Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
mit der ein renommiertes Wochenmagazin sie beauftragt hatte. Anna wollte Lotti danach mit nach Hause nehmen.
Vom Potsdamer Platz waren es nur knappe zehn Gehminuten bis dorthin. Als wir an der Haustür ankamen und bei dem Fotografen klingelten, meldete er sich über die Sprechanlage und bat Lotti, noch auf einen Sprung hoch in seine Wohnung zu kommen: Sie hatten nämlich noch nicht alles besprochen.
»Mann!«, sagte Lotti verärgert, während das Summen des Türöffners ertönte. »Mama weià doch ganz genau, dass ich morgen früh raus muss!«
»Erinnere mich bloà nicht daran!« Ich verzog das Gesicht und umarmte sie zum Abschied. »Aber jetzt mach endlich, dass du reinkommst. Wenn ich mich nicht beeile, verpasse ich noch die letzte U-Bahn. Dann ist mit Sicherheit der Teufel los und Mechti macht Riesenstress!« Aber das würde sie ohnehin tun: Die Alkoholfahne, die Lottis Atem versprühte, war mir nämlich nicht entgangen! Und mir war schlagartig klar geworden, dass ich selbst bestimmt nicht nach Bubble Tea roch. Dabei hatten wir den Sekt gar nicht ganz ausgetrunken. Trotzdem wurde mir plötzlich ganz trieselig im Kopf, sodass ich mich kurz an der Hauswand abstützen musste, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
»Okay!« Lotti küsste mich flüchtig auf die Wange. »Ich drück dir die Daumen, dass die Kreischmüller nichts mitbekommt.«
»Danke.« Während meine Freundin in der Haustür verschwand, drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum U-Bahnhof Potsdamer Platz. Ich fing an zu rennen, lieà es aber nach wenigen Metern schon wieder sein. Ich war so wackelig auf den Beinen, dass ich befürchtete, jeden Moment umzufallen. Vorsichtig setzte ich einen Fuà vor den anderen â und zuckte schon nach wenigen Schritten so erschrocken zusammen, dass ich auf der Stelle stehen blieb: Gut fünfzig Meter von mir entfernt standen die drei Anzugstypen neben zwei feuerroten Vespas auf dem Gehweg, rauchten und unterhielten sich.
Offensichtlich hatten sie mich noch nicht entdeckt, denn sie blickten in eine andere Richtung. Mit einem Mal war mir, als stiege mir der beiÃende Rauch ihrer Zigaretten in die Nase, und trotz der Entfernung konnte ich ihre Mienen gut erkennen. Die Wut und der Ãrger über ihren schmählichen Rückzug aus der Kino-Bar standen ihnen noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Was die Gesprächsfetzen, die ich aufschnappte, nur noch bestätigten: »Diese verdammten Schlampen! Wehe, wenn die uns noch einmal über den Weg laufen!« Ich brauchte keine allzu groÃe Fantasie, um mir auszumalen, was dann passieren würde.
Aber darauf konnte ich gerne verzichten!
Trotz der nachmitternächtlichen Stunde waren noch immer eine Menge Passanten auf der EbertstraÃe unterwegs â hauptsächlich Touristen natürlich, die morgen ausschlafen konnten. Dennoch beschloss ich, den Typen lieber aus dem Weg zu gehen und einen kleinen Umweg zu machen.
Vorsicht bemuttert die Porzellankiste! ,wie Oma Mimi immer sagte.
Die Auguste-Hauschner-StraÃe verlief fast parallel zur EbertstraÃe und lag etwas versteckt zwischen hoch aufragenden modernen Bürogebäuden, die um diese Zeit nahezu verwaist waren. Sie war eher schmal und nur spärlich beleuchtet und völlig menschenleer.
Obwohl es bis zum Potsdamer Platz nicht allzu weit war â wie ich mich selbst zu beruhigen versuchte â, ging ich mit laut klopfendem Herzen und mich ständig nach allen Seiten umschauend weiter. Zum Glück waren meine Schwindelgefühle inzwischen fast restlos verflogen â vor Schreck wahrscheinlich oder vielleicht sogar vor Angst. Ich glaubte schon das blauweiÃe U-Bahn-Zeichen in der Ferne sehen zu können, als wie aus dem Nichts Nebel aufkam. In Sekundenschnelle war ich von einer milchigen Dunstsuppe umhüllt, in der die parkenden Autos und angrenzenden Gebäude nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Oder lag das an meinem benebelten Zustand? Hatte der Alkohol mir so sehr zugesetzt, dass ich nicht mehr richtig sehen konnte?
Hoffentlich nicht!
Da hörte ich plötzlich merkwürdige Geräusche hinter mir. Ein Hecheln und Keuchen und Knurren und ein Trappeln wie von pelzigen Pfoten auf nacktem Asphalt. Als ich über die Schulter spähte, schälte sich eine Horde zwielichtiger Gestalten aus dem Nebel und hastete gleich einer blutgierigen Wolfsmeute auf Beutejagd hinter mir
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