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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Ich möchte einen echten Kerl auf dem Teil sehen.«
    »Ich werde die Frikadellen zudecken. Sonst tragen die Fliegen sie noch davon.«
    »Sind Sie ein echter Kerl, Roby?« Sie kam näher, während sie die Stimme senkte.
    Roby schaute auf den Kühlschrank. An dessen Tür hing ein Polaroid-Foto von Jacob und den Mädchen, aufgenommen vor ungefähr zehn Jahren. Eine junge Marlene, barfuß, in einem Kattunkleid, mit Zöpfen und schiefen Zähnen. Jacob lächelte wie jemand, der eine Mistgabel im Hintern stecken hatte.
    »Marlene, Ihre Mutter ist wahrscheinlich am Verhungern.«
    Sie bewegte wieder einladend die Hüfte. »Es ist ein verdammt guter Kuchen.«
    »Haben Sie davon gekostet?«
    Sie grinste ihn mit immer noch schiefen Zähnen an und legte den Kopf in den Nacken. Mit halb geschlossenen Augen blickte sie ihn an und flüsterte: »Harold sagt, es ist der Beste in der Stadt.«
    Roby fühlte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. Jacob war noch nicht einmal richtig kalt und seine Tochter tanzte auf seinem Grab wie ein Flittchen. Harold würde mit ihr alle Hände voll zu tun haben, aber wahrscheinlich nur für ein paar Jahre. Sie gierte nach mehr. Er konnte sich vorstellen, dass sie ihre Mutter dazu überreden würde, den Besitz zu verkaufen. Und dann würde sie den nächsten Bus nach Raleigh, Wilmington oder sogar in ein Touristenkaff wie Pigeon Forge nehmen. Sie passte nach Pigeon Forge mit ihrer modischen Frisur und Blusen, die immer eine Spur zu eng waren.
    »Sie sollten ihr den Kuchen bringen«, sagte er, bemüht, die Stimmlage zu halten. »Ich werde mich um die Milch kümmern.«
    Marlene zog eine Schnute, so als ob sie ihren besten Köder ausgepackt und die erhoffte Beute nicht einmal daran geknabbert hätte. Sie verließ die Küche mit einem besonders betonten Schwung ihres Hinterns, aber Roby zwang sich, nicht hinzusehen. Das war nichts für ihn. Sie hatte ihr Herz an Harold vergeben, zumindest fürs Erste.
    Brötchen. In Zeiten wie diesen gab es nichts Besseres als ein leckeres Brötchen für eine Seele in Not.
    Er nahm eines aus dem Tupperware-Behälter und aß es trocken, ohne Butter. Die befand sich auf einer kleinen Porzellanschale; ihre gelben Kanten waren in der Hitze der Küche weich geworden.

 
     
    III.
    Als Roby das Wohnzimmer betrat, hatte die Witwe ihr Kuchenstück bereits halb aufgegessen. Sie kaute mit schiefem Mund, so als ob sie auf einer Seite Zahnschmerzen hätte. Ihr Blick war auf die andere Seite des Raums gerichtet, wo Alfred und Buck eines von Jacobs Gewehren inspizierten. Es war ein Kriegsrelikt, das Jacobs Vater aus Japan mitgebracht hatte.
    »Welches Kaliber ist das?«, fragte Buck.
    »Die Japsen kennen keine Kaliber. Was denkst du, weshalb sie verloren haben? Abgesehen davon, dass sie gelbe, schlitzäugige Kommunisten sind.«
    »Aber es muss doch Patronen geben.«
    »Daddy hat mir einmal eine gezeigt. So lang wie dein kleiner Finger.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Sarah. »Vielleicht ist sie in der alten Zigarrenkiste bei seinen Kriegsdenkmünzen.«
    Die Witwe räusperte sich. Ein schwarzer Krümel hing an ihrer Unterlippe. »Er hat das Zeug weggeschmissen. Weil er dachte, dass hier früher oder später Enkelkinder rumrennen würden.«
    Sie warf Buck einen bösen Blick zu, so als ob sein nutzloser Samen sich geweigert hätte, auf Ridgehorn-Boden Frucht zu tragen. Als ob er persönlich dafür verantwortlich wäre, dass Jacob sterben musste, bevor er einen Nachfahren der dritten Generation kennenlernen konnte.
    Alfred hob den Lauf des Gewehrs, presste den dicken Holzschaft an seine Schulter und zielte durch das Fenster auf eine Stelle irgendwo bei der untergehenden Sonne. »Mann, ich wette, mit dem Ding könnte man wirklich einen Hirsch erlegen.«
    »Oder einen Buck schießen«, sagte Marlene.
    »Wie lustig«, sagte Buck. Zur Witwe gewandt fügte er hinzu: »Ich vermute, du wirst das auch loswerden wollen. Da es keine Enkelkinder gibt, kannst du es genauso gut verkaufen.«
    »Wir haben nicht genug Geld, um das Gewehr und den Traktor zu kaufen«, sagte Sarah.
    »Sei nicht blöd«, sagte Buck. »Es geht nicht darum zu kaufen, sondern zu erben. Wenn wir den Traktor kriegen, steht Alfred das Japsen-Gewehr zu. Und Marlene bekommt – na, Marlene, was wär dir lieber, der Dodge Pick-up oder der alte Laddie?«
    Der alte Laddie war Jacobs Pferd, seinerzeit feurig, bevor er kastriert und auf die Weide gesteckt worden war. Er war es gewöhnt, den Pflug zu ziehen, aber wenn man einen Traktor

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