Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
her. Trotz der eingeschränkten Sicht erkannte ich ihren Anführer sofort. Es war der hünenhafte Tätowierte. An seiner Seite lief der Zwerg mit den feuerroten Haaren, der aufgrund seiner kurzen Beine gröÃte Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Hinter ihnen folgte ein halbes Dutzend schräger Gestalten, überwiegend Männer, aber auch zwei Frauen waren darunter: die eine blond, die andere schwarzhaarig. Auch ihnen war deutlich anzusehen, dass es sie bestimmt nicht rein zufällig in diese einsame StraÃe verschlagen hatte.
Ganz im Gegenteil!
Noch während eine Schockwelle eisigen Entsetzens durch meinen Körper jagte, fing ich an zu rennen. Aber es half nichts: Meine Verfolger kamen immer näher, nur noch Sekunden und sie würden mich schnappen.
Was dann geschah, war so schrecklich und unbegreiflich zugleich, dass ich es bis zum Ende meines Lebens wahrscheinlich nie mehr vergessen würde. Meine Verfolger verwandelten sich urplötzlich in grauenerregende Wesen:
Monster.
Ungeheuer.
Dämonen!
Als könnten sie es gar nicht mehr erwarten, mich mit ihren messerscharfen Krallen zu zerreiÃen, streckten sie, genau wie in meinem Albtraum, die monströsen Arme und Pranken nach mir aus, um mich in ihre Gewalt zu bringen.
Lauf, Nele, lauf so schnell du kannst!, feuerte ich mich selbst an â und rührte mich dennoch nicht vom Fleck. Meine Beine schienen vor Entsetzen wie gelähmt! Neeeiiinnn! , hallte ein ohnmächtiger Schrei durch mein Inneres, und ich wusste nicht, ob ich tatsächlich geschrien oder es mir nur eingebildet hatte.
Das schadenfrohe Grinsen der Ungeheuer lieà allerdings vermuten, dass ich wirklich einen Hilfeschrei ausgestoÃen hatte. Auch wenn das in der einsamen NebenstraÃe wahrscheinlich völlig sinnlos war. Das Blut in meinen Adern drohte zu gefrieren. Noch immer zu keiner Regung fähig, verharrte ich wie versteinert an Ort und Stelle und sah meinem Schicksal entgegen, das in der Gestalt abscheulicher Wesen auf mich zukam: ein riesenhafter Werwolf, ein Monster, dem zwei Fischköpfe aus seinen Schultern wuchsen, ein Vampir, ein Ghul, ein Ork, ein Kerl mit grässlichem Bärenkopf â und zwei hexenähnliche Frauen! Alle sahen um einiges furchtbarer aus als in den mir bekannten Märchen- oder Fantasyfilmen â als hätte die Hölle sie ausgespuckt, damit sie Angst und Schrecken unter den Menschen verbreiteten.
Was ihnen auch hervorragend gelang!
Schlagartig wurde mir bewusst, was sie vorhatten: Sie wollten mich töten â warum auch immer! â, und ich hatte nicht die geringste Chance, ihnen zu entkommen.
Ich war rettungslos verloren!
»Ist das wahr? Sie ist tatsächlich in die Falle gegangen?« Der Herzschlag des GroÃmeisters beschleunigte sich, während er mit leuchtenden Augen in sein Handy sprach. »Alle Achtung, das habt ihr ganz hervorragend gemacht!« Die Erwiderung seines Gesprächspartners schien ihn noch mehr zu erfreuen. »Natürlich, wenn sie tatsächlich die Pentatrix ist, dürft ihr alles unternehmen, damit sie unseren groÃen Plan nicht durchkreuzen kann â das versteht sich doch von selbst! Aber bedenkt bitte eines â¦Â« Er hielt kurz inne und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne, bevor er fortfuhr: »Es besteht noch immer die Chance, sie auf unsere Seite zu ziehen. Und das wäre weit besser, als zum letzten Mittel zu greifen! Zumal das ganz schreckliche Folgen haben kann, wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen.«
Ohne ein Abschiedswort beendete er das Telefonat, steckte das Handy weg und starrte erneut grübelnd vor sich hin. Wie fast immer in solchen Momenten kam ihm seine Tochter in den Sinn. Rasch trat er auf das Familienfoto zu, das an der Wand neben der antiken Standuhr hing: Es zeigte seine Tochter, ihren Ehemann und ihr damals gerade ein Jahr altes Kind.
Seinen einzigen noch lebenden Nachkommen! Sein Ein und Alles!
Auch seiner Tochter stand der Stolz über ihr Kind überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Wie hübsch und klug sie doch gewesen war und wie leidenschaftlich sie für die groÃe Mission der Dunklen Bruderschaft gestritten hatte â bis zu jenem Tag, an dem sie in die Fänge der Flammenflügler geriet und das Feuer des Strafgerichts sie vernichtete. Ein Seufzer wie bei einem waidwunden Tier entrang sich der Kehle des GroÃmeisters. Ihm schwindelte und nur mit allergröÃter Mühe
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