nur stumm und mit gefasstem Ausdruck hinter ihm stand. Sein Freund lächelte kurz, ein befriedigendes Lächeln, das Alexej nicht verstand. Plötzlich öffnete sich das Schott und Kolja erhielt einen Stoß in den Rücken, sodass er sich umdrehte.
    „Da sind noch meh r, lasst sie rein“, rief Alexej.
    „Das Wasser steigt doch, lasst das Schott zu“, rief ein anderer. In diesem Moment drang ein Schwall Wasser durch das Schott und ein Arm wurde sichtbar, der die Luke umklammerte, um sie ganz zu öffnen.
    „Nein!“, rief Kolja. „Weg da, ihr bringt uns alle um!“
    Ätzender Qualm drang durch die Ritzen, Vitali musste husten, während der Kampf um das Schott weiterging. Hin und her schwang die Tür, ein bleiches Gesicht schob sich hinein, doch Kolja stieß den Mann, es war der E-Maschinist, zurück und es gelang ihm, das Schott wieder zu schließen. Alexej spürte, wie das Grauen von ihm Besitz ergriff. Er nahm alles nur noch durch einen Tunnel wahr, seine Augen nahmen alles auf, doch er begriff nicht, was er vor sich sah. Sein Vorgesetzter war dort draußen, er würde sterben. Eine Weile noch hörten sie, wie jemand mit einem Hammer oder einem anderen metallischen Gegenstand vor das Schott schlug, dann wurde es still. Nur das Gurgeln des Wasser war zu hören, doch Alexej konnte nicht erkennen, aus welchen Quellen es stammte.
    „Ist das die Bilge?“, fragte er, um sich von der Vorstellung eines ertrinkenden E-Maschinisten abzulenken.
    „Kann sein“, sagte Vitali und sein fast gleichgültiger Ausdruck jagte Alexej einen prickelnden Schauder über den Rücken.
    Immer noch schien das Boot zu sinken, es krängte leicht und schwankte, als würde es an der Oberfläche von Wellen geschüttelt. Die Wände knackten. Sie schwiegen, jetzt weinten zwei Männer und die Tränen liefen über ihre Gesichter, ohne dass es sie kümmerte. Alexej sagte die Namen auf, soweit er sie kannte. Pjotr war hier und dann einer der Köche, der Andrej hieß. Sergej hieß der Sonar-Mann, doch den Namen des letzten Mannes kannte er nicht. Blieben nur noch Kolja, Vitali und er selbst.
    Alexej schrie auf, als mit einem Knall ein Stopfen durch die Luft flog und sich ein fester, dicker Wasserstrahl aus dem Loch ergoss. Ungläubig bemerkte er, wie der Mann neben ihm, es war Pjotr, von dem zischenden Verschluss an der Stirn getroffen wurde, sodass der Schädel knackte. Pjotr sank auf die Knie, dann fiel er um. Wasser rann in die siebte Abteilung, dann schoss der nächste Stopfen an den Schraubentunnel. Die Männer duckten sich, bargen ihre Köpfe in den Armen, Alexej presste sich an die Wand und schämte sich nicht, als das Wimmern wie von selbst aus ihm herauskam. Vitali zog sich zwischen zwei Schaltschränke zurück und hockte sich auf die nassen Bodenplatten. Es stank plötzlich nach Gas oder einer chemischen Substanz, Alexej konnte den Geruch nicht einordnen.
    Das Knacken des Druckkörpers klang schrill und schrecklich in seinen Ohren. Vitali hatte Recht: sie würden alle sterben. Pjotr war tot. Und wahrscheinlich auch bereits alle anderen Besatzungsmitglieder. Sie waren die Letzten. Kolja Kostowitsch hockte immer noch vor dem Schott, als müsste er es bewachen. Plötzlich erhielten sie alle einen Stoß in die Beine und mit einem Knarzen und Knarren setzte das Boot auf Grund auf. Eine Weile noch hörten sie ein Schleifen an der Außenwand, vielleicht war der Meeresboden mit Steinen besetzt, dann lag die U 435 still in ihrem nassen Grab.
    „Jetzt halten wir Grundwache“, murmelte Vitali. „Wo bleibt das Grundbier?“
    „Halt dein Maul“, sagte Kolja und stellte sich wieder hin, nachdem er abgewartet hatte, ob die restlichen Verschlussstopfen dicht hielten. Dann barg er Pjotrs Körper vom Boden und wollte ihn in einer Ecke ablegen. Blut strömte über dessen Stirn und befleckte Koljas Hände, worauf er die Leiche angeekelt fallen ließ und sie mit dem Fuß zurecht schob.
    „Ist er wirklich tot?“, fragte Alexej. Kolja schenkte ihm nur einen verärgerten Blick.
    „Er hat das bessere Los gezogen“, murmelte

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