Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
nach dem Mittagessen über Skype bei ihnen zu melden, sodass sie die Wartezeit für Recherchen im »Codex Fantomicus« nutzen konnte â mit dem Ergebnis, dass es sich bei dem zwergenhaften Fantom, das Truffauts Tasche aus Markowskis Wagen geholt hatte, tatsächlich um einen Doppelkiemling handelte. Und das bereitete Rena mindestens ebenso viel Kopfzerbrechen wie Sorgen.
Sie hatte nämlich ebenfalls recht gehabt: Doppelkiemlinge waren tatsächlich nur im asiatischen Raum heimisch. Dass sie sich jetzt auch in Berlin herumtrieben, musste also einen ganz besonderen Grund haben â nur welchen? Doch damit nicht genug: Laut Codex handelte es sich dabei um äuÃerst grausame Fantoms, die wegen ihrer Hinterlist gefürchtet waren, jeden Befehl blindlings befolgten und dabei auch ihren eigenen Tod in Kauf nahmen â Ȋhnlich den japanischen Kamikaze-Kämpfern!«, lautete ein Hinweis, den sie in der englischen »Encyclopaedia Fantomii« entdeckte, einem weiteren Standardwerk der Fantomologie. Allerdings listete der Codex auch einige altbewährte Gegenmittel auf, mit denen man den Doppelkiemlingen zu Leibe rücken konnte: Wie alle Fantome der Finsternis verabscheuten sie Kälte und waren aufgrund ihrer Herkunft dagegen sogar noch weit empfindlicher als viele ihrer europäischen Monsterkollegen. Mit Eis oder Eisgeschossen konnte man ihnen leicht den Garaus machen. Was jedoch kaum hilfreich war, denn wie sollte man in diesem heiÃen Berliner Sommer mit Eisgeschossen durch die Gegend laufen, ohne dass sie sofort dahinschmolzen? Zudem traten diese Doppelkiemlinge eigentlich nur in Schwärmen auf. Was bedeutete, dass sich in Berlin wahrscheinlich noch Horden dieser zwergenhaften Ungeheuer aufhielten â das würde immerhin das plötzliche Ansteigen der dämonischen Energie in der Stadt erklären â und nur darauf warteten, die Befehle ihrer Gebieter auszuführen und erbarmungslos zuzuschlagen. Wann das geschehen würde, ahnte Rena längst â natürlich am Tag der Fünf Mächtigen! Auch über das Ziel ihres Einsatzes hatte sie keinerlei Zweifel: Sie sollten natürlich mithelfen, das Siegel des Teufels zu sprengen. Doch wie das geschehen sollte, wusste Rena noch immer genauso wenig wie die anderen Guardians.
Wenn das kein Anlass zur Sorge war!
In diesem Moment trat Malte durch die offene Tür. »Hat Luigi sich schon gemeldet?«
Rena schüttelte den Kopf und musste plötzlich grinsen. »Unser Kollege scheint sich mal wieder ein besonders opulentes Mittagessen zu gönnen!«
Auch Malte musste schmunzeln. »Unsere italienischen Freunde wissen das Leben eben zu genieÃen. Eigentlich beneidenswert!« Dann wurde er wieder ernst. »Ich habe eben mit Alex Roloff telefoniert.«
Rena zog die Brauen hoch. »Wegen dem Todesfall im Bode-Museum?«
»Genau. Er ist zwar nicht an den Ermittlungen beteiligt, hat aber einen guten Draht zur zuständigen Mordkommission.«
»Dann war es also tatsächlich Mord?«
»Genau.« Malte nickte. »Laut Alex gibt es da keinerlei Zweifel, auch wenn das Motiv und die Todesursache noch immer nicht klar sind. Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, will er uns umgehend darüber informieren.«
»Schön. Aber bislang gibt es nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten?«
»Das weià ich nicht genau.« Malte verzog bekümmert das Gesicht. »Ich konnte Alex doch nicht direkt darauf ansprechen. Er ist schlieÃlich noch immer völlig ahnungslos, was unsere wahre Aufgabe betrifft.«
»Aber?«
»Auf den ersten Blick deutet in der Tat nichts darauf hin, dass die Nokturni hinter der Geschichte stecken.«
»Doch im Grunde deines Herzens bist du nicht davon überzeugt, nicht wahr?«
»Nicht überzeugt ist vielleicht zu viel gesagt.« Malte wiegte unschlüssig den Kopf. »Es gibt mir bloà zu denken, dass der Mann ausgerechnet in der Vatikanausstellung ermordet wurde. Wir wissen doch nur allzu gut, wie feindselig die Nokturni dem Papst und dem Vatikan gesinnt sind.«
»Fürwahr.« Rena nickte. »Und weiter?«
»Weiter will mir die Mail nicht aus dem Kopf, die unsere römischen Kollegen vor drei Tagen geschickt haben: dass dieser Il Colorato verdächtigt wird, sowohl in das Geheimarchiv des Papstes als auch in das Depot der Vatikanischen Museen eingebrochen zu sein und den Präfekten des Archivs
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