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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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ich schwören können, ich arbeite in einer Sportsbar.
    Meine alten Kollegen haben immer gemeckert, wenn ich mich nach acht Stunden aus dem Büro verkrümelte. Die verstanden einfach nicht, wie ich es schaffte, in dieser Zeit meine Vorgaben zu erreichen, vor allem, weil sie von sich behaupteten, zwölf Stunden am Tag zu ackern. Ja, und wisst ihr was, Jungs? Ich habe tatsächlich schon Zwölfstundentage gearbeitet. Aber die vier Stunden, die ihr mit Air Hockey verplempert? Die zählen nicht.
    Eigentlich hatte ich erwartet, mein alter Job würde mich wirklich fordern, da es um Aktionärspflege ging und ich keinen Schimmer von der Finanzwelt hatte. Ich dachte, Hedgefonds hätten was mit Landschaftsgärtnerei zu tun und Risikokapital sei das Geld, das ich Fletch zum Shoppen aus dem Portemonnaie mopste.
    Stan, der Geschäftsführer von Midwest IR, versprach, mir alles beizubringen, was es auf diesem Gebiet zu wissen gab. Und ich packte die Gelegenheit beim Schopfe, von ihm zu lernen. Er trug zwar einen maßgeschneiderten Anzug für 1200 Dollar und Ferragamo-Slipper, aber im Grunde seines Herzens war er »ein ganz einfacher Kerl aus Jersey«. Seine Offenheit und die unverblümte Art gefielen mir. Eine wirklich erfrischende Abwechslung verglichen mit den wohlerzogenen Leisetretern aus dem Mittleren Westen bei HMO! Klar, meine alten Chefs waren nett und höflich, aber sie haben mehr als einmal versucht, meine Abschlüsse und Ideen als ihre eigenen zu verkaufen.
    Das Letzte, was Stan in meinem abschließenden Vorstellungsgespräch zu mir sagte, war: »Das ist im Grunde genommen ein reines Männerunternehmen in einer reinen Männerdomäne. Und ich meine so richtig knallhartes Männerclubniveau. Ich habe noch nie eine Frau für den Verkauf angestellt, weil ich keine Klagen hören will. Wer mit den Jungs spielen will, muss sie auch Jungs sein lassen. Weshalb ich Sie fragen muss, Jen, was würden Sie tun, wenn Sie hören, wie der Kerl neben Ihnen rumprotzt: ›Ich hab meine Alte gestern Abend mal so richtig von hinten rangenommen‹?« 29
    Etwas verdattert, aber ehrlich erwiderte ich: »Vermutlich würde ich laut lachen.«
    »Gute Antwort. Ich lass mich nämlich nicht gern verklagen. Sie haben den Job.«
    Was ganz lustig war, weil normalerweise ich nämlich für die peinlichen Momente zuständig war. Die anderen Kundenbetreuer konnten alle einen Abschluss von einer Eliteuni vorweisen, und viele von ihnen hatten vorher als Broker gearbeitet. Zwar waren sie verbissene Air-Hockey-Spieler, ansonsten aber knochentrocken und konnten endlos über ihre Portfolios schwadronieren. Die eine oder andere Analverkehrgeschichte wäre mir eigentlich ganz recht gewesen, nur so als Abwechslung von den todsterbenslangweiligen Ergüssen über Börsenbewertungen. Selbst nachdem ich schon ein paar Monate da war, nannte ich sie alle Josh, weil ich sie einfach nicht auseinanderhalten konnte. Franco, unser aller Lieblingsfriseur von Lincoln Park, verpasste ihnen denselben Haarschnitt, und jeden Tag tauchten sie in den immer gleichen beigen Hosen und hellblauen Hemden im Büro auf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Stan sie auseinanderhalten konnte.
    Doch zum Glück war Zusammenhalt Stans erklärtes Ziel. Zu seinem Plan gehörte auch, dass wir andauernd gemeinsame »Betriebsausflüge« machten. Ihm gefiel die Vorstellung, wie seine Kundenbetreuer gemeinsam in einem angesagten Restaurant saßen, mit den Logo-Hemden angetan, die er eigenes zu diesem Zwecke hatte bedrucken lassen. Aber irgendwann fing es an, mir an die Substanz zu gehen, den ganzen Tag und dazu nicht wenige Abende mit diesen Jungs zusammen zu sein. Das Gelaber über das Wahnsinnsfootballprogramm der Cornell University kommt einem irgendwann wieder zu den Ohren raus, Sie verstehen?
    Bei meiner ersten Geschäftsreise nach New York musste ich einen Tag mit einem der Joshs zusammenarbeiten. Josh hatte mich angelernt, wobei ich dieses Wort im weitesten Sinne verwende. Seine Verkaufstaktik bestand hauptsächlich darin, seine Kunden so lange zu langweilen, bis sie sich widerstandslos in ihr Schicksal fügten. Das Einzige, was ich von ihm gelernt hatte, war, wie man es nicht machen sollte.
    »Erklär mir doch bitte noch mal, warum ich heute mitkommen muss«, murrte ich während unseres obligatorischen Gruppenfrühstücks. Bei dieser Reise hatte ich bereits drei Abschlüsse getätigt, und verdammt, ich hatte mir einen freien Nachmittag zum Shoppen VERDIENT. Bisher war der einzige Laden, den ich von

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