Gucci, Glamour Und Champagner
Ich war so müde, warum konnte er mich nicht schlafen lassen?
»Ah, Mist. Holt mal jemand ein Glas Wasser?« Eine Hand strich mir das Haar aus der Stirn, und als ich mich zur Seite rollen wollte, kam mir in den Sinn, dass das Bett plötzlich doch sehr unbequem war. Und kalt. Und eher wie ein Fußboden.
»Keine Sorge, das gehört fast schon zu ihren Gewohnheiten«, sagte Alex und half mir erst auf die Füße, dann auf einen Stuhl und gab mir dann ein großes Glas Wasser. »Wenigstens hat sie sich diesmal nicht übergeben.«
»Ich bin nicht betrunken«, murmelte ich ins Glas und trank gierig das Wasser. »Ich habe einen Jetlag. Und bin gestresst.«
»Hi übrigens.« Alex sah mich mit einem verhaltenen Lächeln an und strich mir ein krauses Haarbüschel hinters Ohr. » Bienvenue à Paris .«
Ich schaute mich um, aber die geheimnisvolle Blondine, die meiner verschwommenen Erinnerung nach auf dem Schoß meines Liebsten gesessen hatte, war verschwunden. Hatte ich sie mir nur eingebildet?
»Äh?«
»Willkommen in Paris.« Sein Lächeln wurde zu einem Stirnrunzeln, und seine grünen Augen sahen mich forschend an. »Angela, ist alles in Ordnung mit dir? Brauchst du einen Arzt?«
»Nein.« Ich atmete tief durch. Keine Blondine weit und breit. »Mir geht es gut, ich habe nur eine ganz üble Reise hinter mir.«
»Schlimme Turbulenzen?«, erkundigte sich eine amerikanische Stimme über den Tisch hinweg. Weil ich mich zu rasch umdrehte, schoss mir ein heftiger Schmerz in die Schläfe, doch ich sah Graham und Craig,Alex’ Kumpels von der Band, mir über den Tisch hinweg zuwinken.
»Toller Auftritt.« Graham lächelte mir aufmunternd zu und schob seine Brille zurück auf den Nasensattel. »Du hättest auch anrufen können, wenn du uns lieber nicht sehen willst.«
»Mir hat es gefallen«, ergänzte Craig. »Aber, äh, nichts für ungut, Angie, umziehen hättest du dich schon können. Wir sind hier in Paris, weißt du, nicht in Brooklyn.«
»Danke, Craig.«
Er war nicht annähernd so höflich wie Graham, aber er war auch nicht so schwul wie dieser. Eine Sekunde lang hatte ich fast vergessen, dass ich nun seit fast zwanzig Stunden dieselben Klamotten anhatte. Und mehr oder weniger genauso lang nicht mehr in einen Spiegel geschaut hatte. Dies jedoch freiwillig und nicht, weil alle meine Habseligkeiten »gezielt gesprengt« worden waren.
»Du siehst super aus.« Alex strafte Craig mit einem fins teren Blick ab. »Aber hattest du keine Zeit zum Umziehen? Nicht, dass du das nötig hättest. Du siehst toll aus.« Den Kopf auf meine Hände gestützt, erzählte ich die ganze traurige Geschichte, wobei ich nur innehielt, damit Craig sich an den passenden Stellen schlapplachen und mich schließlich fragen konnte, ob ich etwa keine Unterwäsche mehr hatte.
Graham meinte kopfschüttelnd: »Das ist ja fürchterlich, Angela. Aber jetzt hast du wenigstens die Chance, deine Garderobe in Paris zu ersetzen, oder? Was für ein Ort, um bis zur Besinnungslosigkeit zu shoppen.«
»Nur dass mein Kreditkartenlimit seit L. A. leider noch immer ausgereizt ist.« Ich versuchte zu lächeln.
»Wir werden schon eine Lösung finden, es tut mir unheimlich leid, dass du dich mit all diesem Mist herumschlagen musstest.« Alex legte seinen Arm um meine Schultern und zog meinen Kopf an sich heran. Er roch so gut. Was mich daran erinnerte, dass ich es vermutlich nicht tat. »Entspann dich jetzt. Du bist hier. In Paris. Es wird fantastisch werden.«
»Ja.« Ich schloss die Augen und seufzte. »Du hast wohl recht. Ein paar Kleider werde ich aber trotzdem brauchen. Ich habe wirklich keine. Aber offen gestanden weiß ich auch nicht, wann ich dazu Zeit haben werde. Morgen soll ich diese Assistentin der französischen Belle treffen, aber ich habe auch meine sämtlichen Notizen verloren.«
Alle Notizen, meine Kamera, mein Ladegerät für den Laptop. Alles, was ich mir an Recherchematerial gründlich und sorgfältig aus anderen Zeitschriften und Reiseführern zusammengeklaut hatte, einfach weg. Alles, was in meinem Koffer war – einfach weg. Ich spürte eine weitere Trauerwelle auf mich zurollen, und nichts vermochte sie aufzuhalten. Während Alex meinen Arm streichelte und Craig zuhörte, der die Speisekarte vorlas, brannten schon die ersten Tränen. Was sollte ich nur ohne meine Kleider eine Woche lang in Paris anstellen? Ohne meine Schuhe? Ohne meinen Haarglätter? Mein Magen sackte durch den Stuhl und klatschte auf den Boden. Und, o mein Gott, Jennys
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