Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
in die Sonne. »Entschuldigen Sie uns, Sheriff. Wir haben zu tun.«
»Klar. Aber eines noch. Haben Sie letzte Nacht was gehört?«
Lesters Augen richteten sich für einen kurzen Moment fast unmerklich auf den Glockenstuhl. Fast unmerklich. »Nein. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier im Winterschlaf. Warum?«
»Ich dachte, Sie hätten vielleicht etwas gehört. Und Sie, Mrs. Day?«
Die Frau lehnte im Türrahmen und biss sich auf die Lippe. »Etwas gehört? Woran denken Sie?«
»Vielleicht etwas von Ihrem Nachbarn? Von der Potter-Farm?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sheriff.«
Er bewegte sich näher zu den Stufen, die in die rote Kirche führten, wobei er einen Bogen um den Hartriegel machte. Die Luft, die aus der Kirche kam, war kühl, obwohl Licht durch die Fenster ins Innere fiel. Lester und Linda traten neben einander, als ob sie ihm den Weg versperren wollten.
»Jemand hat letzte Nacht Zeb Potter getötet.« Der Sheriff beobachtete ihre Reaktionen. Lester begann, seinen Tabak schneller zu kauen. Linda Day blickte in Richtung der Potter-Farm.
»Ich tippe, diesmal war es mit Sicherheit kein Puma, oder?«, sagte Lester.
»Nicht nach Meinung meiner Leute. Zeb wurde mit einem Vorschlaghammer erschlagen.«
»Huh. Wissen Sie, wer es war?«
»Noch nicht. Wir versuchen, Fingerabdrücke zu finden.« Aber Littlefield vermutete, dass sie keine Hinweise finden würden. Keine Fingerabdrücke, keine Fußspuren, keine Kleidungsfasern. Und keine Zeugen. »Ich frage mich, ob Sie letzte Nacht die Glocken läuten gehört haben.«
Dank seiner Erfahrung wusste Littlefield, wenn eine Person dabei war zu lügen. Und Lester erfüllte die Kriterien. Die Nasenlöcher des alten Farmers blähten sich leicht aus Empörung, er atmete tief ein, seine Augen blickten nach links und rechts, und er stand ein wenig aufrechter. »Wie ich Ihnen gesagt habe, ich habe geschlafen wie ein Toter.«
Der Sheriff nickte. »Und was ist mit Ihnen, Ma’am? Oder Ihrem Mann?«
Sie war eine bessere Lügnerin als Lester. Vielleicht hatte sie reichlich Übung. »Nun, ich hatte gestern Abend die meiste Zeit über das Radio an, zumindest bis ich eingeschlafen bin. Ich hätte nichts hören können. David hat ... geschlafen.«
»Ich verstehe. Nun, ich denke, ich mache mich wohl besser auf den Weg zu Zebs Farm.«
Er fing an sich umzudrehen, blickte dann aber plötzlich die beiden an im Versuch, sie unvorbereitet zu erwischen. »Haben Sie was dagegen, wenn ich einen kurzen Blick in die Kirche werfe? Sie wissen, falls der Killer hier war. Ich beginne zu vermuten, dass die gleiche Person, die Zeb ermordet hat, auch Boonie auf dem Gewissen hat.«
Schweiß glänzte unter Lesters Augen. Er zog an den Trägern seiner Latzhose. »Nun, Sheriff, mir macht es ja nichts aus, aber die Kirche gehört mir nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich Sie reinlassen darf, wenn Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben.«
Eine weiche Stimme erklang aus dem Inneren der Kirche. »Aber, aber, Lester. Unsere Kirche ist immer offen.«
Lester und Linda traten zur Seite und standen neben der Tür wie zwei Löwen aus Stein am Eingang einer Bibliothek.
Ein Mann trat ins Tageslicht. Er war großgewachsen, mit dunklem lockigem Haar und gesunder, sonnengebräunter Haut. Seine Wangen warfen Falten, wenn er lächelte, aber seine tiefbraunen Augen waren undurchschaubar. Er trug ein weißes Baumwollhemd und eine graue Krawatte, und hatte Lederschuhe an, die etwa einen halben Monatslohn Littlefields wert waren.
»Eine Kirche sollte niemanden abweisen, vor allem keinen Mann, der auf der Suche nach der Wahrheit ist«, sagte der Fremde. Ein Hauch von Herrenduft ging von ihm aus, doch unter dem würzigen Moschus verbarg sich ein beunruhigender Geruch, den Littlefield nicht einordnen konnte. Der Mann neigte sich nach vorne und streckte eine Hand aus. »Sheriff Littlefield. Ich bin froh, dass sich in diesen unsicheren und gefährlichen Zeiten ein fähiger Mann wie Sie um die Ermittlungen kümmert.«
Littlefield ging die Treppe hoch. Die Hand des Predigers war so kalt wie die eines Fisches. »Es freut mich, Sie kennen zu lernen, äh...«
»Es ist lange her. Fast ein ganzes Leben.«
Nun kam ihm das Gesicht bekannt vor. McFall. Nur, dass er nicht in sich zusammengesackt war wie die anderen McFalls, nicht diese verschlagene Art hatte, sich zu bewegen, diese fast schon kauernde Haltung, die den Angehörigen der Familie McFall eigen war als Resultat davon, dass sie unaufhörlich brüskiert und
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