Gucci, Glamour Und Champagner
vor langer Zeit passiert ist.«
»Besten Dank, Oprah«, entgegnete Alex kategorisch. »Ich dachte, du hättest diesen Selbsthilfemist abgelegt, als Jenny weggegangen ist. Und ich will dir nicht vorschreiben, was du tun sollst, aber ich werde nicht auf diese Party gehen. Solltest du allerdings mit mir zum Abendessen gehen wollen, dann ruf mich später an.«
Ich zog meine Unterlippe nach vorne und stopfte mein Telefon zurück in meine Tasche.
»Er möchte nicht auf die Party gehen?«
Als ich aufschaute, ließ ich meinen Blick für einen Moment über den Fluss schweifen. Der Eiffelturm, die Seine, jede Menge hübscher Menschen auf Fahrrädern, ja, das war definitiv Paris. Und dennoch bekam ich von meiner Freundin gesagt, wo’s langging.
»Er will nicht auf die Party gehen«, bestätigte ich. »Ich hab’s ja kapiert, sie ist seine Ex. Ich würde auch nicht auf die Party von meinem Ex gehen wollen. Ich sollte da nicht hingehen.«
Aber so krank es auch war, ich wollte hin. Ich wollte Solènes Wohnung sehen und ihren Freund kennenlernen, und aus unerfindlichen Gründen wünschte ich mir, von ihr gemocht zu werden. Und wenn sie mich schon nicht mochte, dann wollte ich wenigstens Eindruck auf sie machen, und sie sollte wissen, dass ich gut genug war für Alex. So gut, wie sie das gewesen war. Hm, ich musste aufhören, mich zu beklagen, dass ich die Jungs nicht verstand. Ich verstand ja nicht mal mich selbst.
»Ich habe überlegt«, Virginie tippte mich vorsichtig auf die Schulter, »dass Sie zu dieser Party gehen sollten.«
»Wie bitte?« Ich drehte mich um hundertachtzig Grad herum. »Jetzt finden Sie, dass ich hingehen sollte?«
»Ich habe nie gesagt, Sie sollten nicht hingehen«, meinte sie achselzuckend. »Ich habe nur gesagt, dass Alex nicht mit dort hingehen wird. Für einen Jungen ist es nicht leicht, seine Exfreundin wiederzusehen. Und sehr, sehr schwierig, wenn auch noch die neue Freundin dabei ist. Aber Sie sollten hingehen. Und Sie sollten umwerfend aussehen.«
»Was leichter gesagt als getan ist«, murmelte ich. »Wie schaffen Sie es denn, ohne Haarglätter umwerfend auszusehen?«
Virginie skizzierte ihren Plan, während wir zur Avenue Montaigne hinüberliefen. Ich versuchte zuzuhören, sie sprach davon, ein tolles Kleid zu kaufen, mir ein Paar ihrer mörderischen Schuhe zu leihen und dazu irgendwelche Haarstylingprodukte, die einen Verzicht auf die Haarglätter erlaubten. Ich wäre normalerweise zynischer gewesen, aber dank meiner französischen guten Fee war ich ein wenig abgelenkt. In der Theorie war unser Ziel die Métro -Station Roosevelt, um von dort aus unsere Recherche fortzusetzen, aber Virginie hatte versäumt zu erwähnen, dass in der Avenue Montaigne fast alle Pariser Designerläden, Couture- Häuser und Sonstiges beheimatet waren, was einen erstaunen ließ. Ich drückte meine Nase am Schaufenster von Paul & Joe platt und warf lüsterne Blicke auf ein umwerfendes graues Seidenkleid, ohne dabei Tränen über das Geschwisterkleid von Paul & Joe zu vergießen, das ich beim Koffergate verloren hatte.
»Das wäre das perfekte Kleid für heute Abend«, flüsterte Virginie mir ins Ohr. Ich nickte, sie hatte recht. Es war kurz, silbergrau mit einer handgemalten weißen Siamkatze vorne drauf. Ein wenig verrückt, aber sehr cool. Mindestens so cool wie Solène. »Das sollten Sie anprobieren.«
»Ich kann es mir nicht leisten«, sagte ich und versuchte die Erscheinung auszublenden, die mich mit schwarzem Eyeliner, kunstvoll zerzaustem Haar und schwarzer blickdichter Strumpfhose zeigte. In diesem Kleid. Für schwarze Strumpfhosen war es ohnehin zu heiß. Und es sähe auch ohne Strumpfhose gut aus. »Und es hat eine riesige Katze darauf.«
»Man muss schon sehr modebewusst sein, um es zu tragen«, stimmte Virginie mir zu. »Vielleicht jemand wie Solène?«
»Ich weiß genau, worauf Sie hinauswollen«, sagte ich und stieß die Tür auf. »Und Sie können von Glück sagen, dass ich mich so leicht verführen lasse.«
Glücklicherweise, jedenfalls bevor die Reue einsetzen konnte, war auf meiner Kreditkarte noch genug Geld für das Kleid. Oder besser gesagt, die Leute von der Kreditkartengesellschaft waren bereit, mich das Limit meiner Kreditkarte im Wert des Kleides überziehen zu lassen. Mir gefiel die Vorstellung, eine telepathische Beziehung zu Barclays zu haben, die meine Not offenbar verstanden. Wenn es um ein Kleid ging, war ich in der Lage, von so gut wie allem überzeugt zu sein. Aber mit
Weitere Kostenlose Bücher