Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
sollte ein heiliger Tag sein, ein Tag der Ruhe und der Gemeinschaft, mit Backhuhn und Sportübertragungen im Fernsehen. Kein Tag des Todes.
Er erreichte die Talebene und bog in den Schotterweg ab, den er nur allzu gut kannte. Ein Junge angelte von der einspurigen Brücke und Littlefield verlangsamte das Tempo seines Troopers, um so wenig Staub wie möglich aufzuwirbeln. Der Sheriff warf einen Blick auf die Stringer-Schnur des Jungen, um herauszufinden, ob die Forellen anbissen. Die Schnur war schlaff. Sogar die Fische waren heute faul.
Er fuhr um eine Kurve und die rote Kirche wurde sichtbar. Aus dieser Entfernung schien das Gebäude ein Gesicht zu haben. Die Fenster waren wie flache Augen, der Dachvorsprung brütende Augenbrauen, das ungleichmäßige Fundament aus Steinen das bösartige Grinsen abgebrochener Zähne. Die Kirche blickte finster, überheblich und hasserfüllt auf ihrem Friedhofshügel. Littlefield wandte den Blick ab, um das Bild des am Dachvorsprung hängenden Samuel loszuwerden.
Ein Streifen gelben Plastikbands am unteren Ende des Friedhofs markierte den Ort, an dem Boonie Houck gestorben war. Betreten verboten, befahl das Polizeiplastikband. Wie ironisch, dass diese Anweisung immer ein wenig zu spät kam. Wenn die Absperrung nur schon vor einer Woche dort gewesen wäre. Dann würde Boonie jetzt vielleicht mit einem Kater aufwachen, anstatt auf einer Metallbahre in einem Schließfach beim Landesgerichtsmediziner zu schlafen.
Alles, was wir tun müssen, ist die ganze Welt absperren. Kleine gelbe Streifen für jeden.
Ein Truck war am Eingang zur Kirche geparkt. Es war Lesters Dodge für die Viehtransporte. Heuballen stapelten sich auf der Ladefläche. Lester arbeitete sonst nie sonntags. Die einzige Gelegenheit, bei der er einen Morgengottesdienst verpasste, war, wenn er im November auf den Tabakmarkt in Durham fahren musste.
Littlefield entschloss sich zu einem weiteren Gespräch mit Lester. Storie wartete auf ihn auf Zeb Potters Farm, aber nach allem, was sie ihm heute Morgen am Telefon gesagt hatte, gab es nicht mehr viel, das Littlefield für den alten Farmer tun konnte. Und der Sheriff hatte das Gefühl, dass das, was an der roten Kirche vor sich ging, eine Verbindung zum Mord letzte Nacht haben könnte. Denn Zeb Potter war definitiv nicht von einem Puma angegriffen worden. Es sei denn, die hatten gelernt, wie man mit einem Vorschlaghammer umging.
Er bog in den Weg ab, der als Zufahrt zur Kirche diente, und parkte neben dem Dodge. Lester stand am Eingang der Kirche und hielt einen Ballen gelb-braunen Heus in seinen behandschuhten Händen. »Tag, Sheriff. Sie scheinen ein häufiger Gast hier zu werden.«
»Ein bisschen zu häufig«, antwortete Littlefield, während er aus seinem Trooper ausstieg. Er blickte den Hartriegel hoch, zu den dünnen schwarzen Zweigen, die niemals abzusterben schienen. Dann wollte er seine Augen auf den Glockenstuhl richten, erwischte sich aber dabei und lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf Lester. »Ich tippe, der Verkauf wurde abgeschlossen.«
»Aber ja. Ich hab nicht mehr so viele Nullen gesehen seit meinem letzten Zeugnis, damals in der vierten Klasse.« Lester entsorgte den überflüssigen Tabakspeichel aus seinem Mund.
Jemand kam aus dem Altarbereich. Es war die Frau von Day, die Mutter der Jungs, die Boonies Leiche gefunden hatten. Ihr Haar wurde von einem roten Kopftuch aus ihrem Gesicht gehalten und ihre Hemdsärmel waren hochgekrempelt. Stücke von Halmen hingen am Flanell.
»Hallo, Sheriff«, sagte sie. Sie warf einen Heuballen auf den Viehtransporter und wollte wieder zurück in die Kirche gehen.
»Guten Morgen, Ma’am. Wie geht es Ihrem Jungen?«
Sie wirkte zunächst etwas verwirrt, so als ob sie nicht wüsste, wovon er sprach. »Ronnie? Oh, dem geht’s gut. Ganz gut. Sie erholen sich schnell in dem Alter.«
So schnell, dass du dich davonmachen und sie unbeaufsichtigt lassen kannst? »Freut mich, das zu hören, Ma’am. Und was ist mit dem Kleinen?«
»Timmy geht’s auch gut. Er ist zu Hause und passt für mich auf.«
»Hat er sich noch an irgendetwas erinnert? Etwas, das uns weiterhelfen könnte?«
Sie blickte Lester an, dann ins dunkle Innere der Kirche. »Ich denke, es ist am besten, wenn er das Ganze vergisst, oder?«
»Vielleicht.« Wer oder was war in der Kirche und machte sie so nervös? Und was machte sie überhaupt hier? Für Littlefield schien die Arbeit mehr als die übliche Nachbarschaftshilfe zu sein.
Lester schielte hoch
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