Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
hatte Santiago die Fähigkeit verliehen, seinen Vater zu spüren. Oder, wenn dieser zu weit entfernt war, zumindest zu fühlen, in welcher Richtung er sich befand.
Santiago hatte angenommen, die Verbindung sei zerstört worden, als er durch den Schleier gereist war. Schließlich hatte er seinen Vater seit Jahrhunderten nicht mehr wahrgenommen, nicht einmal, als er in diese Welt zurückgekehrt war. Jetzt konnte er sich nur fragen, ob der Fürst der Finsternis den älteren Vampir auf irgendeine Weise davor bewahrt hatte, entdeckt zu werden.
Santiago blieb ganz still stehen und ließ seine Kräfte auf das Haus in der Ferne zuströmen, das auf Backsteinpfeilern erbaut und weiß gestrichen war.
Es war groß und verfügte über zwei Etagen, besaß schwarze Fensterläden und eine geschützte, umlaufende Veranda. Das Dach war kürzlich neu gedeckt worden, doch der Hühnerstall in der Nähe wirkte so, als könne eine steife Brise ihn umwerfen.
Das Gebäude lag wirkungsvoll hinter den mit Louisianamoos bedeckten großen Bäumen verborgen, von denen es umgeben war, und es war weit genug von dem Weg entfernt, der in die kleine Stadt in der Nähe führte, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden.
Es war ein perfektes Versteck für einen Vampir, der die Einsamkeit suchte.
Als Santiago überzeugt war, dass nichts außer der einheimischen Tierwelt durch die Dunkelheit schlich, konzentrierte er seine Kräfte auf das Haus.
Es dauerte nur eine Sekunde, bis ihn urplötzlich die Erkenntnis wie ein Blitz traf.
Gaius war nicht da, aber etwas anderes.
Etwas, das so mächtig war, dass es die Luft zum Knistern brachte.
So viel dazu, dass er das tödlichste Raubtier in der Umgebung war, dachte er. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als ihn eine Mischung aus Schock und dunkler, unwillkommener Erregung durchzuckte. Die Orakel hatten die schweren Geschütze geschickt.
Nefri.
Kein Vampir außer Styx besaß eine solche Macht.
Und ganz sicher gelang es keinem anderen Vampir, ihn allein durch seinen Duft hart werden zu lassen.
Jasmin.
Verlockend, schwer fassbar, gefährlich.
Und sein eigenes, persönliches Kryptonit.
Er straffte die Schultern, während er weiterging und lautlos durch das Vordertor und die breite Treppe hinaufglitt.
Nicht dieses Mal.
Während ihrer letzten Begegnung hatte Nefri es geschafft, ihn an der Nase herumzuführen, und ihn dann wie eine schlechte Angewohnheit abgelegt.
Heute Nacht würde sie herausfinden, dass er nicht ihr Schoßhund war.
Tatsächlich war er vielleicht ihr schlimmster Albtraum.
Als er das Haus betrat, blickte er sich im Wohnzimmer um, das mit Möbeln aus gepolstertem Bambusrohr eingerichtet war. Seine Stirn legte sich in Falten, als er bemerkte, dass das Sofa und die Stühle zur Seite geschoben worden waren, sodass ein großer Kreis in die hölzernen Dielenbretter hatte gekratzt werden können.
Dies war zweifellos das Werk der Hexe.
Allerdings war ihm das im Augenblick herzlich egal. Seine Sinne waren erfüllt von einem betörenden Jasminduft, der etwas in ihm berührte, dessen Existenz er ganz vergessen hatte. Verdammt. Sein gesamter Körper vibrierte vor Erregung. Als habe ihn Nefri mit einer grausamen Sehnsucht infiziert, die nur sie selbst befriedigen konnte.
Er sollte sich eigentlich umdrehen und verschwinden, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Nur ein Anruf bei Styx, in dem er um eine Vertretung bat, und dann würde er in seinen Club zurückkehren und sich eine Frau suchen, die ihn vergessen lassen konnte, dass er Nefri je begegnet war.
Aber natürlich tat er das nicht.
Sein berüchtigtes Talent, die Kontrolle zu behalten, gleichgültig, wie die Situation auch aussehen mochte, war dahin gewesen, sobald er entdeckt hatte, dass Nefri zum Greifen nahe war. Nun marschierte er weiter und folgte der Fährte seiner Beute in die hintere Küche.
Abwesend nahm er das sich ablösende Linoleum, die uralten menschlichen Haushaltsgeräte und einen kleinen Holztisch wahr. Aber es war die mitten im Raum stehende Vampirin, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Königlich.
Es gab kein anderes Wort für Nefris große, anmutige Schönheit. Sogar umgeben von schäbigen, weiß gestrichenen Küchenschränken und ins Licht der Leuchtstoffröhren getaucht, wirkte sie wie eine Königin, mit ihrem Haar, das ihr wie ein Fluss aus flüssigem Ebenholz bis zur Taille fiel. Ihr Gesicht war ein perfektes, blasses Oval mit Zügen, die von Engelshänden geschnitzt waren, und Augen, die so
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