GU Mein Gluecksrezept
kennengelernt hatte, recherchierte, welches Therapieschema aus den USA für mich besonders geeignet wäre. In Abstimmung mit den deutschen Spezialisten hat sich Stefan bei der Gestaltung meiner weiteren Behandlung nach der Operation unglaublich engagiert – so unnachgiebig, wie es seine Art ist. Ich wollte trotz der exzellenten OP durch Professor Egger in Neumarkt kein Restrisiko eingehen und stellte mich der Chemotherapie – mit allen Konsequenzen.
Wirkungen und Nebenwirkungen
Als Ärztin wusste ich, worauf ich mich einließ und was mir in etwa bevorstand. Ich wollte und musste es durchstehen. Das hieß: Zähne zusammenbeißen, die Chemo als etwas Positives sehen, das auch noch die letzte Krebszelle ausmerzt, und mich auf meine Lieben konzentrieren, dankbar sein für die schönen Dinge und Momente im Leben.
Tatsächlich gelang es mir durch die Konzentration auf die vielen herrlichen Augenblicke meines Lebens, mich von der aufsteigenden Übelkeit abzulenken. Und ich träumte häufig davon, eines Tages wieder die fröhliche, strahlende Frau zu sein, die ich einmal gewesen war – ohne geschwollene Beine und ohne schwache Blase, die mir seit der OP etwas zu schaffen machte. Ich sah die Kinder, Stefan und mich auf dem Eiffelturm und sah, wie wir auf einem Boot die Seine entlangfuhren. Es ging uns gut. Ich würde wieder gesund werden und einfach glücklich leben.
Was mir weiterhin sehr wichtig war, und da spielte dann doch meine Erziehung eine Rolle: Ich wollte mich nicht gehen lassen, nicht in schlabbernden Jogginghosen und ungepflegt versauern. Sich äußerlich zu vernachlässigen, ist nicht gut fürs Ego, für die Selbstachtung und für die anderen, mit denen man zusammenlebt und die man liebt.
Maria, eine einzigartige Kosmetikerin, die mir bei der Gestaltung des Kindergeburtstages unserer Mini geholfen hatte, half mir nun, mich zurechtzumachen, um auch ohne Wimpern und Augenbrauen schön zu sein. Ich erfand eine Wickeltechnik für das Hermes-Tuch, das ich einer Perücke vorzog. Kochte mir Nudeln, um mich wieder aufzupäppeln.
Es war eine schlimme Zeit, das darf ich nicht beschönigen. Kurz vor Weihnachten 2004 sollte ich meine letzte Chemo bekommen. Dann wollten wir in der großen Familienrunde mit allen Großeltern Weihnachten feiern. Ich freute mich sehr darauf, baute meine ganze Kraft darauf auf.
Ich empfinde meine Geschichte nicht als so negativ oder tragisch, wie Sie vielleicht denken.
Der nächste Schlag
Aber dann wurde ich Anfang Dezember beim Aussteigen aus unserem Familienkombi ohnmächtig. Ich wollte gerade die Großen vom Kindergarten abholen.
Am 10. Dezember fuhr ich deshalb mit Stefan in die Erlanger Röntgenklinik, um eine Kernspintomographie machen zu lassen. Meine größte Angst war, dass der Krebs doch gestreut hatte. Eine Stunde lag ich in diesem Apparat, der meinen Körper durchleuchtete, atmete ein und atmete aus, um die Panik nicht hochkommen zu lassen, und suchte nach meinem Traum von Paris und Venedig. Jetzt liefen wir an der Seine entlang, mein Mann hatte seinen Arm um mich gelegt. Die Kinder malten den Eiffelturm in allen Farben.
Als ich endlich aus der Röhre heraus war, hieß es nach kurzer Zeit, dass man mich gleich noch einmal untersuchen wollte. Die Befunde von Unterleib, Leber und Lunge waren zwar in Ordnung, aber da war noch etwas anderes: Ich hatte einen kinderfaustgroßen Tumor. In meinem Gehirn.
Das war ein Ergebnis, das die herbeigerufenen Kollegen in höchste Aufregung versetzte, so einmalig war es. Und es war das erste Mal, dass mein Mann umkippte. Kurz nachdem er sich wieder gefangen hatte, fuhren wir in die Erlanger Universitätsklinik und machten uns dort auf den Weg in die neurochirurgische Abteilung zu Professor Fahlbusch.
Den Hoffnungsschimmer sehen
Meine Geschichte ist sicher keine leichte Kost für Sie. Mir ist wirklich einiges widerfahren. Das kann man sicher sagen. Was mich aber selbst bis heute erstaunt: Ich empfinde meine Geschichte nicht als so negativ oder tragisch, wie Sie vielleicht denken. Ich bin dankbar für mein Leben, freue mich über jeden einzelnen Tag, den ich mit meinem Mann und meinen Kindern verbringen kann. Unsere Beziehung, unser Zusammenhalt innerhalb der Familie hat sich angesichts der Bedrohung meines Lebens unglaublich vertieft.
Es gibt Paare, die unter einer solchen Belastung zerbrechen. Mein Mann schrieb Gedichte von Schiller für mich auf, die mich motivieren sollten weiterzumachen. Er trauerte mit mir und tröstete mich,
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