Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
seine Einladung wie imaginären Staub von ihrer Haut. »Zu viel zu tun heute.«
»Vorbereitungen für die Ankunft des großen Stars?«
»Ich würde gern auf die Bank gehen.«
»Wie bitte?«
Sie griff nach einer der Blaupausen, rollte sie wieder zusammen und schleuderte sie dann wie einen Wurfspeer auf ihn. »Lies die Rückseite. Wenn wir die entsprechenden Unterlagen von der Bank bekommen, ehe Cara zurück ist, hast du zumindest einen echten Beweis, dass immer noch eine Verbindung zwischen ihr und Roman existiert. Ein Teil dieses Grundstücks gehört RE Global und Cara Ferrari Enterprises. Demnach hat die Bank of America in Nantucket das Verfügungsrecht.«
Er rollte das Papier auseinander und las den Text, der Selbiges bestätigte, während sie in dem begehbaren Schrank verschwand. »Und wie willst du da drankommen, Vivi? Es würde mindestens zwei Tage dauern, einen Gerichtsbeschluss für einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken, und …« Er verstummte. Begriffe wie Gerichtsbeschluss oder Durchsuchungsbefehl passten zweifellos nicht in Vivis Wortschatz.
Sie trat mit zwei Kleidern aus dem begehbaren Kleiderschrank und hielt ihm die Bügel hin. Eines gelber und kürzer als das andere. »Was glaubst du, welches würde Cara tragen, um zur Bank zu gehen? Senf oder Sonnenblume?«
»Du hast vor, als Cara Ferrari verkleidet die Bank of America zu betreten und darum zu bitten, die Urkunden dieses Grundstücks einzusehen?«
Sie schwenkte das rechte durch die Luft. »Ich denke, Sonnenblume. So hell und optimistisch, ganz anders als gewisse Leute, die ich kenne.«
»Vivi.« Er kam aus dem Bett geschossen und mit großen Schritten in die Kleiderkammer marschiert, gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, wie sie sich die Boxershorts hinunterzog, während sie ihm ihr Hinterteil entgegenstreckte und sich ihre Vorderseite in einem dreigeteilten Spiegel reflektierte.
Sein armer, hirnloser Schwanz scherte sich nicht im Geringsten darum, dass sie sich gerade stritten.
»Hast du etwa eine bessere Idee, Lang?« Sie schlüpfte aus dem Oberteil und stand nackt und verführerisch vor ihm.
»Ja.« Er zeigte auf die Chaiselongue neben ihr. »Machen wir es vor dem Spiegel.«
Sie lächelte bloß und schüttelte den Kopf. »Nette Idee, aber ich will auf der Bank sein, wenn sie aufmacht. Chessie besorgt mir …«
Er hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. »Ich will es nicht wissen. Ich werde sowieso gefeuert, schon allein deswegen, weil ich jedes Gesetz gebrochen habe, das je zum Schutz der Bürgerrechte verabschiedet wurde.«
»Und was ist mit den Mädchen, die als Sexsklavinnen verkauft werden?« Sie wirbelte herum, ihre Augen knisterten vor Emotion. »Wer schützt ihre Rechte? Wenn Cara Ferrari – ob wissentlich oder unwissentlich – diesen Mann oder irgendwen unterstützt und begünstigt, der Kinder entführt, in die Prostitution verkauft oder als billige Farmarbeiter anbietet …« Sie schüttelte den Kopf, weil ihr vor lauter Entrüstung die Worte fehlten. »Bis sie hier ist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass das unterbunden wird. Ich glaube, diese Urkunde in die Hand zu bekommen – bevor sie erfährt, was das FBI bereits alles über sie hat, und irgendwelches Beweismaterial verschwinden lässt –, ist wichtiger, als die vorgeschriebenen Wege zu gehen, um in diese Bank zu gelangen.«
Er sah sie bloß an, und ein ganzer Déjà-vu-Tsunami drohte ihn fortzufegen.
»Was?«, fragte sie. »Bist du etwa anderer Meinung? Glaubst du …«
»Nein«, schmetterte er ihre Argumentation ab. »Du hast mich nur einen Moment an jemanden erinnert.«
»An wen? An Jennifer?« Dieses Wort traf ihn wie ein echter Speer.
»Ja.«
»Nun, es wird Zeit, dass du zugibst, dass sie sich hier in diesem Raum zwischen uns befindet. Denn hier wird es langsam ekelhaft voll.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich habe sie nicht ein einziges Mal erwähnt. Ich habe nicht mal an sie gedacht. Nicht ein einziges Mal letzte Nacht, Vivi. Ich habe mich … ganz in dir verloren.«
Ein sanfter Atemzug entwich ihren Lippen, und sie hielt sich das gelbe Kleid vor den Körper, als wäre ihr plötzlich bewusst geworden, wie verletzlich und nackt sie war. »Aber du bist noch nicht über sie hinweg.«
»Eigentlich schon.« Allein das zu sagen, fühlte sich gut an. »Worüber ich nicht hinweg bin, ist … die Möglichkeit, das alles noch mal durchzumachen. Aber, ehrlich gesagt, diese Hals-über-Kopf-Methode in jeder
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