GU Mein Gluecksrezept
er damit meistens genau, was er will.
Manche seiner Erfolgsstrategien hatte ich selbst auch vor meiner Erkrankung schon intuitiv eingesetzt, wie beispielsweise den Traum von meiner eigenen Praxis, neuerdings mit Aussicht – nicht auf den Eiffelturm, aber immerhin auf den bezaubernden Schwabacher Marktplatz. Ich stelle mir meinen Traum in solchen Situationen möglichst deutlich und plastisch vor und visualisiere mein Ziel. Dabei stelle ich mir die neue Situation vor wie einen schönen Film, wie eine lebendige Szene, die ich hören, riechen und schmecken kann (mehr dazu ab hier > ). Die Methode: Man nimmt das Gefühl vorweg, wie es sein wird, wenn man das Ziel erreicht haben wird, wenn man gewonnen haben wird, was man sich wünscht.
Man darf sich nie-, niemals als Opfer der Umstände fühlen, sondern muss immer handlungsfähig bleiben. Das ist leichter gesagt als getan, wie wir alle wissen. Ich erläutere später, was ich damit meine und wie es gelingt, in einer solchen Situation Oberwasser zu behalten.
Man nimmt das Gefühl vorweg, wie es sein wird, wenn man das Ziel erreicht haben wird, wenn man gewonnen haben wird, was man sich wünscht.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Ich lag also in der Klinik und wurde zu einer Routineuntersuchung gebracht, bei der eine Kollegin feststellte, dass einer meiner Zwillinge einen Nierenstau hatte. Das hieß, dass der Kleine zusammen mit seinem Schwesterchen so schnell wie möglich auf die Welt geholt werden musste. Ich war nun bereits in 35. Woche schwanger, und so war eine Kaiserschnittentbindung geboten. Außerdem hatte ich so ein unbestimmtes, ungutes Gefühl …
So besorgniserregend für unseren Knirps diese Komplikation war und so gerne ich die Zwillinge wie meine beiden ersten Kinder normal entbunden hätte – der Kaiserschnitt war diesmal aus medizinischer Sicht erste Wahl. Noch dazu wären sonst mehr Krebszellen in meine Blutbahn gelangt. Das ist für eine Frau mit einem Gebärmutterkarzinom der worst case. Denn dann lässt sich der Krebs nicht mehr gut eingrenzen.
Und verfolgt man den Gedanken weiter, dass jede Situation – auch die schlimmste – mehr als nur eine Seite hat, dann konnte ich fast dankbar sein, dass ich noch immer nichts von meinem Krebs wusste. Jetzt war ich im achten Monat schwanger und konnte unbelastet meine Zwillinge auf die Welt bringen. Hätten Kollegen im vierten oder fünften Monat auch nur einen Krebsverdacht bei mir gehabt, hätte ich mich, ganz nüchtern betrachtet, zwischen dem Leben meiner Zwillinge und meinem eigenen entscheiden müssen.
Heute bin ich glücklich, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist, auch wenn der dann folgende Abschnitt meiner Lebensgeschichte mir sehr zusetzen sollte.
Die Familie wächst
Am 19. April 2004 brachte ich also Charline und Carlos auf die Welt. Schon vier Tage später machte ich mich mit den Babys auf den Heimweg zu meinen schwer vermissten Großen, Catherine und Konstantin, denn groß waren sie jetzt auf jeden Fall, auch wenn sie erst vier und drei Jahre zählten.
Nun begann das Gezerre um Mami, die so lange weg gewesen war und zu allem Überfluss auch noch zwei plärrende Zwerge mitgebracht hatte, die alle zwei Stunden gestillt werden wollten. Der Großfamilienalltag begann unwiderruflich, und zwei Wochen später, nachdem meine Bauchwunde einigermaßen verheilt war, stand ich schon wieder in meiner Praxis in Schwabach.
Das hieß morgens um fünf Uhr stillen, dann die Großen anziehen, denn das durfte nur Mami machen. Die Ärmsten hatten wirklich einen enormen Nachholbedarf, und ich zerriss mich fast dabei, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Und die waren groß. Um jede Kuscheleinheit, um jedes liebe Wort wurden eifersüchtige Kämpfe ausgefochten. Dann machte ich Frühstück.
Um sieben kam meine gute Fee Nicole. Ich pumpte noch Milch ab für die Kleinen und brachte die Großen zum Kindergarten. Das war jeden Morgen ein großes Drama, da beide massive Trennungsangst entwickelt hatten. Sie hatten mich vier Wochen kaum gesehen, sondern nur meine Stimme am Telefon gehört. Sie hatten mitbekommen, dass es mir nicht gut ging. Kinder entwickeln große Ängste, und vier Wochen sind für sie ein viel längerer Zeitraum als für einen Jugendlichen oder einen Erwachsenen. Sie wussten ja nicht, ob ich wirklich wiederkommen würde. Das Vertrauen in mich musste ich mir erst mühsam wieder erarbeiten.
Zurück in meiner Praxis lief alles wie gewohnt. Meine Patientinnen blieben mir treu, und täglich
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