Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
grinste. »Vorausgesetzt, die Computer des Kraftverkehrsamtes sind auf dem neuesten Stand.«
Wenn das mal gut ging! Offensichtlich hatte Kjell sich in deren Zentralrechner eingehackt, was mit Sicherheit strafbar war.
Aber natürlich behielt ich meine Bedenken für mich. »Dann können wir nur hoffen, dass die Fahrer ihre Wagen übers Wochenende nicht mit nach Hause nehmen«, sagte ich stattdessen.
Taha zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. »Schauen wir einfach mal nach!«, schlug er vor. »Vielleicht parken sie ja hinter dem Bürogebäude.«
»Und wenn uns jemand erwischt?«, gab ich zu bedenken. »Es wird hier doch einen Haus- oder Platzmeister geben. Oder vielleicht sogar einen Betriebsschutz.«
Taha sah mich aus schmalen Augen an â offensichtlich wägte er meinen Einwand ab â und wandte sich an Aimi: »Habt ihr irgendjemanden gehört oder gerochen?«
»Nicht das Geringste«, erklärte sie mit verächtlichem Blick auf mich. »Ich habe keinerlei verdächtige Geräusche vernommen. Aber Nele kann ja hier drauÃen auf uns warten, wenn sie Schiss hat mitzukommen.«
»Das hab ich doch gar nicht gesagt!«, fuhr ich sie an, wurde aber sogleich von Taha zurechtgewiesen.
»Immer schön cool bleiben«, sagte er ganz ruhig, bevor er Kjell ansah. »Und was meint deine Nase?«
»Die schlieÃt sich den feinen Ohren unserer Auriculi an: Sie kann weit und breit keine Gefahr wittern.«
Dann war das also Kjells besondere Gabe. Abgesehen von einsilbigen Antworten natürlich.
»Na also.« Taha nickte zufrieden. »Worauf warten wir dann noch?« Er fasste bereits an die obere Kante des Rolltors, um sich darüberzuschwingen, als er sich noch einmal zu uns umdrehte: »Und falls uns tatsächlich jemand überraschen sollte: Die Nummer mit dem Schülerzeitungsbeitrag oder der Projektwoche zieht doch immer, oder?«
»Klar«, antworteten Aimi und ich wie aus einem Mund. Scheint so, als hätte Taha mit ihr schon einen ähnlichen Trick durchgezogen wie wir beide bei Sylvie Marin.
Völlig unbehelligt gelangten wir auf den Hof hinter dem Bürogebäude, wo wir zu unserer groÃen Freude feststellten, dass Taha richtig vermutet hatte. In Reih und Glied parkten dort nämlich acht verschiedene Fahrzeuge, allesamt schwarz und mit dem Kronen-Logo und der Anschrift der Firma auf den Seitentüren. Der Pick-up war gleich der Erste in der Reihe â und vielleicht befand sich ja auch der von uns gesuchte Lieferwagen unter den drei Kastenvans, die fein säuberlich nebeneinander parkten.
»Na sieh mal einer an, da haben wir ja das gute Stück«, lieà Taha sich da auch schon vernehmen und deutete auf das mittlere Fahrzeug.
»Woher willst du wissen, dass das das Auto von der Oberbaumbrücke ist?« Aimi musterte ihn misstrauisch. »Die sehen doch alle gleich aus â und das gestohlene Nummernschild haben sie längst entsorgt.«
Tatsächlich: Alle Autos auf dem Hof trugen Berliner Kennzeichen.
»Stimmt.« Taha lächelte hintergründig. »Und die Abdeckfolie an der Seitentür auch. Allerdings haben sie nicht besonders sorgfältig gearbeitet. Es kleben noch immer winzige Reste daran.«
Als ich genauer hinblickte, erkannte ich es auch. Die Kriminalkommissarin vorhin im Museum hatte tatsächlich recht gehabt: Manchmal führen selbst winzige Kleinigkeiten zum Ziel â und seien es kleinste Folienpartikel.
Keine Ahnung, wie Taha innerhalb kürzester Zeit die Autotür öffnen konnte. Und ganz ehrlich â ich wollte es auch gar nicht wissen. Dummerweise entpuppte sich die Durchsuchung des Führerhauses als Riesenreinfall. Und im Laderaum waren wir genauso erfolglos. Wir konnten nichts entdecken, was uns auch nur den kleinsten Hinweis auf den Fahrer geliefert hätte â und schon gar nicht darauf, ob er auch auf der Oberbaumbrüc ke hinter dem Steuer gesessen hatte: kein Fahrtenbuch, keine Zigaretten, kein Kleidungsstück und natürlich auch kein Familienfoto. Selbst ein groÃbusiges Pin-up-Girl, wie es in den meisten Fahrerkabinen klebte, war hier nicht zu entdecken. Kjell meinte zwar, hauchfeine Spuren eines strengen Blutgiererduftes wahrzunehmen. Aber das war nun wahrlich nichts Neues, denn dass der Tätowierte zusammen mit seinen finsteren Komplizen in dem Auto geflüchtet war, hatten wir ja alle mit eigenen Augen
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