Gucci, Glamour Und Champagner
kann.«
»Ich auch«, bestätigte ich und griff über den Tisch nach ihrer Hand und versuchte meine Tränen zu stoppen. »Und es macht mir nichts aus, dass du es seinem Bruder erzählt hast, er ist scharf.«
In New York, wo ich so weit weg und immer beschäftigt war, konnte ich mir leicht einreden, kein Heimweh zu haben. Regelmäßige Telefonate, hin und wieder Skype (sah dabei irgendwer gut aus?) und ständiger E-Mail-Kontakt sorgten dafür, dass ich immer Bescheid wusste, was in Louisas Leben passierte, doch sie hier zu sehen und ihr tatsächlich in die Augen schauen zu können war weitaus schwerer, als ich das gedacht hätte.
»Ich kann nur einfach nicht glauben, dass du nicht als Vollzeit-Patin greifbar sein wirst«, sagte sie und drückte dabei meine Hand.
»Patin? Wirklich?«, fragte ich. Was hatte sie vor? Wollte sie mich völlig dehydrieren? »Bist du dir sicher, dass es nicht jemanden gibt, der, na ja, erwachsener ist, als ich es je sein werde?«
»Nun sei nicht albern!« Louisa lachte laut angesichts meiner besorgten Miene. »Du und Tims scharfer Bruder sind dafür auserwählt. Und du bist weiß Gott erwachsener, als er jemals sein wird.«
»Aber ich habe mir auf dem Weg zur Toilette ein Veilchen eingefangen«, protestierte ich. »Und das ist nur mein aktuellstes Schlamassel.«
»Angela«, Louisa hörte zu lachen auf und sah mich ernst an, »es gibt niemand anderen auf der Welt, den ich mir als Patin für mein Baby aussuchen würde, selbst wenn du noch den ganzen Tag weiterplauderst, denn ich kenne den Katalog deiner Katastrophen wirklich gut genug. Die meisten davon habe ich selbst mitbekommen, wenn ich nicht sogar auf die eine oder andere Weise darin verwickelt war. Du wirst die Patin. Akzeptiere das.«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.« Ich schürzte meine Lippen, um einen erneuten Tränenfluss einzudämmen. »Natürlich nehme ich das an. Und es wird ganz fantastisch werden. Ich werde ihm oder ihr auch keinen Alkohol kaufen, bevor sie nicht mindestens siebzehn sind, und ich verspreche dir, vor ihnen auch nicht zu fluchen. Ich werde nur das tun, was deine Zustimmung findet.«
»Das ist schon mal ein Anfang.« Louisa legte Messer und Gabel zur Seite, um Platz für ihr Steak zu machen. Gutes Mädchen. »Wie wär’s denn, wenn du gleich damit anfängst und morgen zu meiner Party zum Hochzeitstag kommst?«
Ich blickte von meinem blutigen Steak auf. »Du weißt doch, dass ich das nicht kann, Lou. Morgen ist Alex’ Auftritt.«
»Ich weiß«, seufzte sie und schnitt ihr Fleisch auf. Es war so durchgegart, dass echte Arbeit erforderlich war. Wie konnte sie nur? Das war ein Steak-Sakrileg. »Aber fragen musste ich. Du weißt schon, dass deine Mum dich umbringen wird? Sie behauptet, sie hätte dir jede Menge Nachrichten zukommen lassen, aber du hast nicht darauf geantwortet.«
»Du hast ihr gesagt, dass ich hier bin?«, kreischte ich viel zu laut. Ich sah mich im Café um und rechnete fast damit, sie in ihrem besten Kleid von M&S auf mich losgehen zu sehen, um mir ihre Urlaubshandtasche um die Ohren zu hauen. Die war zwar ein wenig kleiner als ihre normale Handtasche, aber als Waffe bestens geeignet. »Jesus, Lou, ich hab dir doch gesagt, du sollst es ihr nicht sagen!«
»Ich doch nicht.« Sie hielt abwehrend ihre Hände hoch, wobei ein Stück verkohltes Steakfleisch in den Brotkorb des Nachbartisches flog. »Tim hat erwähnt, dass ich hierherkomme, als er ihr bei Tesco begegnet ist. Du weißt ja, dass er als Lügner völlig ungeeignet ist, er hätte es auch vermasselt, wenn ich ihm vorher Stillschweigen befohlen hätte.«
»Ach Mist.« Ich trank einen Schluck Cola light. Hätte ich doch nur den Wein bestellt. »Jetzt werde ich richtig Ärger bekommen.«
»Nicht, wenn du morgen kommst«, schlug Louisa vor. »Komm doch einfach zur Party. Die findet am Nachmittag statt, Alex’ Auftritt ist doch sicherlich erst am Abend?«
»Es ist ein Festival, er plant sicherlich, den ganzen Tag dort zu verbringen«, murmelte ich und versuchte mich an das zu erinnern, was er mir beim Abendessen gesagt hatte. Bevor er mir erklärt hatte, er wolle nicht mit mir zusammenleben, mich nicht heiraten und keine Kinder mit mir haben.
»Dann musst du also den ganzen Tag dort sein?« Louisa zog eine Braue hoch. Wenn sie derart verschlagen aussah, erinnerte sie mich so sehr an Jenny, dass es fast beängstigend war. »Ganz ehrlich, Ange, Mark bist du nie wie ein hilfloses Hündchen auf Schritt und Tritt
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