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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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warf einen langen Schatten, der Wald hinter dem Zaun stand dunkel und still. In der Stille konnte er die Grillen durch die Fliegengittertür hören, und unten am Teich hatten die Frösche eine angeregte Unterhaltung angefangen.
    »Buck bekommt den Traktor, egal, was Marlene sagt«, verkündete Sarah.
    »Nicht, solange ich lebe«, sagte Alfred aus der Tür. Roby fragte sich, wie lange er schon neben der Tür gestanden und gelauscht hatte. Dann kam Roby zu dem Schluss, dass es keine Rolle spielte. In dieser Familie gab es nicht viele Geheimnisse. Zumindest nicht, was ihre lebenden Mitglieder anbetraf.
    »Für dich spielt das alles hier doch sowieso keine Rolle, Alfred«, sagte Sarah. »Du kannst alles andere haben. Daddy hat einen Haufen Werkzeuge, die Heuballenpresse, den alten Schrott-Ford …«
    »Hey, das ist ein Sammlerstück. Der ist einiges wert. Vielleicht mehr als der Traktor.«
    Roby dachte an die Sammlung von Oma Aiken, daran, wie die Puppen mit ihren dunklen Glasaugen vom Regal herabgestarrt hatten, während sich die Familie bis aufs Messer um die weltlichen Güter stritt. Was dachten die Puppen darüber? Wahrscheinlich wünschten sie sich, verkauft zu werden, damit sie nicht länger so viel Dummheit mit ansehen mussten.
    »Essen Sie was von dem Kuchen, Alfred«, sagte er.
    »Sie und ihr verdammter Kuchen.«
    »Wo ist Cindy?«, fragte Sarah. »Sie lässt dich doch sonst überhaupt nicht mehr aus den Augen.«
    »Sie tröstet Ma, weil ihr Mädels ja nicht dazu in der Lage seid.«
    »Sie schleimt sich ein, wolltest du sagen.«
    »Hör zu, ich weiß nicht, was du mit Marlene hinter meinem Rücken planst, aber ich bin jetzt der Herr im Haus hier, ob es dir gefällt oder nicht. Daddy hat es so gewollt.«
    »Woher wissen Sie, was Ihr Dad wollte?«, fragte Roby. »Seit Ihrem 15. Geburtstag waren Sie kaum einmal im selben Zimmer mit ihm.«
    Alfreds Wangen begannen, rot zu glühen, seine Augen verengten sich zu schmalen, grausamen Schlitzen. Er warf einen Blick auf seine Schwester, dann blickte er zurück zu Roby. »Kein Wort mehr«, sagte er in einem halb unterdrückten Flüstern.
    »Sie tragen Ihre Sünden in Ihrem Inneren, egal ob davon gesprochen wird oder nicht«, antwortete Roby. »In Ihrem Herzen.«
    »Halten Sie die Schnauze«, sagte Alfred.
    Roby schaute auf das halbleere Glas Apfelkraut auf dem Kühlschrank. Hergestellt aus den Macintosh-Äpfeln aus dem Obstgarten am Hang über der Wiese. Die Äpfel wurden an einem langen Oktobertag in einem Kupferkessel zerkocht, während in Alufolie gewickelte Kartoffeln in die Glut geworfen wurden, Mais-Brot in der Pfanne brutzelte und man frisch gepressten Apfelsaft trank.
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Roby. »Ihr Dad hat mir alles erzählt.«
    »Wovon redet er, Alfred?«, fragte Sarah.
    Alfred blickte um sich wie ein Puma im Käfig. Er packte eine Keramikschale und schleuderte sie durch die Küche. Sie prallte vom Kühlschrank ab und fiel zu Boden, ohne zu zerbrechen. Sahne floss in dünnen weißen Rinnsalen die Kühlschranktür hinab. Die Stimmen im Wohnzimmer wurden leiser.
    »Ist was?«, fragte die Witwe mit lauter Stimme.
    »Alles okay, Mom«, antwortete Sarah. »Ich hab nur einen Kuchenteller fallen lassen.«
    »Ich hoffe, es war kein Kuchen mehr drauf.«
    »Nein. Und es ist nichts zerbrochen.«
    Alfred starrte die Sahne an, die auf den Boden tropfte.
    »Holen Sie einen Mopp.«
    Cindy Parsons kam in die Küche und eilte zu Alfred. »Was ist, Liebling? Ist dir nicht gut?«
    »Ich bin okay.« Er blickte Roby drohend an, so als ob das Geheimnis von Alfreds fünfzehntem Geburtstag etwas wäre, das er nie mit seiner Freundin teilen wollte. Oder mit sonst jemandem.
    Roby ging durch die Küche, hob die Schale auf und untersuchte sie im Licht der Neonröhren. »Glück gehabt.«
    Sarah brachte einen nassen Abwaschlappen und wischte die Kühlschranktür ab. Dann kniete sie nieder und begann, die Sahnelache aufzuwischen. Roby stellte die Schale zurück auf die überfüllte Kücheninsel. Dann schob er den Süßkartoffelkuchen zu Alfred rüber.
    »Hier, nehmen Sie ein Stück. Bringt Sie auf andere Gedanken.«
    Alfred blickte auf den Kuchen, von dem schon mehr als die Hälfte gegessen war. Dort, wo etwas von dem Kuchen fehlte, war die matte Aluminiumform fettverschmiert.
    »Nur zu, Liebling«, sagte Cindy. »Mama hat ihn speziell für euch Ridgehorns gebacken. Sie hat einen halben Tag damit zugebracht.«
    »Ich will keinen gottverdammten Kuchen.«
    »Essen Sie«, sagte

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