Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Büro verkramt. »Wenn ich mich nicht persönlich darum kümmere, geht unsere Zusage ganz bestimmt nicht rechtzeitig in die Post«, hatte Lotti mir erklärt. »Und am Ende gibt Papa dann Mama und mir die Schuld, dass wir das verbummelt hätten.«
Männer sind eben eine ganz besondere Spezies! , wie Oma Mimi immer zu sagen pflegte.
»Du musst nicht neidisch sein, Nele«, widersprach Lotti mir nun vehement. »Eigentlich ist das Gartenfest im Schlosspark eine stinklangweilige Angelegenheit, für mich jedenfalls. Es wiederholt sich nämlich ohnehin alles Jahr für Jahr â die Ansprachen, das Büfett, die Unterhaltungsangebote bis hin zum obligatorischen Abschlussfeuerwerk. Es reicht deshalb völlig aus, wenn man das einmal mitgemacht hat. Aber leider â¦Â« Fast resigniert zuckte sie mit den Schultern. »⦠fühlt Papa sich irgendwie verpflichtet, dort anzutanzen â obwohl es ihn ebenfalls schon längst anödet. Aber in seiner Position, so behauptet er immer, wird das einfach von ihm erwartet. Und obwohl Mama und mir nicht die Bohne daran gelegen ist, fügen wir uns einfach in unser Schicksal und leisten ihm jedes Mal wieder Beistand.«
»Dann schick mich doch hin, wenn du keine Lust hast«, sagte ich mehr im Scherz denn im Ernst. »Ich leiste deinem Papa gerne Gesellschaft.«
Leonhard von Bode war sichtlich erfreut, als wir in seinem Büro aufkreuzten, und strahlte übers ganze Gesicht. »Hallo, mein Sonnenschein«, begrüÃte er seine Tochter und strich Lotti zärtlich übers Haar.
Mein Sonnenschein!
So hatte Waldi mich noch nie im Leben genannt. Und zum Ausgleich dafür lieà er sich jetzt mitsamt der restlichen Sippe die karibische Sonne auf den Bauch scheinen!
Ein bitteres Gefühl erfüllte mich, ja fast schon Wut.
Hoffentlich holten sich alle vier einen ordentlichen Sonnenbrand!
Erst da ging mir auf, dass ich zum ersten Mal seit ihrer Abreise an meine Familie dachte. Und das machte mir nicht einmal ein schlechtes Gewissen.
War das eigentlich normal?
Ich hätte das gerne mit Lotti diskutiert, kam aber nicht dazu. Nachdem sie die Einladungssache erledigt hatte, berichtete sie ihrem Vater nämlich von unserem Besuch in der Gerichtsmedizin â worauf dieser uns ganz versonnen ansah.
»Seltsam«, murmelte er nachdenklich. »Diese Geschichte von den mysteriösen Schlangenschuppen erinnert mich plötzlich wieder an etwas, was ich fast schon vergessen hatte. Dabei war es ähnlich rätselhaft.« Ohne weitere Erklärung machte er sich an seinem Schreibtisch zu schaffen und durchwühlte sämtliche Schubladen.
Ich warf Lotti einen fragenden Blick zu, doch die zuckte nur mit den Schultern.
»Na, bitte!«, rief Leonhard von Bode da auch schon aus, beförderte einen braunen DIN-A4 -Umschlag zutage und legte ihn auf seinen Schreibtisch. »Da haben wir es ja!«
»Was denn?« Ich schaute ihn ratlos an. »Was ist das?«
Anstelle einer Antwort öffnete er den Umschlag und kippte den Inhalt auf seine Schreibunterlage: ein Foto, eine Plastiktüte mit einem Metallkügelchen und ein kurzes handschriftliches Schreiben.
Das Foto zeigte eine seltsame Skulptur, die auf einem scharlachroten, wahrscheinlich samtenen Tuch stand: Es war eine fünfköpfige Schlange, die aussah, als hätte ein nicht übermäÃig talentierter Hobbykünstler sie geschaffen. Aber möglicherweise besaà das eigenartige Artefakt andere Eigenschaften, die es museumswürdig machten?
Meine Neugierde war jedenfalls geweckt. »Was hat es damit denn auf sich?«
Vor etwas mehr als drei Jahren, so erklärte Lottis Vater, hatte er den Umschlag in seiner Post gefunden. »Der Brief war an mich persönlich adressiert, enthielt aber keinen Absender â genau wie das beigefügte Schreiben.« Er nahm es und wedelte damit vor unseren Köpfen herum. »Am besten, ihr lest es selbst.«
Es waren nur wenige Zeilen. Der zierlichen Handschrift nach zu urteilen, stammten sie von einer Frau:
Bitte entschuldigen Sie die unübliche Form der Kontaktaufnahme und auch, dass ich mich nicht vorstelle. Aber bitte glauben Sie mir: Ich habe gute Gründe dafür! Meine dringende Bitte: Wissen Sie Näheres über die Skulptur auf dem Foto? Können Sie feststellen, aus welchem Metall sie besteht (eine kleine Materialprobe anbei)? Die Sache ist lebenswichtig! Ich werde mich demnächst
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