Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
wollte nicht, dass du bei Fremden aufwächst.«
Aus irgendeinem dummen, schwachsinnigen Grund wühlte sie sein Bekenntnis innerlich auf. »Und du konntest sie nicht davon abhalten?«
»Damals nicht. Väter hatten keine Rechte, und ehrlich gesagt, bei dem, was ich … was ich war, wusste ich, dass das kein Leben für dich gewesen wäre. Du hattest etwas Besseres verdient. Du bist mein einziges Kind«, räumte er mit einem Hauch von Wehmut ein. »Und ich wollte dich.«
Ich wollte dich.
»Aber Sharon wollte eigentlich gar kein Kind. Sie glaubte damals, mich auf diese Weise halten zu können, mich dazu zu bringen, meine Frau zu verlassen, aber« – er schüttelte den Kopf – »so wie es gekommen ist, ist es besser für alle.«
»Ich bin in einer ziemlich betuchten Familie gelandet«, meinte Devyn lapidar.
»Ich weiß. Du hattest es dort gut, dass ich es nicht wagte, irgendwas für dich zu tun. Ich habe dich nur aus der Ferne beobachtet.« Er warf ihr wieder ein verschmitztes Lächeln zu. »Ich war in der Kirche, als du geheiratet hast.«
Sie versuchte zu atmen, aber ihre Kehle verengte sich schmerzhaft.
»Ich habe geweint«, sagte er.
»Ich hätte ihn nicht heiraten sollen«, flüsterte sie kaum hörbar.
»Das wusste ich schon bei deiner Hochzeit«, sagte er. »Dieser Dreckskerl hatte damals schon Geschäfte mit den übelsten Typen der Stadt laufen. Glaub mir, ich wusste es. Aber ich konnte ja schlecht zu dir gehen und dich davon abhalten, oder?«
Sie schüttelte den Kopf und war nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte.
»Jedenfalls tut es mir leid, dass sie ihn erwischt haben und dann versuchten, mir diesen Mord anzuhängen.« Seine buschigen, grauen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du hast diesen miesen Deal nicht verdient.«
»Es ist ja jetzt vorbei«, beruhigte sie ihn, und ihr Blick wanderte zu der Stelle, wo Marc stand, auf der anderen Seite des Teichs, von wo aus er den Booten zusah. »Mir geht es gut.«
»Du hast einen netten jungen Mann gefunden, stimmt’s?«
Sie lächelte, und ihre Augen füllten sich blöderweise mit Tränen. »Ja, er ist wahnsinnig nett.«
Finn nickte und folgte ihrem Blick. »Ich hoffe, er hat so ein tolles Mädchen wie dich auch verdient.«
Sie lachte leise und wischte sich heimlich eine Träne von der Wange. »Das hat er, ganz bestimmt.«
Finn legte eine faltige Hand auf ihre und schob seinen verdächtig tränenfeuchten Blick in ihren. »Ich werde nicht mehr lange genug da sein, um dich noch einmal zum Altar gehen zu sehen«, sagte er.
»Aber … warum hast du das alles dann gemacht?«, fragte sie. »Bloß für eine mildere Strafe?« Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, während sie auf die Antwort wartete.
»Ich wollte etwas wiedergutmachen. Du hast schließlich genug unter deinen Rabeneltern gelitten, mein Kind. Ich habe versucht, Sharon von meinem Anliegen zu überzeugen, habe ihr Bilder von dir geschickt und ihr vorgeschlagen, den Kontakt mit dir zu suchen. Vielleicht hätte sich daraus, wenn auch verspätet, eine Beziehung zwischen euch entwickeln können. So was gibt es heutzutage, oder etwa nicht?«
»Ja, das gibt es.«
Sein Griff wurde fester, die knotigen Venen auf seinen Händen traten bläulich violett hervor. »Und was mich angeht, ich weiß, dass die Demütigungen und Stigmatisierungen, die du nur meinetwegen hinnehmen musstest, ungeheuer belastend für dich sind. Ich wollte es dir ein wenig leichter machen. Für die nächste Generation, ich meine, falls du selber mal Kinder bekommst.«
Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und sie streckte die Arme nach ihm aus, schloss die Hände um seinen gichtsteifen Nacken und lehnte ihren Kopf an seinen, dass sie mit der Stirn gegen den Schirm seiner Mütze stieß. »Das wäre mein größter Wunsch«, flüsterte sie. »Und du hast es mir wirklich leichter gemacht.«
Er schloss die Augen, Tränen rollten über sein faltiges Gesicht. »Ich bezweifle, dass wir uns im Himmel begegnen werden, Mädchen«, flüsterte er. »Aber du gibst mir etwas, woran ich mich festhalten kann, selbst wenn ich ewig im Fegefeuer schmoren muss.«
Sie hielt ihn noch einen Moment umarmt und war unversehens mit ihrem Herzen und ihrer Seele im Reinen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich alles richtig an. Sie hatte sich in ihrer Mutter getäuscht, groteskerweise aber auch in ihrem Vater.
Marc kehrte zurück, und Devyn ließ ihren Vater los.
»Ich habe uns ein Schwanenboot besorgt«, sagte er. »Bist du fertig,
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