Gucci, Glamour Und Champagner
in der Lobby um. Sie war fürchterlich gut ausgeleuchtet. Ein leises Hüsteln zog meine Aufmerksamkeit auf die Empfangstheke. Ein großer Hotelangestellter im frisch gebügelten Hemd starrte mich an. Er gab sich keine Mühe seinen Ekel zu verbergen. Ich nahm eine Hand vom Mund und winkte ihm zu. Meiner Schätzung nach blieben Alex gerade noch drei Sekunden, bevor ich rausgeworfen wurde oder mich wieder übergeben musste.
»Madame?«, begann der Mann an der Theke.
»Ist schon in Ordnung.« Alex kam in die Lobby gerannt und half mir auf die Beine. »Es ist o.k., sie ist Gast hier. Sie hat eine Lebensmittelvergiftung.«
»Ja. Lebensmittelvergiftung vom französischen Essen. Und bitte Mademoiselle «, schrie ich ihm hinter vorgehaltener Hand zu. » Mademoiselle! «
»Du bist so ein verdammtes Leichtgewicht«, sagte Alex und hob mich hoch und warf mich über seine Schulter. Eine wirklich schlechte Idee, denn es konnte bei mir jede Sekunde wieder losgehen.
»Wie auch immer«, seufzte ich und versuchte mich zu beherrschen. Mit erhobenem Kopf sah ich, wie der Portier, der Nachtportier und weitere Hotelangestellte ihre Köpfe durch die Tür steckten und unseren Fortschritt zu unserem Zimmer verfolgten, bis meine Augenlider unfreiwillig zu flattern begannen. »Und es liegt nicht am Alkohol, es sind die Zigaretten.«
»Du bist schon ein Klasse für sich, Lady«, sagte Alex irgendwo über mir. »Du wirst doch nicht etwa ohnmächtig werden? Angela? Bist du noch da?
»Nuh-uh«, murmelte ich und versuchte verzweifelt, meine Augen offenzuhalten.
»Denn ich wäre wirklich sauer, wenn ich nicht mal Gelegenheit bekäme, deine Anti-Raucher-Lektion zu erwidern«, sagte er, blieb stehen und kramte in seiner Tasche nach dem Zimmerschlüssel. »Und es wäre besser, wenn du nicht an deinem Erbrochenen erstickst.«
Und das waren die letzten Liebesworte, die ich hörte, ehe ich das Bewusstsein verlor.
Es gehörte sicherlich nicht zu meinen besten Ideen, Alex um vier Uhr morgens nach seiner Beziehung zu Solène zu fragen, während er mir das Haar aus dem Gesicht hielt, damit ich kotzen konnte, aber man muss mir zugestehen, dass ich wohl kaum in der richtigen Geistesverfassung war, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Sobald ich meine Augen aufschlug, musste ich über Alex klettern und ins Badezimmer rennen. Pflichtschuldig folgte er mir, strich mir das Haar aus dem Gesicht und feuchtete einen Waschlappen mit kaltem Wasser an, um mir Kühlung zu verschaffen. Ich deutete seine Freundlichkeit als Schuldeingeständnis dafür, dass er mich mit billiger Sangria abgefüllt hatte, obwohl meine Übelkeit in keinem Verhältnis zu dem stand, was ich getrunken hatte. Dieser blöde Jetlag. Die blöden Zigaretten. Ich blöde Gans. Sich nüchtern übergeben zu müssen, war fürchterlich. Und so kam es, dass ich, meine Stirn gegen das kühle Metall des Heizkörpers gelehnt und die Knie bis ans Kinn hochgezogen, Alex die große Frage stellte.
»Also, was ist mit Solène? War sie deine französische Freundin?«
Alex, der sich neben dem Waschbecken ausruhte, hob den Kopf.
»Ja«, erwiderte er und sah mir direkt in die Augen.
Hm. »Und das wolltest du mir nicht erzählen?«
»Ich würde gern wissen, wer es dir erzählt hat«, sagte er, schlug seine langen Beine auseinander und erhob sich. Ich fühlte mich winzig in meiner Embryohaltung neben der Toilette, als er sich in der Tür streckte.
»Es wird dich freuen zu erfahren, dass ich das ganz allein herausgefunden habe.« Ich zog mich hoch, wobei ich mich an der Heizung festhielt, um nicht in die Toilettenschüssel zu fallen. Anmutig hatte man meine Bewegungen noch nie nennen können. Nachdem ich meinen Mund mit Wasser, Mundspülung und wieder Wasser ausgespült hatte, holte ich zum Angriff aus. »Und außerdem habe ich mit ihr heute Abend gesprochen …«
»Du hast mit ihr gesprochen?«, fiel er mir ins Wort und stellte sich mir dabei in den Weg und blockierte den Ausgang des Badezimmers. »Warum hast du mit ihr gesprochen?«
»Hauptsächlich weil ich sie, während du auf der Bühne standst, mehr oder weniger beim Trockensex erwischt habe, zudem hatte ich eindeutig zu viel getrunken«, schrie ich und drängte mich an ihm vorbei. »Du brauchst nicht gleich auszuflippen, sie schien die ganze Sache nämlich nicht halb so schwer zu nehmen wie du. Ich wollte es nur wissen.«
»Ich wollte es nicht vor dir verheimlichen.« Alex stand noch immer in der Tür. »Ich wusste nicht, dass sie kommen würde,
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