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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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verursachte ich einen Nebelhauch vor meinem Gesicht. Ich schwitzte, als ob ich Heu machte und mich dabei wegen einem drohenden Regenschauer beeilen musste. Ich spitzte die Ohren und lauschte auf das kleinste Geräusch, obwohl ich wusste, dass der Puma verschwunden war.«
    Littlefield hatte in mehr oder weniger zwangloser militärischer Haltung gestanden, eine Gewohnheit, wenn er dienstlich unterwegs war, auch unter Leuten, die er kannte. Nun senkte er die Schultern ein wenig und lehnte sich gegen das Geländer der Veranda. In seiner Jugend hatte er selbst in der Nacht gejagt. Er konnte sich Lester ohne Probleme im Baum vorstellen, mit angespannten Muskeln, Ohren, die das leise Getrippel eines Streifenhörnchens oder die flüsternden Flügel einer Nachteule registrierten. Wie jeder gute Geschichtenerzähler hatte Lester den Sheriff in eine andere Zeit und an einen anderen Ort versetzt.
    »Sie fragen sich vermutlich, warum ich so ausführlich über diesen Puma rede«, sagte Lester. »Was das alles mit Boonie Houcks Tod zu tun hat.«
    »Dieser Puma müsste schon vor langer Zeit eines natürlichen Todes gestorben sein.«
    Lester schwieg. Es gab ein Geklapper im Haus, dann ertönte das rostige Quietschen der Windfangtür. Lesters Frau Vivian trat auf die Veranda. Ihr Haar war mit einem Schal zu einem Dutt gebunden. Sie hatte einen kleinen Buckel, das Gegenstück zum schiefen Gesicht ihres Gatten. Das Licht aus dem Inneren warf ihren sonderbaren Schatten auf den Hof.
    »Hast du dem Sheriff genug die Ohren vollgequasselt?«, fragte sie mit zitternder und dünner Stimme. Sie musste ein bisschen schwerhörig sein, denn sie sprach lauter als eigentlich nötig.
    »Hab grad erst angefangen«, sagte Lester, der in seinem Schaukelstuhl sitzen blieb. »Jetzt geh lieber ins Haus zurück, bevor ich einen Schuh nach dir werfe.«
    »Mach das, und ich schütte Essig in das Glas für deine Prothese.«
    Lester gluckste.»Ich liebe dich auch, Kleine.«
    »Willst du den Sheriff nicht auf ein Stück Pastete hereinbitten?«
    »Vielen Dank, Ma’am«, sagte Littlefield und verbeugte sich aus Liebenswürdigkeit ein wenig. »Aber ich muss heute Abend noch mit ein paar anderen Leuten sprechen.«
    »Nun, geben Sie nicht so viel darauf, was dieser alte Narr erzählt. Er lügt das Blaue vom Himmel herunter.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Die Tür fiel zu. Ebenso plötzlich war es stockdunkel. »Also haben Sie seitdem keinen Puma mehr gesehen?«, fragte der Sheriff Lester.
    »Nein.«
    »Und Sie sind sicher, dass Sie nichts Seltsames bei der roten Kirche gesehen haben?«
    » Gesehen nicht. Aber gehört schon.«
    »Sie haben etwas gehört?
    »Letzte Nacht, muss so gegen drei gewesen sein. In meinem Alter schläft man nicht mehr so gut. Aus irgendeinem Grund ist man immer wach. Als ich es gehört habe, hab ich mir gedacht, dass das in einem Traum im Zwischenstadium war. Kennen Sie das, unmittelbar bevor man wirklich einschläft, wenn sich die echten Gedanken mit dem Unsinn vermischen?«
    Littlefield nickte, dann wurde ihm klar, dass der alte Mann sein Gesicht nicht sehen konnte. »Ja. Was haben Sie gehört oder dachten Sie, gehört zu haben?«
    Littlefield blickte auf seine Uhr, kurz davor die Zeit, die er im Gespräch mit Lester verbracht hatte, als vergeudet zu betrachten. Das Leuchtzifferblatt zeigte, dass es fast schon neun Uhr war.
    »Glockenläuten«, sagte der alte Mann fast flüsternd.
    »Glockenläuten?«, wiederholte Littlefield, obwohl er den Mann klar und deutlich gehört hatte.
    »Sehr leise und entfernt, aber ein Glockenläuten ist ein Glockenläuten. Das Geräusch kann man nicht verwechseln.«
    »Ich sage Ihnen das ungern, Lester, aber wir beide wissen, dass die einzige Glocke in dieser Gegend die der roten Kirche ist. Und selbst wenn ein paar Jugendliche letzte Nacht dort Unfug getrieben haben sollten, es gibt kein Glockenseil.«
    »Und wir beide wissen, warum es kein Glockenseil gibt. Aber ich sage Ihnen nur, was ich gehört habe, das ist alles. Ich erwarte nicht, dass Sie viel auf die Worte eines alten Mannes geben.«
    Die Gespenstergeschichten. In einigen Familien waren sie über Generationen hinweg weitergegeben worden, bis ihnen eine mythische Wahrheit zugeschrieben wurde, die noch mächtiger war als Tatsachen. Littlefield war nicht dazu bereit, Tod durch übernatürliche Ursachen in den Bericht zu Boonie zu schreiben. Seit Samuels Tod hatte der Sheriff die meiste Zeit seines Lebens damit verbracht zu versuchen, sich selbst

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