GU Mein Gluecksrezept
Nürnberg. Es begleiteten uns mittlerweile um die hundert gute Wünsche, worunter die Gesundheit nur einer war. Ich studierte ja weiter in Erlangen, an einer renommierten Fakultät für Medizin, und war selbst mittlerweile ganz gut eingebayert. Wir hatten es sehr lauschig dort oben im vierten Stock unter dem Dach auf fünfzig Quadratmetern. Nicht ganz standesgemäß vielleicht, mit unserem Kohleofen und den Dachschrägen, aber wir liebten es.
Die Welt voller Aufgaben
Während ich Tag für Tag zur Uni fuhr, verbrachte mein frisch gebackener Ehemann viel Zeit als Youngster im Marktgemeinderat in Wendelstein am Stadtrand von Nürnberg. Da gab es allerlei zu tun – vom Bauausschuss über die Hauptversammlungen diverser Sportvereine bis hin zu den Kirchweihen von Röthenbach bis Neuses. Jeden Tag stand etwas anderes in seinem Terminkalender, und er war neben seinem Studium stets in der Kommunalpolitik engagiert. Wenn ich abends erschöpft heimkam aus meinen Vorlesungen und Seminaren, dann wollte ich oft nur die Füße hochlegen und mit meinem Liebsten unbesorgte Stunden verbringen. Tja, aber der schlug sich die Abende oft im Wendelsteiner Rathaus und in irgendwelchen Hinterzimmern um die Ohren. So viel zu unserem jungen Eheglück.
Mir wurde schnell klar, dass für Stefan die Politik eine wirkliche Herzensangelegenheit ist. Mein Mann ist hundertprozentig in allem, was er tut. Nie gibt er auch nur einen Millimeter vor dem Ziel auf. Manchmal ist das regelrecht nervig, doch es hat uns in den vergangenen Jahren ziemlich weit gebracht. Für ihn war seit seinen Teenagertagen das Gemeinwohl Anspruch und Aufgabe, und das verband uns schon damals, ihn als politischen Menschen und mich als Ärztin.
Wir waren jung, wir führten ein arbeitsreiches, engagiertes Leben. Manche mögen das nicht gerade romantisch finden, aber uns hielt eben auch und gerade diese Energie zusammen und machte uns glücklich. Und Zeiten zu zweit nahmen wir uns natürlich auch … Wir wollten beide die Welt verändern, jeder auf seine Weise einen Beitrag dazu leisten, dass sie nach uns ein klein wenig besser wäre als heute.
Kampf dem Krebs!
Seit Jugendjahren träumte ich davon, eine Impfung gegen Krebs zu entwickeln. In den Siebzigern galt das noch als Schnapsidee. Inzwischen gibt es tatsächlich erste Impfungen gegen Krebs. Ist das nicht wundervoll? Zu verdanken haben wir das auch dem deutschen Mediziner Professor Harald zur Hausen, der just in den Siebzigern schon daran forschte und 2008 den Nobelpreis dafür bekam. Solche Helden brauchen wir, in der Medizin ebenso wie in der Politik, in der Physik, in der Genforschung und überall als Vorbilder für die nächste Generation.
Ich weiß noch wie heute, wie Stefan und ich uns 1993 über eine Impfung gegen Krebs unterhielten; er half mir gerade, meine schäbige Londoner Studentenbleibe zu renovieren. Er hielt mich für naiv, für eine weltfremde Träumerin. Ich antwortete darauf, dass schon die theoretische Möglichkeit, eines Tages könnte es einen solchen Impfstoff geben, es wert sei, sich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Ich sagte, dass es mir egal ist, ob die Idee erst in der übernächsten Generation Realität wird, dass es mich nicht kümmert, wenn sie heute als Spleen einiger weniger dem Spott der Wissenschaft preisgegeben ist. Dass ich all das in Kauf nehme für die Chance, dass ein anderer oder ich einen solchen Impfstoff irgendwann findet. Viele Jahre später hat Stefan mir gestanden, dass er ab diesem Moment wusste, dass ich die Frau bin, mit der er sein Leben teilen wollte. Und so ist es dann ja auch gekommen.
Dass Professor zur Hausen und andere Forscher bereits lange an der Entwicklung dieses Impfstoffes arbeiteten und dass dieser heute, bald 20 Jahre später, in meiner Arztpraxis zu meinen Routinebehandlungen bei jungen Frauen gehört, war noch nicht absehbar. Es gab anfangs noch keine Studien, die den Erfolg belegen konnten.
Unsere Visionen, die wir mit Leidenschaft verfolgten, prägten unsere frische Studentenliebe. Stefan kämpfte für eine Verbesserung der lokalen Infrastruktur, und ich wollte – sobald ich Ärztin wäre – für Frauen kämpfen und ihnen Mut machen, wenn es ihnen schlecht ging, wenn sie krank waren oder sich am Ende fühlten.
Kinder oder Karriere? Natürlich!
Ich habe ein anspruchsvolles Studium gewählt und mich früh für die Gynäkologie entschieden. Und ich wollte in diesem Beruf arbeiten, obwohl klar war, dass wir selbst Kinder haben wollten. Mich
Weitere Kostenlose Bücher