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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Arbeit sehen.
    »Ich weiß nicht, wie sie aussehen, also werde ich denen einen dick und den anderen dünn machen«, sagte sie.
    »Dorrie ist die Dicke«, sagte er. »Sie isst die ganzen Krümel von den Cupcakes, wenn alle schlafen.«
    Der Junge hat eine blühende Fantasie. Er ist mir wahrscheinlich ähnlich – sein Dad überlässt ihn sich selbst, weshalb er sich in seine eigene kleine Welt flüchtet.
    »Ist das dick genug?« Sie zeichnete mit Schnörkeln eine erdnussmäßige Form. »Mann, sie bricht fast die Couch entzwei. Wer auch immer durch die Tür kommt, wird seine Beine und seine Arme verlieren.«
    Kendra vervollständigte die Gestalt und begann mit der nächsten. Sie blickte auf, damit sie die Perspektive richtig hinbekam. »Da ist Dorrie, fett wie das Loch im Donut«, sagte sie. »Und nun zu–«
    Jesus.
    Für den Bruchteil einer Sekunde saß Dorrie dort, schmollend in einem einfarbigen braunen Kleid und Haaren in einem schrecklichen Pagenschnitt, der ihr Gesicht noch runder aussehen ließ. Sie hatte die Hände auf ihren Knien zu Fäusten geballt, so als ob sie gleich von der Couch aufspringen und jemanden schlagen würde. Vielleicht zwölf Jahre, angeschwollen von der ersten Periode, verwirrt von den Veränderungen ihres Körpers, mit klobigen Brüsten, die bereits begannen abzusacken.
    Kendra blinzelte mit den Augen und die Vision verschwand. »Mann, ich hoffe, Dorrie stört es nicht, so hässlich zu sein.«
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen.«
    Aber Kendra war bereits damit beschäftigt, die Details hinzuzufügen, die sie sich gerade vorgestellt hatte. Wenn die Inspiration kam, musste man sie festhalten. »Okay, erzähl mir von dem anderen.«
    Sie beschloss, dass sie sie zu Emily Dees Todfeinden machen würde. Die furchteinflößenden Kids, die ein altes Hotel terrorisierten. Es würde sich wahrscheinlich nicht für eine dauerhafte Serie eignen, weil es nur eine begrenzte Anzahl von Handlungssträngen gab, die man an einem derartigen Ort ansiedeln konnte. Aber vielleicht würde es für einen Comicroman reichen, der dann einem Hollywoodproduzenten ins Auge fiel. Eine weitere dumme Spukhausgeschichte, genau wie sie sie mochten.
    »Rochester ist noch fieser als Dorrie«, sagte Bruce. »Er hat eine spitze Nase und er riecht wie Mäuse. Weißt du, wie Mäuse riechen, wenn sie hinter den Wanden verrotten? Mein Dad muss jeden Winter Gift verstreuen, weil sie sich einnisten, sobald es kalt wird. Das Gift schmeckt echt widerlich.«
    Kendra kicherte. Ur-komisch, Junge.
    Sie zeichnete ein Strichmännchen und verpasste ihm einen langen Nagetierschwanz. Sie wollte mit der Arbeit fertig werden. Bruce stand da ohne zu zwinkern, stumm, den Atem anhaltend. Und, noch schlimmer, nun konnte sie die Mäuse riechen , genau wie im Labor in der High School, wo die Hamsterkäfige niemals diesen Todesgeruch loswurden.
    »Rochester, der Rattenjunge«, sagte sie mit fröhlichem Draufgängertum. Ihr wurde bewusst, dass sie Angst davor hatte hochzublicken, aus Furcht, Rochester könnte dort auf der Couch sitzen mit seinen roten, glänzenden Augen und scharfen, gelben Schneidezähnen. Die Zeichnung der hageren Figur jagte ihr einen Schrecken ein.
    Sie gab ihm übergroße Mickey-Maus-Ohren und riss das Blatt aus dem Block. Weil sie sich so beeilte, wurde der Riss unsauber und ein Stück von Dorries Kopf wurde abgetrennt. »Bitte schön, Brucie. Zum Nulltarif.«
    Bruce war verschwunden.
    Sie zwang sich dazu, zur Couch zu blicken, aber die war leer. Bruce konnte sich nicht zum Ausgang an ihr vorbei gequetscht haben, ohne an ihren Stuhl zu stoßen. Vielleicht gab es andere Ausgänge, die sie nicht sehen konnte. Selbst wenn es Geheimgänge in den Wänden gab, war es schwer sich vorzustellen, dass jemand ohne ein verräterisches Knarzen des Holzes verschwinden konnte. Andererseits, wenn Bruce hier seit Jahren allein spielte, hatte er wahrscheinlich längst die besten Verstecke entdeckt.
    »Dorrie Teiggesicht und Rochester, der Rattenjunge«, sagte sie laut.
    Die Gesellschaft erfundener Figuren spendete ihr keinen Trost. Ihr Fantasieleben, diese kostbare Fluchtmöglichkeit aus einer Welt, in der sie ihre Mutter zurückgelassen hatte und ihr Vater diese Unannehmlichkeit bedauerte, hatte sich gegen sie gewandt, und das gefiel ihr nicht. Denn wenn das den Bach runter ging, was blieb ihr dann noch?
    Die Bilder summierten sich zu nichts.
    In einer Sackgasse gelandet.
    An den unteren Rand der Skizze schrieb sie »Für Bruce, im Hotel

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