Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
einige Tage mit meiner Lieblingsenkelin zu verbringen, dann will ich das auch so weit wie möglich auskosten, verstanden?«
Obwohl ich ihr sofort und mit dem gröÃten Vergnügen zusagte, mussten wir unsere Pläne ändern. Ich räumte nämlich gerade den Frühstückstisch ab â Oma hatte es sich auf der Terrasse mit dem Tagesspiegel bequem gemacht, den sie vom Kiosk geholt hatte â, da klingelte mein Handy. Zu meiner groÃen Ãberraschung war es Taha, der fragte, ob ich nicht schon am Nachmittag Zeit für ein Treffen hätte. Er benötigte nämlich dringend meine Unterstützung.
»Wieso das denn?«, wunderte ich mich. »Du hast doch Kjell und Aimi. Warum fragst du nicht sie, ob sie dir helfen können?«
»Weil sie alle mit anderen Dingen beschäftigt sind, die genauso wichtig sind. Und auÃerdâ«
»Ja?«, fragte ich gespannt dazwischen, obwohl ich die Antwort längst ahnte.
»Weil du eine Pentatrix und unsere einzige Verbindung zum Zeitenwanderer bist«, erklärte Taha mit Nachdruck. »Und wir Guardians deine Hilfe genauso sehr benötigen wie du unsere. Oder hast du noch immer nicht begriffen, in welch groÃer Gefahr du schwebst? Na los, Nele, sag endlich Ja.«
Ich holte tief Luft und schloss die Augen. Die Worte, die der Blinde mir in der S-Bahn zugeflüstert hatte, kamen mir wieder in den Sinn: »Du bist die Pentatrix, Nele. Du bist der Schlüssel zu allem und kannst deinem Schicksal deshalb nicht davonlaufen. Selbst wenn du schnell bist wie der Wind, holt es dich immer wieder ein!«
Natürlich â Taha hatte absolut recht!
»Also gut«, sagte ich schlieÃlich. »Worum geht es denn?« Nachdem Taha es mir erklärt hatte, sagte ich sofort zu.
Oma Mimi hatte absolut kein Problem mit der kurzfristigen Planänderung. Im Gegenteil: Sie zwinkerte mir über den Rand ihrer geliebten Zeitung fast belustigt zu, als ich ihr erzählte, dass wir schon gleich aufbrechen müssten. »Na und, Nele?«, fragte sie nur mit ihrer Whiskey-Schmirgel-Stimme. »Stadtbummel ist Stadtbummel, egal ob am Vormittag oder Nachmittag, oder?«
»Ach, Oma. Du bist einfach ein Schatz.« Ich umarmte sie, drückte ihr einen dicken Schmatz auf die Wange und vertröstete sie aufs nächste Wochenende: »Da bin ich den ganzen Tag nur für dich da!« Am morgigen Sonntag hatte ich nämlich auch keine Zeit für sie: Da war ich ja mit Kimi verabredet. Bei dem Gedanken wurde mir ganz warm ums Herz und in meinem Bauch kribbelte es, als hätte ich zehn Tütchen sonnendurchflutetes Brausepulver verschluckt. AuÃerdem fiel mir ein, dass ich ihn ganz dringend anrufen musste. Ich hatte schlieÃlich gute Nachrichten für ihn. Und den genauen Treffpunkt hatten wir auch noch nicht ausgemacht!
Kimi wollte mir zunächst gar nicht glauben und dachte, ich machte einen Joke: »Hör auf, Nele, du nimmst mich auf den Arm, oder?« Erst als ich ihm hoch und heilig versicherte, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, nahm er mir die frohe Kunde ab. »Das ist der Hammer, Nele, einfach der Hammer! Wenn dieser Herr von Hohenstein mich persönlich dazu einlädt, ihm unser Projekt vorzustellen, dann ist das fast schon die halbe Miete! Du wirst sehen, er sagt bestimmt Ja und rückt die Kohle rüber. Mann, Nele â ich weià gar nicht, wie ich dir danken soll.«
Tatsächlich? Mir würde da schon was einfallen.
Aber vielleicht kam Kimi ja auch alleine darauf. Zum Beispiel morgen im Mauerpark.
»WeiÃt du was?«, sagte er da auch schon. »Dafür hast du dir mindestens eine doppelte Portion Eis verdient!«
Nun ja, ein bisschen mehr Fantasie hätte ich ihm schon zugetraut!
Vorsichtshalber verschwieg ich ihm, mit wem ich den Nachmittag und den Abend verbringen würde. Dass Kimi das morgige Treffen noch absagte, musste ich jetzt zwar nicht mehr befürchten. Aber sicher war sicher. Dass ihm Taha ein Dorn im Auge war, hatte seine Fragerei gestern schlieÃlich überdeutlich gemacht.
»Ob mir an Rico in letzter Zeit etwas aufgefallen ist, willst du wissen?« Sylvie Marin blickte mich aus rot geweinten Augen an. Die strähnigen Haare hingen ihr ins verquollene Gesicht und das flauschige Sweatshirt, das sie trotz der Sommerhitze trug, schlabberte um ihren Oberkörper, als hätte sie über Nacht zehn Kilo verloren. Der tragische Tod ihres Mannes hatte wie
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