Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
weiÃer Strand â überkam mich ein Anflug von Neid, der mir beim Lesen der Rückseite aber sofort wieder verging. Darauf standen neben meiner Anschrift nämlich lediglich eine Reihe von vorgegebenen Stichworten, die im Multiple-Choice-Verfahren durch das Ankreuzen entsprechender Kästchen zu ergänzen waren: Sonne â super; Essen â reichlich; Hotel â first class; Wasser â nass; und weiterer Schwachsinn mehr.
War es nicht toll, wie viel Mühe sich die vier gegeben hatten, um mir eine kleine Freude zu bereiten?
Dass sie nicht einmal daran gedacht hatten, die Ansichtskarte zu unterschreiben, passte da bestens ins Bild! Deshalb landete sie auch postwendend dort, wo sie hingehörte: nämlich im Papierkorb! Als gleich darauf mein Handy klingelte, hatte ich sie schon längst vergessen.
Es war Kimi. Er erinnerte mich daran, dass ich ihn am nächsten Tag zu HvH begleiten wollte.
Aber das hätte ich bestimmt nicht vergessen!
Nie im Leben!
Das Büro von Hubertus von Hohenstein befand sich in einem der Hochhäuser am Potsdamer Platz. » OPACUS AG «stand auf dem auf Hochglanz polierten Firmenschild neben dem Eingang des Gebäudes. An der holzgetäfelten Wand hinter dem Empfangstresen hing jedoch ein ganzer Wald solcher Schilder â darunter auch das von »NewsTV« â, was eindrucksvoll bewies, wie groà das Firmenimperium von HvH sein musste.
Die Dame am Empfang war über unser Kommen informiert. »Der Herr Generaldirektor erwartet euch bereits«, sagte sie zu Kimi und mir und deutete zu den Aufzügen. »Neunter Stock. Dort werdet ihr abgeholt.«
Die Wände des Lifts waren verspiegelt. Nicht ein Schmutzfleck war darauf zu entdecken. »Meine Güte!« Ich war zutiefst beeindruckt. »HvH scheint ja gröÃten Wert auf peinliche Sauberkeit zu legen!«
»Hm«, brummte Kimi kurz angebunden. »Sieht so aus.«
Er wirkte nervös und aufgeregt. Kein Wunder: Vom Ausgang des Treffens hing ja einiges ab.
»Es wird schon gut gehen«, versuchte ich ihn aufzumuntern. »HvH hätte dich bestimmt nicht eingeladen, wenn er dir nicht helfen wollte. Ich drücke dir jedenfalls ganz fest die Daumen!«
»Schauân wir mal.« Kimis Mundwinkel zuckten nervös. »Hoffentlich behältst du recht.«
Als wir aus dem Aufzug traten, wurden wir von einer weiteren Mitarbeiterin in Empfang genommen und direkt ins Büro des Generaldirektors geführt: ein riesiges Eckzimmer mit ebenso riesigen Glasfronten an zwei Seiten. Dennoch strahlte es keinerlei Protz aus. Es war zweckmäÃig und schlicht möbliert und auch die bequeme Sitzgruppe in der Ecke wirkte keineswegs überkandidelt. Nur die Teppiche auf dem Boden mussten ein wahres Vermögen gekostet haben. Von Herrn von Hohenstein war allerdings keine Spur zu sehen.
»Der Herr Generaldirektor ist sofort bei euch«, beschied uns die Angestellte und deutete auf die Gläser und Getränke, die auf einem Tablett auf dem Tisch standen. »Bitte bedient euch, wenn ihr wollt«, forderte sie uns auf, bevor sie das Büro verlieÃ.
Vor lauter Aufregung war uns der Durst jedoch gründlich vergangen. AuÃerdem war von der drückenden Junihitze in dem perfekt klimatisierten Büro absolut nichts zu spüren.
Die Wände des Büros waren mit zahlreichen Fotos geschmückt, auf denen zumeist Herr von Hohenstein in der Gesellschaft mehr oder weniger Prominenter zu sehen war. Politiker. Wirtschaftbosse. Film- und Fernsehstars. Journalisten. Sportler. Rocksänger. Schlagersternchen und viele andere mehr. Eines der Fotos zeigte HvH sogar im Kreise des halben Regierungskabinetts. Bei einer Feier, die offensichtlich auf einem Schiff stattgefunden hatte.
»Cool!« Kimis Augen leuchteten. »So eine Bootsparty mitten auf dem Wasser muss einfach toll sein. So was würde ich auch gerne mal mitmachen.«
Bevor ich antworten konnte, ging die Tür auf und Herr von Hohenstein trat ins Büro. Auch diesmal war er in Begleitung â ausgerechnet von dem aalglatten Herrn Kogler!
Natürlich: Der Chef von »NewsTV« hatte sicherlich eine wichtige Funktion in seinem Firmenimperium.
HvH begrüÃte uns äuÃerst freundlich und kam ohne Umschweife zur Sache. »Ich habe leider nicht mehr als zehn Minuten für euch«, erklärte er uns. »Lasst uns also nicht unnötig Zeit verlieren!« Damit blickte er Kimi an und nickte
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