GU Mein Gluecksrezept
mit unserer Mini, an der zwar alles so war, wie es sein sollte, die aber wegen ihres Schiefhalses noch ein paar Einheiten Gymnastik brauchte. So war ich die erste Zeit damit beschäftigt, mit unserer Kleinen mehrfach täglich Vojta-Gymnastik zu machen, eine wahrhaft qualvolle Angelegenheit, die uns beiden oft die Tränen in die Augen trieb. Als das geschafft und unsere Kleine im Lot war, durften wir uns aber noch nicht ausruhen.
Es folgte ein Umzug, diesmal nach Bayreuth in eine Wohnung auf dem Flachdach eines Lidl-Marktes, den der Graf erbaut hatte. Über unserer Wohnung mit einer riesigen Dachterrasse und Aussicht auf den Parkplatz waren noch die Büros des Grafen, seiner Frau und das meines Mannes. So sahen wir uns gelegentlich auch mal untertags, und ich hatte es wirklich nicht weit zum Einkaufen. Ich musste nur einen Stock tiefer gehen.
Der ganz normale Ausnahmezustand
Soweit das Leben für eine junge Mutter amüsant sein kann, war der Neuanfang eigentlich ganz gelungen: dauermüde, im Schlabberlook, mit Still-BH und Augenringen, immer hinter einen Kinderwagen geschirrt, den ich manchmal nur zur Unterhaltung bei entspannender Hintergrundmusik durch den Lidl schob. Es war das ganz normale Leben einer jungen Familie – gut, vielleicht nicht ganz normal, wenn man unser Umfeld betrachtet: oben der Graf, unten der Lidl.
Ich bin jetzt jedenfalls ziemlich fit in Sachen Warensortiment, besonders was Drogerieartikel anbelangt. Na, und acht Monate später kündigte sich erneut Nachwuchs an. So ist das, wenn der Mann im selben Gebäude arbeitet und tagsüber schon mal kurz bei seinen Liebsten vorbeischaut … Konstantin war also unterwegs.
Als akademische Hausfrau wusste ich, dass alles im Leben seine Zeit hat, Karriere und Kinder. Und letztlich ist es wirklich so: Wenn man sich als gut ausgebildete Frau auch noch Kinder wünscht, sollte man sich tunlichst darauf einrichten, dass das meiste doch an einem selbst hängen bleibt, während die Väter draußen im Karrierewettlauf sind. Das trifft vor allem auf die Frauen zu, die eine Neigung zu vorzeitigen Wehen haben und deshalb von Anfang an langsam tun müssen, damit der Embryo gesund heranwächst. Das war schon ein kleines Kunststück, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Mini zu dieser Zeit gerade ins Krabbelalter kam und vor Unternehmungslust nur so sprühte.
Reduziert auf die Glucke
Es war wirklich frustrierend. Ich hatte doch so viele Fähigkeiten, die jetzt brachlagen. Dafür war ich täglich im Bilde über die Sonderangebote beim Discounter. Beim besten Willen, das war doch nicht mein Leben! Was war aus meinen Träumen von der Impfung und der großen weiten Welt geworden? Jetzt saß ich hier auf dem Lidl-Dach in Bayreuth. Wagner hin oder her – für mich waren es keine Festspielwochen. Ich wollte wieder arbeiten und anderen Frauen beistehen, denen es wirklich schlecht ging. Und ich wollte eine gute Mutter sein. Ich wollte mich einfach nicht damit abfinden, dass alles, was ich noch konnte außer Windelwechseln, Breichenwärmen und mit meinen zwei Kindern spielen, passé und nicht gefragt war.
Außerdem wollte ich ja durch meine medizinische Arbeit dabei helfen, den Krebs auszubremsen, ja, ihn zu besiegen. Die Idee einer Impfung gegen Krebs hat mich bis heute nicht losgelassen. Sie ist meine berufliche Leidenschaft, und ich freue mich, dass mich jeden Tag Patientinnen von sich aus auf die Möglichkeiten einer erweiterten Vorsorge und Impfung ansprechen.
Das Leben nehmen, wie es kommt
Ich bin überzeugt, dass das Leben kein langer, ruhiger Fluss ist – nicht mehr und nicht weniger. Würde ich glauben, dass das Leben kompliziert und unübersichtlich ist, dann würde ich damit Gedanken zulassen, die mich lähmen. Ich schätze deshalb Klarheit, Geradlinigkeit und gute Organisation, wenn das Leben, also der Fluss, mal wieder eine besondere Schleife einlegt. Friede, Freude, Eierkuchen waren bei uns nie wirklich angesagt, auch wenn wir zwischen den Tiefen immer wieder Höhen erlebt haben.
So entschied sich mein Mann in seinem Sabbat-Jahr 2001 für den Weg in die Selbstständigkeit in seinem Traumberuf zwischen Politik und Wirtschaft. Zehn Jahre später kann man ihn dazu nur beglückwünschen, denn es waren außergewöhnlich erfolgreiche Jahre für seine Firma. Mit Anfang bis Mitte 30 hatten wir nun eine sehr schöne Zeit. Wir waren gesund und glücklich mit unseren beiden Kleinen.
Da klingelte eines schönen Tages das Telefon, und Professor Egger, mein
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