Gucci, Glamour Und Champagner
verarscht.
»Ich verwende nicht gern Schimpfwörter, aber ja, ich glaube, Sie haben recht«, stimmte Virginie mir zu und ging fieberhaft Cicis weitere Vorschläge durch. »Aber das ist der Laden, ich habe es überprüft.«
»Sind denn alle Geschäfte, die sie vorschlägt, so ähnlich? Vollkommener Schrott?«, fragte ich, ohne eigentlich die Antwort hören zu wollen. Ich fühlte mich hundeelend, und das hatte nichts zu tun mit Mojitos, Sangria und Zigaretten.
»Ich weiß nicht, was Schrott bedeutet, aber ich denke, dass es eher nicht die besten Adressen sind«, sagte Virginie und holte die Originalunterlagen aus ihrer Tasche. »Ich kenne keinen dieser Läden. Einige der Cafés und der Hotels scheinen real zu sein. Die befinden sich an mir bekannten Orten, aber die Geschäfte, tut mir leid. Die kenne ich nicht.«
Ich sah mich nach einer Sitzgelegenheit um und lehnte mich dann an eine Betonmauer. Les Halles gehörte nicht gerade zu den schönsten Gegenden von Paris. Obwohl ich hier offenbar jedes Foto, das mir gefiel, für vierzig Euro auf ein T-Shirt gedruckt bekam. Aber warum sollte jemand das Nacktfoto von Kate Moss, das im Schaufenster ausgestellt war, auf einem T-Shirt haben wollen? Weltmodehauptstadt, dass ich nicht lache!
»Oh, hier ist was, das kenne ich!«, meldete Virginie sich wieder zu Wort.
»Was Gutes?«, fragte ich. Hoffte ich. Betete ich.
»Äh, nein.« Sie biss sich auf die Lippe und schaute von den Unterlagen auf. »Es ist ein Laden in Montmartre. Er heißt Tati. Da wollen Sie bestimmt nicht hin.«
» Tati ? Im Ernst. Das ist nicht ironisch gemeint oder?«
»Ich glaube nicht. Tati ist größer als Mim. Dort gibt es noch separate Abteilungen für Schmuck und Hochzeitsausstattung, aber sie sind beide … nicht das, wonach Sie suchen.« Virginie lehnte sich neben mir an die Wand. »Tut mir leid, ich hätte diese Notizen überprüfen sollen. Vielleicht können wir noch ein paar eigene Recherchen online machen?«
Ich sah mich um und versuchte vergebens etwas zu entdecken, worüber es sich lohnte zu berichten. Ein Fastfood-Restaurant namens Flunch gehörte wohl eher nicht dazu. Was war das? Aßen hier tatsächlich Leute? O Gott. Ich hatte Paris verlassen und den siebten Kreis der Hölle betreten.
»Gute Idee, aber ich habe kein Ladegerät für meinen Laptop.« Wie hatte ich nur vergessen können, nach einem Apple Store Ausschau zu halten? Ich servierte Cici meine Pfuschereien praktisch auf dem Silbertablett. »Und wie spät ist es, fast fünf Uhr? Ich bin geliefert.«
»Wir haben noch den morgigen Tag«, schlug Virginie vor und gab ihr Bestes, um mich zu beruhigen. »Und vielleicht auch noch etwas Zeit am Samstag?«
»Morgen ist Alex’ Geburtstag«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ich habe versprochen, diesen Tag mit ihm zu verbringen. Aber vielleicht am Samstag, da treffe ich zwar meine Freundin zum Lunch, aber mir bleibt noch Zeit. Doch ich kann Sie unmöglich bitten, am Samstag zu arbeiten.«
»Aber ich möchte doch helfen«, bot Virginie fröhlich an. »Und ich bin in Sorge, dass Sie sich ohne mich in Paris nicht zurechtfinden.«
»Da haben Sie vermutlich recht«, gab ich ein wenig erleichtert zu. »Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht?«
»Non.« Sie sprang von der Wand ab und umarmte mich kurz. »Ich sage doch, dass ich helfen möchte.«
»Keine großen Pläne fürs Wochenende? Keine heißen Verabredungen?«, bohrte ich nach. Nicht, dass mich das besonders interessiert hätte, denn wenn sie mir schon helfen wollte, würde ich sie nicht davon abhalten. Ich stand kurz davor, Alex’ Geburtstag, das Mittagessen mit Louisa, das Festival und Weihnachten abzusagen, nur um diesen Artikel fertigzubekommen.
»Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung«, versprach Virginie. »Aber ich glaube nicht, dass wir heute noch was anderes finden werden. Wir sollten nach Hause gehen und Sie für die Party heute Abend hübsch herrichten. Die Läden machen auch gleich dicht, und ich habe raffinierte Ideen für Ihre Haare.«
»Dann nichts wie los.« Ich wusste, wann ich mich geschlagen geben musste. Und für diese Party wollte ich wirklich gut aussehen.
Neun
»O mein Gott.« Ich stand vor Virginies großem Spiegel und traute meinen Augen kaum. »Bin das wirklich ich?«
»Aber ja!« Virginie klatschte in die Hände, bevor sie mit einem Pinsel und Rouge auf mich zukam. »Gefällt es Ihnen?«
Ich wusste, dass es mir nicht guttat, mit offenem Mund mein Spiegelbild anzustarren, aber so hübsch hatte ich mich
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