Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Aushilfsstelle haben, die meinen Qualifikationen entspricht, dann melden Sie sich bei mir, und ich brauche Sie nicht andauernd anzurufen? Also gut … Okay … Ähm, und was glauben Sie, wann das sein wird? Mhm … Na ja, irgendwann fallen Weihnachten und Ostern bestimmt zusammen, oder? Also, bis dann.«
Klingelingeling …
»Ja, ich weiß, dass ich mit der Rate für meinen Studentenkredit im Rückstand bin. … Nein, ich habe nicht vor, zu den Versagern zu gehören, die sich erst ihre Ausbildung bezahlen lassen und sich dann klammheimlich aus dem Staub machen und hoffen, ungeschoren davonzukommen. Dürfen Sie mir überhaupt so was vorwerfen? Sie machen sich gar keine Vorstellung, was ich allein für die Miete hinblättern muss. … Ach, verstehe. … Ja … Und was für Auswirkungen hat das auf meine Kreditwürdigkeit? Oh nein … Okay, wann? Ich denke, ich könnte ein paar meiner Handtaschen versteigern und damit die Rate bezahlen … Ja, danke sehr, mir einen Job zu suchen ist wirklich ein ausgezeichneter Vorschlag – weiß gar nicht, warum ich da noch nicht selbst draufgekommen bin. Wiederhören !«
Klingelingeling …
»Das sind da großartige Neuigkeiten! Freut mich unbeschreiblich, das zu hören! Wann soll ich denn anfangen? Toll … Hervorragend … Ich freue mich wirklich darauf, bald wieder zu arbeiten. Ach, das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Wir haben uns noch gar nicht über das Grundgehalt unterhalten.… Tatsächlich … Okay … Wissen Sie, vielleicht hätten Sie irgendwann bei einem unserer drei Vorstellungsgespräche diese Anfangsinvestition erwähnen sollen. … Ähm, nein … Mr Jackson, hätte ich augenblicklich fünftausend Dollar zur Verfügung, dann würde ich Sie Ihnen mit Karacho in die Nase stecken, Ihnen und Ihrer Schneeballsystemabzocke.«
Mir ist SO langweilig. Es geht auf Weihnachten zu, und ich habe mein gesamtes Geld aus den Aushilfsjobs in Geschenke investiert, also kann ich rein gar nichts unternehmen. Ich war noch auf keiner einzigen Weihnachtsfeier, weil wir den Gürtel sehr eng schnallen müssen, um die Miete zu bezahlen. 135
Eine Weile habe ich die Sims gespielt, wo es darum geht, das Leben dieser Cyber-Figuren möglichst interessant zu gestalten, und zwar durch freundschaftliche Interaktion mit anderen Sims. Je besser die Interaktion, desto glücklicher und fröhlicher sind sie. Wobei ich eigentlich immer bloß ihre Häuser einrichten will und mich schieflache, wenn sie sich in die Haare kriegen. Ob das irgendwas über meinen Charakter verrät?
In letzter Zeit treibe ich mich häufig auf einer Website namens OddTodd.com herum. Todd Rosenberg, ein Typ aus New York, ebenfalls Opfer einer betriebsbedingten Kündigung, hat einen Flash-Zeichentrickfilm über einen Tag im Leben eines Arbeitslosen eingestellt. Dort schlurft ein in einen blauen Bademantel gewandeter Kerl herum, der den ganzen lieben langen Tag nichts anderes tut, als sich wegen seines Kontostands (null), seiner Altersversorgung (ein Einmachglas voller Pennys) und der Tatsache, dass er nicht genug Geld hat, um in den Stripclub zu gehen, zu grämen. Ersetzt man Stripclub durch Schuhabteilung bei Nordstrom , schon hat man mein Leben! Jedes Mal, wenn mich der Mut verlässt oder ich mir wieder den Kopf wegen unserer Finanzen zerbreche, klicke ich rein und schaue mir den Cartoon an. (Inzwischen habe ich ihn bestimmt schon hundert Mal gesehen.)
Auf Todds Seite sind auch einige Texte veröffentlicht, die er geschrieben hat, und es sieht aus, als hätte dieses Ventil ihm wirklich sehr geholfen, mit dem Frust bei der erfolglosen Jobsuche umzugehen. Vielleicht sollte ich auch so was machen?
Mal ehrlich, warum nicht eine eigene Webseite starten? Ich meine, was habe ich denn sonst zu tun? Ist ja nicht, als hätte ich was Besseres vor. (Müsste ich nicht mit den Hunden spazieren gehen, ich wette, ich bräuchte TAGELANG keine Schuhe anzuziehen.) Jetzt, wo ich ihnen keine Aufträge mehr zuschustern kann, habe ich keinen Ton mehr von meinen Freunden in den diversen PR-Agenturen gehört. Zwar habe ich noch Kontakt zu alten Freundinnen wie Melissa und Shayla, aber langsam bin ich es satt, dass sie mich jedes Mal zum Essen einladen wollen. Ich kann es nicht AUSSTEHEN, bemitleidet zu werden, und wenn das heißt, dass ich weniger aus dem Haus komme, dass soll es eben so sein.
Vielleicht würde ja auch was Gutes dabei herauskommen, wenn ich eine Website starte. Dieses Mädel von SaveKaryn.com hat Hunderte von
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