GU Mein Gluecksrezept
kamen mehr. Über diesen großen Zuspruch bin ich sehr glücklich. Täglich um zehn Uhr trudelte Nicole mit den Babys ein, die ich dann stillte. Das konnte bei zwei Frühgeborenen ein Weilchen dauern, und so diktierte ich in der Zwischenzeit hin und wieder Arztbriefe, machte meine Atemübungen (siehe ab hier > ), und die Zeit verging wie im Flug. Es tat mir unbeschreiblich gut.
Der Krebs wächst
Alles ging seinen hektischen Gang, normal für eine Familie mit vier Kindern, bis ich merkte, dass mir immer öfter schwindlig wurde. Auch hatte ich ein unstillbares Schlafbedürfnis. Mein Mann meinte, das sei halt der Stress. Wir sind eben keine typische Kleinfamilie, sondern haben unser spezielles Expresstempo.
Als ich allerdings eines Tages während eines Ermunterungsgesprächs mit einem Mann plötzlich zu bluten begann, wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
Ich stillte noch voll. Das hieß, die dadurch produzierten Hormone unterdrückten die einen regelmäßigen Zyklus. Die harmlose Monatsblutung konnte es also nun auf keinen Fall sein.
In meiner Not rief ich meine Kollegin Astrid an, eine Vertraute aus gemeinsamen Kliniktagen bei Professor Egger. Ich hatte Angst, dass sie gleich wieder auflegen würde; schließlich kam ich mir seit meinem Ausstieg aus der Angestelltenposition am Klinikum in der nordbayerischen Gynäkologen-Szene wie ein Paria vor. Aber Astrid war äußerst verständnisvoll und bestellte mich umgehend zu sich.
Die böse Gewissheit
Zuerst schlossen wir die üblichen Ursachen für eine Blutung außer der Reihe aus. Es blieb jetzt nur noch der Krebsabstrich. Und nun bekam ich echte Panik. Astrid wollte mit dem Abstrich noch warten und mich noch eine Woche mit Hormonzäpfchen behandeln, um die Blutung zum Stillstand zu bringen. Aber ich bestand trotz meiner Höllenangst darauf. Denn das konnte doch nicht wahr sein, dass ausgerechnet in mir der Krebs tobte, mit dem ich mich als Ärztin seit über zehn Jahren so intensiv auseinandergesetzt hatte. Am nächsten Morgen sollte ich Bescheid bekommen.
Ja, und so rief mich morgens Astrid in meiner Praxis an, während gerade die hungrigen Zwillinge von Nicole herbeigeschafft wurden, das Wartezimmer überquoll und die Telefonleitungen glühten. Astrid forderte mich auf, mich umgehend an Professor Egger zu wenden. Und das machte ich dann auch. Ja, ich hatte Krebs!
Niemals resignieren
Ich nahm alle Kraft zusammen und zwang mich zur Selbstbeherrschung: tief ausatmen, nicht resignieren, im Handeln bleiben, nicht weinen. Noch nicht. Unser Kindermädchen chauffierte mich an die Wirkungsstätte meines Professors. Währenddessen stillte ich meine Zwerge im Auto.
Ich übernahm das Steuer meines Lebens, handelte im Wissen um meine Verantwortung in dieser Situation. Ich kam zu Professor Egger, der schon im Bilde war, mich untersuchte, den Befund bestätigte und mit den Kollegen meine OP vorbereitete. Ich versuchte ihm zwar noch abzuringen, dass ich nach der Gebärmutter-OP weiterstillen dürfte, und entwickelte darin eine ziemliche Penetranz, die aber nichts half. Ich stillte meine fünf Monate alten Zwillinge das letzte Mal an dem Morgen, bevor mir die Gebärmutter entfernt wurde. Nun spielte Professor Egger wieder eine sehr wichtige, ja lebenswichtige Rolle in meinem Leben.
Das Leben weiterleben
Es gab für mich keinen Grund, nun äußerlich alles umzukrempeln. Ich führte ja ein gesundes Leben, glücklich mit meinen vier Kindern und dem dazugehörigen Mann. Die Zwillinge fanden das spontane Abstillen entsetzlich und boykottierten lange Schnuller und Fläschchen. Meine Catherine war völlig traumatisiert, weil Mami jetzt schon wieder so lange wegblieb. Inzwischen umsorgten meine Schwiegereltern die Kinder. Meinen Kindern wollte ich den Anblick ihrer Mutter mit einer Drainage ersparen. Bereits nach zehn Tagen verließ ich die Klinik, um zu Hause nicht wieder zu lange zu fehlen.
Die lieben Menschen, die zu mir halten
Mein Mann blieb bei mir, wickelte die Zwillinge und kümmerte sich parallel noch um seine Geschäfte und obendrein meine Praxis. Er blieb sachlich im Umgang mit meiner Krankheit und hielt mich durch seine Selbstdisziplin und seinen allgegenwärtigen Willen aufrecht. So schützte er mich vor einer in solchen Fällen möglichen tiefen Depression, die mir jeden Lebenswillen hätte rauben können.
Stefan kümmerte sich auch darum, dass die deutsche Medizinforscherin Dr. Elfriede Bednar aus Chicago, die er zufällig bei einem Termin im Passauer Rathaus
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