Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Nele. Aber ich sehe weit und breit keinen Tätowierten!«
Nicht zu fassen!
»Aber natürlich!«, ereiferte ich mich und streckte den Arm aus. »Er sitzt dort hinten am Tiâ« Meine Ãberraschung war so groÃ, dass mir das Wort im Hals stecken blieb: Der Tisch in der hinteren Ecke war leer. Der Tätowierte und der Zwerg waren verschwunden! Und obwohl ich sofort aufsprang, mich auf die Zehenspitzen stellte und mich überall in der Bar umblickte, konnte ich keine Spur mehr von ihnen entdecken.
Unglaublich!
Kopfschüttelnd lieà ich mich wieder auf den Stuhl sinken. »Das gibtâs doch nicht! Eben war er noch da, Lotti. Das musst du mir glauben.«
»So, muss ich das?« Lotti zog die Brauen hoch. »Ich glaube eher, du brauchst dringend einen Tranquilizer, der dich wieder ein bisschen runterbringt!« Damit gab sie dem kahlköpfigen Barmann hinter dem Tresen an der Stirnseite einen Wink und blickte mich wieder an. »Lass uns endlich bestellen, Nele.« Sie grinste mich plötzlich verschmitzt an. »Dein erster Sekt in der Ãffentlichkeit!«
»Mein erster Sekt überhaupt!« Unweigerlich musste ich lachen und gab auch meinerseits dem Barmann noch einmal ein Zeichen. Doch er deutete auf die Bedienung, die gerade drei Tische entfernt Getränke servierte. Ich wollte sie schon heranwinken, als drei Typen neben uns auftauchten. Sie waren vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich und kamen wie eine Reinkarnation der Men in Black aus den bekannten Hollywood-Filmen daher: in eng geschnittene dunkle Anzüge gekleidet, schmale schwarze Krawatten an den Krägen der blütenweiÃen Hemden, die Haare sorgfältig geschniegelt und die Augen hinter dunklen Sonnenbrillen versteckt. Einer von ihnen, etwas zu klein für sein Alter und das Gesicht von Pickeln übersät, kam mir trotz der tarnenden Sonnenbrille plötzlich irgendwie bekannt vor. »He, gehst du nicht auch aufs NoGy?«, fragte ich ihn.
Doch er kam gar nicht dazu, etwas zu erwidern. Ihr Anführer â er war der gröÃte von ihnen und hatte eine kleine Narbe am Kinn â beugte sich nämlich zu uns herunter und stützte beide Hände auf unseren Tisch. »Wart ihr nicht auch in dem Action-Knaller in Saal eins?«, fragte er mit schmierigem Grinsen.
»Stimmt«, antwortete ich irritiert. »Warum fragst du?«
Sein Feixen wurde noch anzüglicher. »Weil ihr Muschis ganz so ausseht, als hättet ihr noch Lust auf etwas mehr Action. Mit uns, meine ich natürlich!«
Während mir förmlich die Spucke weg blieb, vor Ãberraschung und Empörung zugleich, nahm Lotti ihr Handy und schoss ein Foto von den drei Typen.
Das Grinsen des Man in Black erfror jäh auf seinen Lippen. »Lass den ScheiÃ!«, herrschte er Lotti an. »Gib her, damit ich die Aufnahme schreddern kann.«
Als er nach Lottis Handy greifen wollte, tat diese etwas völlig Unerwartetes. Ich wusste natürlich, dass sie seit Jahren Judo trainierte, sehr erfolgreich sogar, und sich deshalb vor kaum jemandem fürchtete. Aber das hätte ich ihr niemals zugetraut: Blitzschnell schoss ihre Hand nach vorne und krallte sich in den Schritt des Typen. Während der vor Schreck zusammenfuhr und aufstöhnte, zischte Lotti ihn mit einer Miene an, die selbst einem Höhlenork das Fürchten gelehrt hätte: »Wenn dir nach Schreddern zumute ist, kein Problem. Noch ein Wort und ich drücke zu!«
Für einen Moment sah es so aus, als würden sich seine Begleiter auf uns stürzen wollen. Doch ihr Anführer schüttelte nur rasch den Kopf â offensichtlich fürchtete er, dass Lotti ihre Drohung wahr machte â, und so traten die drei, stumm, aber mit Wut verzerrten Gesichtern, den Rückzug an. Vielleicht auch deshalb, weil die blonde Bedienung gerade in ihren hochhakigen Schuhen auf uns zustakste.
Sie war vielleicht Mitte zwanzig und nicht besonders groÃ, trug dafür aber mindestens ein Pfund Make-up im Gesicht. An dem dünnen eng anliegenden T-Shirt heftete ein Schild mit ihrem Namen: Mandy. Sie sah den drei Anzugschnöseln grimmig hinterher. »Was wollten die denn? Haben sie euch etwa angemacht?«
»Nein, nein«, erwiderte Lotti ganz ruhig. »Die wollten nur spielen. Aber ich steh nun mal nicht auf Murmeln!«
Ich merkte, wie ich rot wurde.
Diese Lotti! Und so was nannte sich also
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