Gucci, Glamour Und Champagner
Selbstleid badete und die quälende Panik, diesen Artikel nie, niemals fertigzubekommen, weiterhin ignorierte, weshalb ich aufstand, mich auszog und mit einem laut geschmetterten klassischen Song von Britney auf den Lippen ins Bad ging. Und genau in diesem Moment tauchte Alain mit meinem Kübel voll Eis auf.
»Pardon, Madame , äh, Mademoiselle «, stotterte er und zog die Tür zu, während ich mich auf ein Handtuch stürzte. »Monsieur Reid hat mich gebeten, Ihnen etwas Eis zu bringen. Sie haben auf mein Klopfen nicht geantwortet.«
Ich schlug im Versuch, mich in das Handtuch zu wickeln, wild um mich, mit dem Erfolg, dass er mich noch ein paar Mal splitternackt zu sehen bekam. Schließlich begnügte ich mich damit, das Handtuch wie ein schlampiger Matador vor mich zu halten, und ging rückwärts Richtung Kleiderschrank.
»Ich hatte den Fernseher laut aufgedreht«, versuchte ich zu erklären, um davon abzulenken, dass ich wie eine völlig unmusikalische Ziege geträllert hatte. Die während eines besonders schlimmen Kampfes auf dem Bauernhof ihr Gehör verloren hatte. »Und Sie sind selbst gekommen?«
»Ja, Sie haben das gestern Abend am Empfang liegen lassen.« Alain reichte mir meinen Plan zum Apple Store. »Ich dachte, Sie brauchen ihn vielleicht.«
»O ja, das werde ich, unbedingt«, erwiderte ich, nahm ihn und verstaute ihn sicher in meiner Handtasche. Taschen waren in meinem Handtuch keine vorgesehen. »Besten Dank.«
»War mir ein Vergnügen«, sagte er und wandte sich rasch ab, wobei sich eine äußerst beeindruckende Röte von seinem Hals bis hoch zu seinem Haaransatz ausbreitete. Er war wirklich süß. »Wenn noch was sein sollte, melden Sie sich bitte an der Rezeption.«
»Das werde ich«, versprach ich und bewegte mich automatisch auf ihn zu, um ihn hinauszubegleiten, bis ich merkte, dass mein Rücken die ganze Zeit über im Spiegel zu sehen gewesen war.
Zum Glück hatte Alain es fast ebenso eilig hinauszukommen wie ich, ihn loszuwerden, und die Tür fiel in Rekordzeit ins Schloss. Als ich mich bei laufender Dusche im Spiegel betrachtete, konnte der arme Mann mir nur leidtun. Meine Hüfte war gelbgrün von meinem Sturz zwischen die Betten, und mein Gesicht war ein riesiger violetter Bluterguss. Und dabei ließ ich außer Acht, was über Nacht aus meinen wunderbar zerzausten Locken geworden war. Ich sah aus wie eine Statistin in 28 Tage später . Nur noch mal achtundzwanzig Tage später. Was für ein filmreifes Paar würden Alex und ich an seinem Geburtstag abgeben. Der scharfe Hipster und sein Zombieliebchen.
Nachdem ich gut zwanzig Minuten lang vorsichtig meinen begrenzten Kosmetikvorrat über mein Auge verteilt und weitere fünf Minuten schniefend den Ruin meines Paul-& -Joe-Katzenkleides betrauert hatte, schlüpfte ich in meine Röhrenjeans und lieh mir ein frisches T-Shirt von Alex aus, wobei ich den Göttern der Männermode dafür dankte, dass mein Freund nicht mit leichtem Gepäck reiste.
Zum Glück war der Tag in Paris wahnsinnig hell und sonnig, sodass ich meine Augen im Stil der Olson-Schwestern hinter meiner vorsichtig auf dem Rücken meiner lädierten Nase balancierten Sonnenbrille verstecken konnte, bevor ich mich in meinen am gestrigen Tag neu gekauften Flip-Flops hinauswagte. Alains Plan nach zu schließen, dürfte der Apple Store nur ein paar Straßen weit entfernt sein. Ich überquerte die große Hauptstraße und tauchte dann fast federnden Schrittes in das Gewirr der schmalen, gewundenen Gassen des Marais ein. In diesen Teil von Paris hatte ich mich definitiv verliebt, so hübsch war er. Alles war bezaubernd und idyllisch und elegant und all die anderen kleinen Wörter, von denen ich mir wünschte, jemand würde sie eines Tages zur Beschreibung meiner Person verwenden, was, das wusste ich nur zu gut, nie, niemals der Fall sein wird.
Ich blieb stehen, um mir Schaufenster anzusehen und die Namen der pfiffigsten Läden aufzuschreiben, und flitzte unter Ohs und Ahs, seufzend angesichts von so viel Schönheit, von einer Straßenseite zur anderen. Es gab so viele hübsche Boutiquen, und selbst die Kettenläden schienen mehr individuellen Charme zu verströmen. Vor einem unglaublich teuren Geschäft für Brautmode verweilte ich länger, als gut für mich war, und bestaunte die Kleider in den Schaufenstern. Eins davon war lang, schmal und gerade geschnitten, aus eleganter Seide, mit zart fließenden weiten Flügelärmeln und einem hochgezogenen Halsausschnitt, der am Rücken in einen
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