Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
die die groÃe Mission erforderte, war nicht nur sein sorgsam ausgetüftelter Plan in Gefahr, sondern auch sein gesamtes Lebenswerk. Und das durfte er nicht zulassen.
Unter gar keinen Umständen!
Damit beugte der GroÃmeister sich nach vorne und tippte seinem Fahrer auf die Schulter. »Ich habe meine Pläne geändert, Friedrich. Fahren Sie mich bitte zur Medi-Klinik!«
»Oma Mimi!«, rief ich verwundert. »Was machst du denn hier?«
»Wie wäre es, wenn du mich erst mal begrüÃt, bevor du mich mit Fragen überfällst?«, antwortete Oma trocken. Ihre whiskeygeschmirgelte Stimme klang wie raues Sandpapier. Doch dann breitete sie die Arme aus und lächelte mich einladend an. »Jetzt komm schon her, allerliebste Enkelin auf der Welt, und lass dich knuddeln!«
Und das tat sie dann auch, genauso herzlich und überschwänglich wie jedes Mal, wenn wir uns sahen. Dann erst erfuhr ich, was geschehen war.
»Was?«, rief ich ungläubig. »Dieser Rüpel von Paul hat tatsächlich die zweiwöchige Karibikreise gewonnen?«
Genauso war es. Oder jedenfalls fast so. Was immer man von meinem Bruder auch halten mochte, er war zweifelsohne ebenso durchtrieben wie clever. Da nur volljährige Personen an dem Gewinnspiel teilnehmen durften, hatte Paul sich nicht unter seinem Namen, sondern unter Mamas angemeldet â und so wurde also Mechti als Tagesgewinnern gezogen! Dass sie sich danach nicht verplapperte und hinausposaunte, von wem die Anmelde-Mail in Wahrheit stammte, erstaunte mich ungemein.
So viel Raffinesse hätte ich ihr gar nicht zugetraut!
Aber noch viel mehr verwunderte mich, dass Mechti es tatsächlich geschafft hatte, die ganze Familie â von mir abgesehen natürlich! â innerhalb von drei Stunden abreisefertig zu machen, wie es die Teilnahmebedingungen vorschrieben. SchlieÃlich begannen die Ferien erst in einer Woche. Und Waldi hatte seinen Jahresurlaub auch erst für Juli beantragt, wie immer in den letzten fünfzehn Jahren. Wie Mechti es gemanagt hatte, dass die gesamte Bagage von einem auf den anderen Tag freibekam â noch dazu für ganze zwei Wochen! â, war mir schlichtweg ein Rätsel.
Oma Mimi hatte dafür auch keine Erklärung. Mechthild, so erzählte sie, hatte sie am Nachmittag angerufen und mit zuckersüÃer Stimme gefragt, ob sie sich während der nächsten vierzehn Tage nicht um mich kümmern könnte. »Ihr versteht euch doch so gut, Nele und du«, hatte sie geschleimt. »Aber leider seht ihr euch viel zu selten. Da trifft es sich doch gut, dass unsere Ãberraschungsreise euch die einmalige Gelegenheit bietet, dieses Versäumnis wenigstens etwas nachzuholen, nicht wahr?«
So eine raffinierte Schlange!
»AuÃerdem«, fuhr Oma fort, »soll ich dir von Mechti ausrichten, dass du nach ihrer Rückkehr natürlich was gut hast. Als Entschädigung für die entgangene Reise und damit du vor lauter Enttäuschung nicht wieder ausrastest!«
Wie fürsorglich von ihr!
Dabei hatte ich schon ewig keinen Ausraster mehr gehabt, wie mir plötzlich zu meiner eigenen Verwunderung einfiel. Sollte ich meinen inneren Dämon tatsächlich besiegt haben?
Wie auch immer: Oma hatte Mechti natürlich sofort zugesagt. Weil sie, wie sie sagte, sich von ganzem Herzen auf die Zeit mit mir freute. Und da konnte ich ihr nur zustimmen: Etwas Besseres, als für zwei Wochen der Fuchtel von Mechti und Waldi zu entrinnen, konnte mir doch gar nicht passieren. Und noch dazu brachte es mir Extrazeit mit meiner Lieblingsoma ein.
Und damit hatte Mechti, ausnahmsweise und völlig unbeabsichtigt, mir etwas richtig Gutes getan!
Oma Mimi hatte absolut nichts dagegen, dass ich mich am Samstagabend mit Taha und seinen Freunden auf der Oberbaumbrücke traf. »Na gut«, sagte sie nur, als ich sie gleich beim Frühstück darauf ansprach. »Dann muss ich mir für heute Abend eben andere Gesellschaft suchen. Aber sei bitte bis Mitternacht wieder zu Hause, okay?«
»Ja, klar, bin ich!«, versprach ich. Wie cool war das denn? Eine Oma, die einen so lange unterwegs sein lieÃ! Grinsend biss ich in mein Brötchen, das mir schon seit Wochen nicht mehr so gut geschmeckt hatte wie an diesem Tag.
Warum wohl?
»Aber vorher, nach dem Mittagessen, gehen wir beiden Hübschen bummeln«, schob Oma Mimi da auch schon nach. »Wenn ich schon mal die Gelegenheit habe,
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