Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
Lüftungsanlage halten konnte.
»Was hat er gesagt?«, flüsterte Nancy, aber Eloise gebot ihr zu schweigen.
Belial war gefährlich, weil er mit einem Komplex belastet war. Während sich die meisten Dämonen in der Ruhmeshalle damit begnügten, Böses um des Bösen Willen zu tun, war Belial einst als der Oberste der gefallenen Engel gefeiert worden. Frühe Texte bezeichneten ihn sogar als den Vater Luzifers und denjenigen, der die Revolte gegen Gott angestiftet hatte. Aber irgendwo zwischen der Verstümmelung des Alten Testaments und den oberflächlichen, auf Allgemeinverständlichkeit ausgerichteten modernisierten Versionen der Bibel war Belial in der Rangliste hinuntergerutscht und Luzifer herrschte nun über die unbedeutenderen Götter.
Während Luzifer sich damit zufrieden gab, das Schälchen mit der Sahne, die ihm Gott in seiner Güte überließ, auszuschlecken und dabei fett und zufrieden wurde, machte Belial Überstunden. Schabe hatte schon einmal seine Wege gekreuzt, aber das war vor Jahren gewesen, und Schabe hatte viele Fehler gemacht, die meisten davon aus Überheblichkeit. Zweifellos war Belial mächtiger geworden, weil die Welt reif mit den Früchten der Sünde war, aber auch Schabe hatte an Weisheit gewonnen. Er hatte gelernt, sich auf ihr Spiel einzulassen und ihre eigene Arroganz gegen sie zu verwenden.
»Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Nancy.
Der Atem deines schlimmsten Alptraums.
»Eine entkörperte Seele«, antwortete Eloise, deren Sicherheit schwand, je weiter sie sich in den Keller wagten.
»23 Uhr 59«, flüsterte Nancy in ihr Aufnahmegerät. »Akustische Phänomene wahrgenommen.«
»Belial, Meister dieser Welt«, psalmodierte Schabe. »Ich bringe dir diese Gaben und hoffe, du findest sie deiner würdig.«
Am Rand der Reichweite der Minitaschenlampe versuchten Strudel von Dunkelheit miteinander zu verschmelzen. Der Lichtstrahl wurde schwächer und Schabes Haut zog sich trotz einer Woge der Hitze zusammen. Sogar das Lichtrechteck der Türöffnung oben wechselte den Farbton Richtung orange, so als ob Belial die elektrischen Leitungen des Hotels angezapft hatte, um sich aufzuladen und Gestalt annehmen zu können. Belial konnte in jeder von ihm gewünschten Form erscheinen, obwohl die meisten Dämonen auf die üblichen Hörner, Fangzähne und Reptilienaugen zurückgriffen, zumindest solange, bis sie ein passendes Objekt gefunden hatten, von dem sie Besitz ergreifen konnten.
»Ich sehe etwas«, flüsterte Eloise.
»Margaret Percival?«, fragte Nancy.
»Ja«, kam die Antwort, die von dem fernen Surren des Aufzugs verschluckt wurde.
»Mache Blitzlichtaufnahme«, merkte Nancy pflichtbewusst für ihre Aufnahme an. Schabe fragte sich, welches Bild von sich der Dämon einfangen lassen würde. Das Blitzlicht erhellte den halben Keller, und Eloise gab einen unterdrückten Schrei von sich.
Belial hatte sich für das volle Programm entschieden.
Auch wenn es nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen war, weil der Blitz erstarb und das leere Batterien signalisierende Piepen zu hören war, hatte sich der Anblick in Schabes Netzhäute eingebrannt. Mindestens zweieinhalb Meter groß, drei Hörner, die an die Fußbodenbalken anstießen, ein runzeliges Trollgesicht, schmale Augen mit gelblichen, elliptischen Pupillen, ein Oberkörper mit grotesk grüner Muskulatur, dürre Beine, die in Pferdefüßen endeten, und zwischen den Schenkeln hing–
Die Tür knallte zu, als ihre Taschenlampen erstarben.
»Gott steh uns bei«, rief Eloise in der völligen Dunkelheit.
Muss Mitternacht sein. Die Party kann beginnen.
Schabe hielt das Kruzifix in die Höhe, zuversichtlich, dass er fähig sein würde, Belial wieder zu Asche und Schwefel zu versengen. Ein heißer Wind rauschte in der Dunkelheit an ihm vorbei.
Es gab einen dumpfen Schlag und ein heftiges, klitschiges Geräusch, als eine der Frauen stöhnte. Vergib mir Gott, ich habe mich geirrt.
Belial grunzte und schmatzte mit seinen nassen Lippen. Schabe setzte seine Nachtsichtbrille auf und kniete in einer Verteidigungsposition nieder. Er schwang das Kruzifix wie ein Messer und musste schockiert mit ansehen, wie sich der Dämon über Nancy beugte und an ihrem Hals geiferte.
Er saugt ihre Seele aus...
Belial ließ Nancys Leiche fallen und brüllte, während dunkle Flüssigkeit von seinen gezackten Fangzähnen tropfte. Er fauchte Schabe an, keine Spur von List in seinen glänzenden Augen.
»Ich widerrufe meine Einladung«, sagte Schabe mit
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