Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
gibt«, sagte die Witwe. »Und die Regierung hat die Tabakzuteilung wieder gekürzt. Im nächsten Jahr werden es nur noch vier Morgen sein. Warum können sie uns nicht so behandeln wie die Sojabohnenbauern und uns dafür bezahlen, dass wir überhaupt nicht anbauen?«
»Sie haben die Tabakkonzerne auf Unsummen verklagt, deshalb«, antwortete Buck. »Es würde nicht gut aussehen, wenn sie sich plötzlich hinstellen und sagen: ›Das ist gut für die Farmer, aber schlecht für alle anderen.‹ Verdammt, am liebsten möchte ich aus Trotz mit dem Rauchen anfangen.«
»Loser Tabak ist wirklich teurer geworden«, sagte die Witwe. »Jetzt kostet er schon acht Dollar, und in die Dosen kann man nicht mal mehr Marmelade tun. Früher waren es schöne Gläser, mit Diamantmuster außen. Heute sind sie aus Plastik.«
»Du solltest sowieso damit aufhören«, sagte Marlene. »Von dem Zeug verfault dir der Mund.«
»Ich nehm es nur am Abend«, sagte sie. »Nach dem Abendessen. Wenn ich und dein Daddy …«
Sie senkte den Blick auf ihre Hände. Ihre Stimme wurde leise und sogar Alfred hörte auf herumzuzappeln.
»Zu dieser Jahreszeit saßen wir immer auf der Veranda im Schaukelstuhl und haben Gartenbohnen enthülst, Jacob mit seinem Kautabak und ich mit meinem losen Tabak im Mund. Ist mir nie wie eine Sünde vorgekommen. Nirgendwo in der Bibel steht, dass Tabak schlecht ist.«
Cindy Parsons erhob sich, ging zu Alfred und griff nach der Hand, die nicht das Gewehr hielt. »Du brauchst dieses Gewehr nicht.«
»Sag mir nicht, was ich brauche oder nicht.«
»Liebling …«
»Wir haben das Land«, sagte Marlene. »Wenn wir die vierzig Morgen durch vier teilen, ist es für jeden genug.«
»Nur, dass du deinen Anteil im Handumdrehen verkaufen würdest, und bevor wir uns versehen, schießt dort auf dem Bergrücken eine Siedlung von Eigentumswohnungen aus dem Boden«, sagte Alfred. »Du würdest die gleichen reichen Scheiß-Nordstaatler herholen, die schon dafür gesorgt haben, dass der Rest von Barkersville zum Teufel gegangen ist.«
»Du vergisst Mom«, warf Sarah ein. »Vierzig Morgen geteilt durch fünf.«
»Solange ich am Leben bin, wird es keine Aufteilung geben«, sagte die Witwe.
»Was wäre, wenn wir es im Ganzen verkaufen und dann einfach das Geld teilen?«, sagte Anna Beth zu ihr. »Du könntest in die Westfield Estates Wohnanlage ziehen. Dort ist es wirklich nett, mit Klimaanlage, Satellitenfernsehen und Schwimmbad. Sogar eine Cafeteria gibt es dort.«
Die Witwe bewegte die Lippen, als ob sie zu viel Saft vom losen Tabak im Mund hätte. »Es ist ein Altenheim, egal, was für einen tollen Namen es trägt.«
»Aber Mom, du bist alt.«
Erneut überflutete Stille den Raum, so dick wie die Asche im Kamin.
»Das Geschirr«, sagte Roby. »In der Küche steht die ganze Spüle voll damit.«
Er ging durch das Zimmer, während alle Augen auf ihn gerichtet waren. Er nahm den Teller der Witwe und hätte sie fast gefragt, ob sie das letzte Stückchen nicht doch noch aufessen möchte, dann nahm er ihr Glas. Auf halber Höhe des Glases hatte sich ein runder Streifen Milch abgesetzt.
»Können Sie mir helfen, Sarah?«, fragte er. Buck bedachte Roby mit einem misstrauischen Blick, dann wandte er sein Gesicht zum Fenster und schaute zur Scheune, in deren Schatten der Traktor stand.
Sarah stand auf. Marlene schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme. Cindy rückte näher an Alfred heran, der den Schaft des Gewehrs auf den Boden stellte wie ein Soldat bei der Parade. Anna Beth starrte auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers.
Die Gabel fiel vom Teller der Witwe, als Roby ihn hinaustrug. Krümel landeten auf dem grauen Läufer. Die Gabel schlitterte über den Parkettboden. Roby zählte die Krümel. Drei von ihnen waren so groß, dass man sie sehen konnte, vielleicht gab es noch sechs weitere, die selbst für eine Maus zu klein waren.
Sarah bückte sich und hob die Gabel auf. Roby folgte ihr in die Küche.
IV.
Zitronenfrisches Joy-Spülmittel. Roby erfreute sich nicht nur am Duft, es schäumte auch besser als andere Marken wie Ivory oder Dove. Das Geschirr war links neben der Spüle aufgestapelt. Sarah hatte die Essensreste abgekratzt und war nun damit beschäftigt, das Frühstücksgeschirr vom Trockengestell zu nehmen.
»Das ist etwas, woran die Leute nicht denken«, sagte sie. »Sie bringen das Essen, aber niemand denkt an das Geschirr.«
»Es wäre noch schlimmer, wenn Sie auch noch kochen müssten«,
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