Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
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»Irgendwas ist da los«, sagte sie und wählte bereits. »Von Chessie. Vielleicht hat sie in Joellens SMS-Nachrichten was gefunden.«
Er blickte vom Tisch auf. »Ihr lest sie? Ihr zapft illegal ihr Handy an?«
»Nur ihre SMS«, erwiderte sie und zuckte zusammen, als Chessies Telefon in ihrem Ohr klingelte. »Chessie wusste, wie, und nachdem wir die Nachricht bekommen und rausgefunden haben, dass es …«
»Vivi, sie kommt zurück nach Nantucket«, sagte Chessie, als sie abgenommen hatte. »Morgen Nachmittag.«
»Ich stell dich auf Lautsprecher, damit ASAC Lang über alles im Bilde ist.« Sie legte das Telefon zwischen sie auf den Tisch. »Gut, Chess. Schieß los.«
»Joellen tauscht mit irgendwem SMS-Botschaften aus, dass Cara morgen nach Nantucket kommt. Ich weiß noch nicht, mit wem.«
»Was schreibt sie?«, fragte Vivi.
»In der ersten SMS stand ›CF bereit zu reden. Bringe sie nach NanT morgen Nachm.‹ Ich schätze, CF steht für Cara Ferrari und NanT für Nantucket, also habe ich dieses Gespräch natürlich genauestens verfolgt.«
»Natürlich«, sagte Lang trocken, legte ein Hühnerbein hin, von dem er abgebissen hatte, und wischte sich die Finger an einer Serviette ab.
»Und in weniger als einer Minute hat sie eine Antwort von jemandem bekommen – von jemandem, der seine Nummer unterdrückt und absolut nicht zurückzuverfolgen ist – und der geschrieben hat: ›Sehr mutig. Bring sie her‹.«
»Na gut, dann kommt sie also her.« Vivi lehnte sich sichtlich frustriert zurück. »Wir können nicht offen nach Beweisen für ihre Verwicklung in Emmanuels Menschenhandelsring suchen, wenn sie hier ist.«
»Du nicht«, sagte Lang. »Das FBI hat jedoch allen Grund, hier zu sein und die echte Cara Ferrari zu beschützen, also können wir das tun. Es wäre sogar viel einfacher, sie zu befragen, wenn ich sie direkt hier vor meiner Nase hätte.«
Ein ungewohntes Gefühl der Eifersucht keimte in Vivi auf. Sie hatte erheblich was dagegen, dass Cara Ferrari ihm direkt vor der Nase herumlief. Und sie war noch nicht bereit, ihn zu verlassen.
»Jedenfalls ging der Austausch noch ein bisschen weiter«, fügte Chessie hinzu. »Joellen erwähnte, dass sie am späten Nachmittag mit der Fähre ankommen würden.«
»Von Cape Cod oder Vineyard aus?«, fragte Vivi.
»Ich bin nicht sicher. Aber es gab eine Antwort.«
»Ja?«
»Diese Person schrieb zurück, ich zitiere: ›Kümmere dich um sie. Mach den Job, für den ich dich bezahle.‹«
Vivi und Lang blickten sich an und gingen im Kopf sämtliche Möglichkeiten durch.
»Mercedes?«, schlug er vor.
»Roman?«, entgegnete sie.
Er hob die Augenbrauen. »Zweifelhaft, aber interessante Theorie. Diese Person hat gesagt ›bring sie her‹, also ist er oder sie bereits in Nantucket. Ich tippe folglich auf deine Kellerfreundin.«
»Du glaubst, Mercedes bezahlt Joellen, um Babysitterin für ihre dreiunddreißigjährige Schwester zu spielen, die sich die besten Bodyguards der Welt leisten kann?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht beschützt sie sie ja gar nicht, sondern hat einen anderen Job. Sie vor Ärger zu bewahren oder vom Fusel fernzuhalten.«
»Joellen ist diejenige mit dem Hang zum Fusel«, sagte Vivi. »Und nur für deinen späteren Bericht, Lang …«
»Ich weiß, kein Mensch sagt mehr ›Fusel‹« – er grinste – »außer mir.«
Sie verdrehte die Augen und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Telefon. »Danke, Chessie. Wenn du nicht wärst, hätte ich keine Ahnung, dass sie hier auftauchen wird.«
»Genau das will sie wahrscheinlich«, sagte Chessie.
»Jepp. Das Köder-Double ist immer die Letzte, die es erfährt.«
»Nicht, wenn man gegen das Gesetz verstößt und illegal Telefone anzapft«, konterte Lang.
Vivi lachte. »Wir erledigen den Job eben nach Art der Angelinos.«
»Wo wir gerade beim Thema sind«, sagte Lang. »Irgendwas von Gabe? Hatte er Erfolg bei der Ortung von Cara?«
»Ich habe noch nichts gehört«, sagte Chessie. »Aber wenn, lasse ich es euch wissen.«
»Gute Arbeit, Chessie. Wir bleiben in Verbindung.« Vivi beendete das Gespräch und lehnte sich mit einem Seufzen zurück. »Schätze, die Party ist für mich so gut wie vorbei.«
Lang schoss ihr einen hintergründigen Blick zu und schenkte ihr ein schiefes Lächeln, das sehr sexy aussah. »Wir haben noch ein paar Stunden, Giftspritze. Und du hast noch jede Menge aufzuholen.«
Die Ironie dieser Aussage traf sie hart.
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