Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Mann zu sehr vertraut, recht schnell mal in die Röhre schaut! Aber natürlich verkniff ich mir einen entsprechenden Kommentar. »Und sonst?«, fragte ich stattdessen nach. »Ist Ihnen vielleicht sonst noch was Ungewöhnliches an Ihrem Mann aufgefallen?«
»In der Tat.« Wieder nickte Sylvie Marin. »Vor zwei Tagen hat Rico zum allerersten Mal in seinem Leben blaugemacht. Er ist einfach nicht zur Arbeit gegangen, obwohl ihm nicht wirklich was fehlte.«
»Und das war ungewöhnlich?«
»Absolut ungewöhnlich sogar! Rico hat sich doch selbst noch mit NeununddreiÃig-Fieber in die Werkstatt gequält. Aber am Donnerstagmorgen wollte er partout nicht dorthin.«
»Und warum nicht?«
»Das weià ich nicht. Dabei war zunächst alles genauso wie immer: Wir sind um sechs Uhr aufgestanden, wie an jedem Werktag, und während Rico im Bad war, habe ich mich ums Frühstück gekümmert. Aber als wir dann bei Tisch saÃen, hat er plötzlich behauptet, dass er nicht zur Arbeit gehen könnte.«
»Vielleicht war ihm ja unwohl?«, schlug ich vor. »Oder er hat sich irgendwie schlecht gefühlt.«
»Im ersten Moment hab ich das auch gedacht«, erklärte Sylvie Marin. »Er war nämlich käsebleich und wirkte irgendwie apathisch. Als ich ihn gefragt habe, was ihm fehle, hat er nicht sofort geantwortet, sondern hat nur wie abwesend auf den Fernseher geglotzt.«
»Dann war er also doch krank?«, fragte ich verwundert.
»Ganz bestimmt nicht!«, beharrte Sylvie vehement. »Sonst hätte er sich nicht so rasch wieder erholt. Nur eine Stunde später sah er schon wieder aus wie das blühende Leben. Und am Abend, kurz vor seinem ⦠also, kurz bevor er â¦Â« Sie brach ab und räusperte sich, als wäre das schreckliche Wort in ihrer Kehle stecken geblieben. »Jedenfalls hat er sich nicht mal mehr daran erinnert, dass es ihm am Morgen so schlecht ging, dass er gar nicht zur Arbeit wollte.«
»Das ist wirklich merkwürdig«, stimmte ich ihr zu, als Taha plötzlich eine Eingebung zu haben schien.
»Wissen Sie noch, welches Programm Rico gesehen hat?«, fragte er nämlich.
»Hä?« Die junge Witwe sah ihn genauso verwundert an wie ich. »Was tut denn das zur Sache?«
»Es ist nur eine Vermutung«, versicherte Taha rasch. »Aber vielleicht hat ihn der Fernsehbericht ja so sehr mitgenommen, dass ihm deswegen übel wurde.«
»Ach so.« Sylvie blickte grübelnd vor sich hin. »Ich lese beim Frühstück immer Zeitung und bekomme deshalb kaum mit, was in der Glotze läuft. Aber wenn ich mich recht entsinne, hat Rico die Nachrichten geschaut. Bei âºNews24â¹, genau wie am Abend, als er aus dem Fenster â¦Â« Sie machte eine kleine Pause und räusperte sich erneut. »Diesen Sender hat er in letzter Zeit nämlich ständig eingeschaltet.«
»Und vorher nicht?«, hakte Taha nach.
»Nein. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
»âºNews24â¹?«, wunderte ich mich. »Den Sender kenne ich gar nicht.«
»Ging mir ähnlich«, pflichtete Sylvie mir bei. »Und wenn Rico nicht gewesen wäre, würde ich ihn heute noch nicht kennen. Jedenfalls hat er damals einen Bericht über den Unfall auf der Oberbaumbrücke gesehen. Ãber das Auto, das in die Sprâ«
In diesem Moment fiel mir etwas ein. »Sind Sie sich ganz sicher, dass Rico auf Fortbildung war?«, unterbrach ich Sylvie.
»Natürlich! Was denn sonst?«
»Ãh â¦Â« Ich tat so unschuldig wie möglich. »Könnte er nicht auch ⦠ähm ⦠Sonderurlaub genommen haben?«
»Quatsch!«, brach es spontan aus ihr heraus. »Dann hätte er mir das doch gesagt!«
Oder auch nicht. SchlieÃlich hatte Martin Richter das auch nicht getan. Und dafür musste es einen Grund geben!
Von Sylvie Marin war darauf allerdings keine Antwort zu erwarten. Trotz seines höchst merkwürdigen Verhaltens schien sie ihrem Mann immer noch voll und ganz vertraut zu haben. Wir mussten unser Glück also woanders versuchen und verabschiedeten uns deshalb von ihr. Ich kritzelte noch schnell meine Handynummer auf einen Zettel und steckte ihn ihr zu. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, wäre es nett, wenn Sie mich anrufen würden.«
»Klar. Das mach ich«, versprach sie.
An der Wohnungstür drehte ich mich noch einmal zu ihr. »Nur
Weitere Kostenlose Bücher