Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
auch nicht auf den GroÃmeister, der ihn trotz seiner festen Zusage noch immer nicht angerufen hatte! Es blieb also dabei â in seinem ganzen Leben war Lars nur zwei Personen begegnet, die sein Vertrauen voll und ganz gerechtfertigt hatten: seiner Mutter, aber die war tot; und seinem Onkel Arko, aber der saà im Gefängnis, weil diese verfluchte Nele ihn durch ihre verleumderische Aussage hinter Gitter gebracht hatte. Dass Kimi Weber ihre dreiste Lüge bestätigt hatte, konnte er zwar ebenso wenig verstehen. Allerdings hatte ihn das weit weniger enttäuscht als Neles schändlicher Verrat. Als solchen nämlich hatte er ihre Falschaussage empfunden: als Verrat an ihm selbst und an den groÃen Hoffnungen, die er in sie gesetzt hatte.
Wie dumm von ihm! Wie hatte er nur annehmen können, dass sie anders sein würde als die übrigen Illumini?
Dabei hatte er schon seit längerer Zeit gespürt, dass Nele sich nicht nur von den anderen Mädchen ihres Alters, sondern auch von den anderen Illumini unterschied. Die Fantome der Finsternis waren nämlich gar nicht die gefühllosen Monster, wie immer vermutet wurde. Zumindest einige von ihnen konnten sich sehr wohl in ihre Mitmenschen hineinversetzen â und so war Lars vor einigen Monaten zum ersten Mal aufgefallen, dass Nele etwas Besonderes war. Als er sie dann näher beobachtet hatte â möglichst unauffällig und ohne dass sie es mitbekam â, war es ihm schlieÃlich zur Gewissheit geworden: Nele musste die Gabe besitzen! Allerdings hatte er da noch nicht geahnt, dass sie eine Pentatrix war! Und dennoch: Diese Erkenntnis hatte sein Herz schneller schlagen lassen und ihn mit neuer Hoffnung erfüllt. Vielleicht war Nele ja tatsächlich diejenige, auf die er schon so lange wartete. Die Illumini, die ihm helfen würde, seinem angeborenen Schicksal zu entrinnen, das wie ein todbringendes Schwert über seinem Leben schwebte und das er genauso verfluchte, wie seine Mutter es getan hatte.
Wie sehr er es hasste, ein Bäringer zu sein!
Geächtet und verachtet von den Illumini.
Und unterdrückt und schikaniert von den Nokturni, die nichts als sklavischen Gehorsam von den Fantomen der Finsternis erwarteten und sie rücksichtslos für ihre selbstsüchtigen Zwecke missbrauchten. Was ihnen nur deshalb gelang, weil die Fantoms so sehr ihrer Monsternatur verhaftet waren, dass sie gegen ihre angeborenen Triebe und Instinkte einfach nicht ankamen und ihnen immer wieder unterlagen, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträubten.
Was hatte seine Mutter nicht alles versucht!
Strengste Diät gehalten. Auf Fleisch, tierische Produkte und auch auf Drogen jeder Art verzichtet. Und dennoch hatte sie nicht verhindern können, dass ihre Bärennatur manchmal schon bei der kleinsten Gefühlsschwankung wieder durchgebrochen war und ihr Verhalten bestimmt hatte. Danach war sie jedes Mal regelrecht am Boden zerstört gewesen. Aus Enttäuschung und aus schierer Verzweiflung. »Alleine werden wir das niemals schaffen, Lars«, hatte sie ihm immer wieder geklagt. »Aber von Unseresgleichen haben wir leider keine Hilfe zu erwarten â und von den Nokturni schon gar nicht! Die einzige Hoffnung besteht darin, dass einer unserer Feinde unsere Nöte versteht und uns aus unserem Schicksal erlöst!« Doch sosehr seine Mutter auch gesucht hatte â sie hatte niemanden gefunden. Am Ende hatte sie nicht mehr an Erfolg geglaubt und nur noch einen Ausweg gesehen.
Welch groÃes Glück hatte er dagegen empfunden, als er Neles besondere Gabe entdeckt hatte! Wie sehr hatte er auf sie gebaut â und spätestens seit sie ihn auf dem Schulbalkon vor einer groÃen Dummheit bewahrt hatte, war er sicher gewesen, dass seine Zuversicht berechtigt war. Doch ihre schändliche Lüge hatte ihm jegliche Hoffnung wieder geraubt. Jetzt tröstete ihn nur noch, dass Nele ihre gerechte Strafe schon bald bekommen würde: Sie würde den Tag der Fünf Mächtigen genauso wenig überleben wie er selbst. Wenn Baalsebul das Schandmal an seiner Brust entdeckte, war sein Schicksal nämlich ebenfalls besiegelt.
Weshalb also noch so lange warten?
War es nicht viel besser, dem Beispiel seiner Mutter zu folgen und die einzig mögliche Konsequenz aus dieser aussichtslosen Lage zu ziehen?
Lars musste nicht lange überlegen, dann stand sein Entschluss fest. Und diesmal würde ihn niemand aufhalten â
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