Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

schon mit ihm fertig werden.
    Egal, ob er eine Axt oder ein Messer hatte.
    In seinen Augenwinkeln bemerkte er die Andeutung einer Bewegung und als er mit der Taschenlampe darauf zielte, sah er, dass es nur ein Stück Hanfseil war, das sich im Luftzug, der durch die Fenster hereinkam, bewegte.
    Ein metallisches Quietschen erklang hinter ihm. Zeb drehte sich schnell um, der Lichtstrahl glitt über die Werkbank. Ein kurzes Stück Ofenrohr schaukelte hin und her. Das hat kein Wind angestupst.
    Er schlich zur Werkbank, seiner Repetierflinte folgend. Er dachte daran, dass die Taschenlampe seine Position verriet. Der Junkie oder was auch immer wusste genau, wo Zeb war.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als mutig und stolz zu sein. Er stand aufrecht wie John Wayne und sagte: »Komm raus, damit ich dich sehen kann.«
    Nur Stille und die gedämpfte Unruhe der Kühe.
    »Ich bin bewaffnet.«
    Eine Grille zirpte irgendwo im Heu.
    Zeb leuchtete mit der Taschenlampe die Wand über der Werkbank entlang. Irgendetwas stimmte nicht.
    Da war die Heugabel, die an zwei rostigen Nägeln hing. Ein Flaschenzug, der dazu benutzt wurde, Kühe anzuheben, damit sie richtig ausgenommen werden konnten. Ein Fuchsschwanz. Eine Axt. Eine Pflanzenschutzspritze mit Schulterhalterung. Die Schlaufe eines Geschirrs. Eine Schaufel. Zwei Hacken. Ein alter Mähbalken für den Traktor. Ketten in drei unterschiedlichen Stärken.
    Und was noch? Was fehlte?
    Die Wand wurde dunkel und es dauerte eine Sekunde, bis Zeb erkannt hatte, dass etwas in den Lichtstrahl getreten war.
    Der Junkie.
    Ein Gesicht erschien im Lichtkegel, ein Gesicht, das bekannt aber unwirklich aussah. Zebs Brust brodelte so heiß wie ein Kessel, in dem ein Huhn gegart wurde.
    Kein Junkie. Ein–
    Zebs Finger zog sich am Abzug zusammen. Das Dröhnen explodierenden Schießpulvers schlug gegen das Blechdach und wurde zurückgeworfen, um Zebs Ohren einen besonders betäubenden Schlag zu versetzen. Schrotkugeln vernarbten die Wände aus Kastanienholz. Und das Ding, das vor ihm gestanden hatte, war in die Hölle zurückgeschickt worden, wo es hingehörte.
    Außer...
    Gnädiger Gott im Himmel.
    Das Ding war noch immer da, das Gesicht mit einem scharfen Grinsen überzogen, während die Züge um es herum zwischen Haut und Schuppen und Fell und einem formlosen, glitschigen Grau wogten. Aber die Augen waren am schlimmsten, diese grünen, durchbohrenden Strahlen, die schlimmer als jeder Traum oder Alptraum liebten und hassten, Augen, die besaßen, Augen, die segneten und verdammten, Augen, die–
    Zeb konnte sich selbst wimmern hören, als er versuchte, den Vorderschaft zurückzuziehen. Er hatte Recht gehabt: Das Abfeuern der Waffe hatte seinen Abzugsfinger gebrochen, doch es gab keine Zeit, sich mit den Schmerzen in seinem Herz und seiner Hand zu beschäftigen. Er mochte es beim ersten Mal verfehlt haben, aber das Ding war nun näher, nur dass er zu schwach war, um nachzuladen – das würde John Wayne niemals passieren.
    Die Taschenlampe war in das Heu gefallen, aber ihr Strahl zeigte nach oben. Das Ding mit den strahlenden Augen füllte den Lichtkegel aus wie der Star eines verrückten Puppentheaters. Es hob den Vorschlaghammer, Zebs Kühe-mordenden Hammer, und als der achtpfündige Metallkopf den Schwung nach unten begann, gezielt genau auf den mittigen Punkt über den Augen, wurde Zeb klar, dass diese in Tennessee geborenen Schweinehunde vielleicht doch Recht hatten.
    Es gab Momente, in denen man die Augen schließen musste, bis die schlimmen Dinge wieder verschwunden waren.

 
     
    Kapitel 8
     
    Frank Littlefield überquerte mit seinem Isuzu Trooper den Hügel und blinzelte gegen das Morgengrauen, als er sich in das Tal von Whispering Pines hinunterschlängelte. Er hatte die Fensterscheiben heruntergekurbelt, weil der Geruch des grünen Frühlings so weit von der Stadt weg viel intensiver war. Die vereinzelten Häuser standen abseits der Straße; Weiden und Tabakfelder wurden durch Parzellen von Laubwäldern unterbrochen. Unten bildeten das Grau und das Braun von Scheunendächern kleine Rechtecke in der Flussniederung. Kühe flanierten an den Grenzzäunen entlang. Sie bewegten sich so verschlafen und gemächlich wie der Fluss, mit Köpfen, die alle in die gleiche Richtung schauten.
    Ihm kamen ein paar Fahrzeuge entgegen, deren Insassen dunkle Anzüge oder gestärkte Kleider trugen und sorgfältig gekämmt oder gebürstet waren. Sie waren auf dem Weg nach Barkersville, zum Gottesdienst. Sonntag