Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
suche meinen Mont-Blanc-Kuli und fange an, den Mietantrag auszufüllen.
Name. Das ist leicht. Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer, derzeitige Anschrift … erledigt. Derzeitige Miete . Ich trage den Dollarbetrag ein und starre eine Weile fassungslos auf die Zahl. Wow, das ist eine Menge Geld. EINE MENGE. Wieso um alles auf der Welt habe ich mich je darauf eingelassen, so viel Geld rauszuschmeißen, um in einem Loft zu wohnen, das mir nicht mal selbst gehört? Mit einer Jahresmiete hätte ich mir einen funkelnagelneuen Lexus mit allen Schikanen leisten können. Irgendwie wirkt es fast surreal, dass Fletch und ich ohne mit der Wimper zu zucken jeden Monat so viel Kohle aus dem Fenster geworfen haben.
Langsam streiche ich mit der Hand über die glatte, kühle Granitarbeitsplatte in meiner Gourmetküche und frage mich, ob es das wert war. Und dann muss ich an Shayla und Chris denken, als sie uns das erste Mal hier besucht haben. Obwohl es Winter war, war es ein sehr milder Abend, weshalb wir auf die Idee kamen, uns auf die Dachterrasse zu setzen. Also haben wir es uns mit bequemen Stühlen und heißen Kaffeegetränken gemütlich gemacht und Sinatra aufgelegt. Gerade, als sie hinaus auf die Terrasse kamen und zum allerersten Mal den Blick über die unglaubliche Skyline schweifen ließen, fing der gute Francis Albert an, »My Kind of Town« zu schmettern. Es war wie eine Szene aus einem Meg-Ryan-Film, und in dem Moment habe ich gedacht, mir platzt das Herz in der Brust vor Stolz.
Bei der Erinnerung daran treten mir die Tränen in die Augen, also fülle ich lieber weiter den Antrag aus. Dauer des Mietverhältnisses. Drei Jahre. Name und Telefonnummer des Vermieters. Auch eine leichte Frage … Pammie Kozul, Telefon Null-Achthundert-Blöde-Kuh. Nein, ich nehme es ihr nicht übel, dass Pammie zweitausend Dollar von unserer Kaution einbehalten hat, weil ich »die wunderschöne Tapete im Badezimmer ruiniert« habe, auch wenn jeder Richter deren Entfernung als finalen Gnadenstoß anerkennen müsste. Aber gegen sie zu prozessieren würde mehr kosten, als wir zurückbekämen, also ist es die Sache einfach nicht wert. 137
Und dann komme ich schließlich zu dem Teil mit dem Einkommen.
Au Backe.
Potentielle Vermieter werden sicher erwarten, dass einer von uns einen Job hat, oder? Mist. Was soll ich denn da bitte eintragen? Wären wir noch kreditwürdig, dann könnte ich einfach ehrlich sein, allerdings fürchte ich, den Luxus können wir uns nicht mehr leisten. Die Miete können wir auf jeden Fall bezahlen, weil wir bisher kaum was von Fletchs Abfindung ausgegeben haben, und dazu kommt noch unsere Arbeitslosenunterstützung, aber das können wir wohl kaum hier eintragen. Da wäre es besser, wir geben uns als Drogendealer aus – ist immerhin ein wachsender Markt mit steigender Nachfrage.
Sosehr es mir auch widerstrebt, die Wahrheit so zu strapazieren, was bleibt mir anderes übrig? Nach langem Grübeln gebe ich an, Fletch sei selbständiger Berater. Schließlich hat Chris uns letzte Woche tatsächlich angerufen, da er eine Frage zu seinem Router hatte, und als kleines Dankeschön hat er uns zum Cocktailtrinken eingeladen, was man doch gewissermaßen als Vergütung bezeichnen könnte, oder? Und Fletch hat auch wirklich schon darüber nachgedacht, als Berater zu arbeiten – bloß hat ihn bisher noch niemand engagiert. Also ist es eigentlich gar nicht richtig gelogen, wenn ich im Kästchen Einkommen eine ziemlich hohe Summe angebe – sondern mehr eine Prognose.
Als ich an die Stelle komme, an der ich meine eigene Einkommenssituation darlegen soll, erkläre ich einfach, ich sei Freibe-ruflerin – mit der Betonung auf frei . Ich meine, immerhin verbringe ich eine Menge Zeit damit, auf meiner Webseite meine bissigen Gedanken kundzutun, und ich habe bereits eine kleine Fangemeinde. Irgendwann könnte daraus tatsächlich ein einträgliches Unternehmen werden, auch wenn ich bis dato noch keine Ahnung habe, wie.
Außerdem habe ich mir das Recht erarbeitet, mich als Schriftstellerin zu bezeichnen, denn dieser Mietantrag ist ein großartiges Werk der Fiktion.
Wir treffen uns mit unserem Immobilienmakler Brandon in dessen Büro, das aussieht wie der Keller eines heruntergekommenen Studentenverbindungshauses. Die Schreibtische sind aus Pressspanplatten und Sägeböcken zusammengebastelt, und die Sofas sind schätzungsweise Baujahr 1962. Ich kann förmlich spüren, wie meine Füße an dem biergetränkten Bodenbelag kleben
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